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Wirtschaft: Ein weiterer Versuch der Koordination

FRANKFURT .Für den neuen Finanzminister Oskar Lafontaine wird es der erste Auftritt vor einem großen internationalen Gremium.

FRANKFURT .Für den neuen Finanzminister Oskar Lafontaine wird es der erste Auftritt vor einem großen internationalen Gremium.Auch Bundeskanzler Gerhard Schröder kommt zur Begrüßung, wenn am Freitag das zweitägige Treffen der Finanzminister aus 15 Ländern Europas und 10 Staaten Asiens sowie der Europäische Kommission in Frankfurt (Main) beginnt.Besonderes Interesse auf dieser 2.ASEM-Konferenz der Finanzminister dürfte dabei die Anwesenheit des chinesischen Finanzministers Xiang Huaicheng erfahren: Nach der bislang größten Finanzpleite in China, ausgelöst vor allem auch durch die fehlende Absicherung durch die Regierung in Peking, stellt sich im Westen die Frage nach der Sicherheit von Finanzinvestitionen in China und nach der finanziellen Stabilität des fernöstlichen Landes überhaupt.

Aber auch die jüngst veröffentlichten Ideen des deutschen Finanzministers und seines französischen Kollegen Dominique Strauss-Kahn über feste Wechselkurse, Wechselkurs-Zielzonen und eine engere Bindung der Leitwährungen Dollar, Yen und Euro dürften zur Sprache kommen.Und beide Seiten werden viele Fragen haben: Die Europäer werden erfahren wollen, ob die Asiaten wirklich genug tun, um die Krise zu überwinden und ob nicht nur Thailand und Korea mittlerweile das tiefe Tal wieder verlassen haben und wie sich die Lage in Indonesien darstellt.Umgekehrt werden sich die Europäer fragen lassen müssen, ob ihr Beitrag zur Überwindung der Krise ausreichend war und ist.Teilnehmen werden auch Wim Duisenberg, der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Michel Camdessus, der geschäftsführende Direktor des Internationalen Währungsfonds (IWF), Andrew Crocket, Generaldirektor der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in Basel und EU-Kommissar Yves-Thibault de Silguy.

Duisenberg erläutert den 25 Finanzministern die neuesten Entwicklungen rund um die Europäische Währungsunion und den Euro.Camdessus äußert sich zur Finanz- und Wirtschaftslage in Asien und wohl auch darüber, welche Effekte die Hilfsprogramme des Fonds für die Region mit einem Volumen von über 110 Mrd.Dollar mittlerweile Wirkung zeigen.Schließlich wird BIZ-Generaldirektor Crocket über Probleme des Finanzsektors und der Finanzmarktaufsicht sprechen.

Zu ihrer ersten Konferenz hatten sich die Minister im September 1997 in der thailändischen Hauptstadt Bangkok getroffen.Damals hatten sie sich, unmittelbar bevor die Finanzkrise in Asien in ihrem vollem Ausmaß sichtbar wurde, für die Förderung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit zwischen Europa und Asien ausgesprochen und vereinbart, bei der Überwachung der Finanzmärkte enger zusammenzuarbeiten.Die Turbulenzen in Südostasien und Japan konnte dies nicht verhindern.Auch im Zollbereich und bei der Bekämpfung der Geldwäsche sollten bald, so hieß es damals, "konkrete Schritte" zur Stärkung der Kooperation unternommen werden.

ASEM - die sogenannten Asien-Europa-Treffen auf der Ebene der Staats- und Regierungschefs, der Wirtschafts- und Finanzminister - wurde vom früheren Premierminister Singapurs, von Goh Chok initiiert.Das erste Gipfeltreffen fand 1996 in der thailändischen Hauptstadt Bangkok statt, im vergangenen Jahr trafen sich die Regierungschefs in London.

ROLF OBERTREIS (MAIN)

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