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Auf der Karriereleiter. Im Laufe des Berufslebens spezialisieren sich viele Industriekaufleute auf einen Bereich wie Einkauf, Buchführung oder Personal. Foto: picture-alliance

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Wirtschaft: Eine Ausbildung mit Perspektive

Der Industriekaufmann ist einer der beliebtesten Berufe bei Auszubildenden: Man ist flexibel und hat vielfältige Chancen.

Eine Ausbildung zum Industriekaufmann ist ein bisschen wie ein Joker: Man kann ihn später in den verschiedensten Bereichen und Branchen einsetzen. Industriekaufleute kaufen Ware ein, kümmern sich um das Personal oder verhandeln mit den Kunden über Verkaufspreise. „Das ist der universale kaufmännische Beruf überhaupt“, sagt Klaus Heimann, der bei der Gewerkschaft IG Metall für die Bildung zuständig ist. Nicht zuletzt deshalb ist kaum ein Beruf bei jungen Leuten in Deutschland so begehrt. Seit Jahren hält sich der Industriekaufmann mit rund 50 000 Verträgen pro Jahr im Ranking der beliebtesten Ausbildungsberufe auf einem Spitzenplatz.

„Der Beruf hat wirklich ein außerordentliches Potenzial über alle Branchen hinweg“, betont Heimann. Ob es um Chemie, Elektronik, Möbel, Nahrungsmittel, Maschinenbau, Textilien oder Autos geht: In nahezu jedem Betrieb, der irgendetwas produziert, finde man auch Industriekaufleute. Und man könne später ohne große Probleme zwischen den Branchen wechseln. „Man kann sich auch in der Ausbildung erstmal in die Breite orientieren. Das ist ein Vorteil, weil viele junge Menschen noch nicht so genau wissen, was sie später einmal machen wollen.“ Doch die Konkurrenz um die Ausbildungsplätze ist entsprechend groß. „Die Anforderungen sind schon nicht ohne“, sagt Simon Grupe, Ausbildungsexperte beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag.

Nach Angaben des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) hatten im Jahr 2010 immerhin 62 Prozent der Lehrlinge die Hochschulreife. „Aber auch gute Realschüler sind zunehmend gefragt. Gerade wenn sie schon einmal ein Praktikum gemacht haben und gezeigt haben, dass sie engagiert sind.“ Wegen der vielen Bewerber machen die Unternehmen oft zahlreiche Tests, um die besten Auszubildenden herauszufiltern. „Die Deutsch- und Englischnote und gerade Mathe spielen eine Rolle. Viele punkten außerdem damit, dass sie nach dem Abi einen Auslandsaufenthalt gemacht haben“, sagt Grupe. Vor allem, wer sich mit Geschäftspartnern aus Russland oder China unterhalten kann, habe in der exportorientierten deutschen Wirtschaft einen enormen Vorteil.

Eine gute Ausbildung zeichne sich dadurch aus, dass man alle kaufmännischen Bereiche einer Firma durchlaufen könne, sagt Heimann. Im Bereich Materialwirtschaft geht es darum, mit Zulieferern zu verhandeln und die gelieferte Ware zu prüfen. In der Personalabteilung geht es um Fragen wie den Urlaubsanspruch und tarifrechtliche Vorschriften. Im Vertrieb müssen sie Preise kalkulieren und mit den Kunden verhandeln. Im Rechnungs- und Finanzwesen sind sie für die Buchführung verantwortlich.

„Auf jeden Fall muss man die Produktion und das Produkt kennen und auch etwas von den Materialien verstehen, mit denen man zu tun hat“, sagt Grupe. Viele angehende Industriekaufleute würden deshalb während der Ausbildung auch eine Zeit lang direkt in der Produktion eingesetzt. Verantwortung kann man dabei schnell übernehmen. „Es ist nicht unüblich, dass man schon während der Ausbildung Einkaufs- und Kundengespräche führt und dabei gewisse Handlungsspielräume hat.“ Angst vor Mathematik sollte man jedenfalls nicht haben, sagt Martina Dadek, Studiendirektorin am Robert-Schuman-Berufskolleg für Wirtschaft und Verwaltung der Stadt Essen. „Das ist zwar keine höhere Mathematik, sondern eher kaufmännisches Rechnen. Aber ein Dreisatz oder Zinsrechnung sollten schon sitzen.“ Ansonsten geht es in der Berufsschule um die theoretischen Grundlagen etwa beim Einkauf, beim Marketing oder beim Absatz. Und auch das Rechnungswesen ist ein großer Bereich, der einigen Schülern immer wieder Schwierigkeiten bereite. „Das Kontensystem, in dem man bucht, ist für viele schon sehr abstrakt“, sagt Dadek.

Die Verdienstmöglichkeiten von Industriekaufleuten sind stark von der Branche abhängig. In der Ausbildung liegt die Vergütung nach Angaben des BIBB zwischen 718 Euro im ersten und 898 Euro im dritten Lehrjahr. In der Metallindustrie, in der traditionell gut bezahlt wird, sei anschließend aber schon ein Einstiegsgehalt zwischen 2500 und 3000 Euro möglich, sagt Heimann.

Im Laufe des Berufslebens spezialisierten sich viele Industriekaufleute dann auf einen Bereich wie Einkauf, Buchführung oder Personal,erklärt Grupe. Wer Karriere machen will, kann Weiterbildungsangebote etwa zum Fachkaufmann oder anschließend zum Fachwirt nutzen. Einige gehen auch noch einmal für ein BWL-Studium an die Uni. Die Chancen für junge Leute seien nach der Ausbildung jedenfalls sehr gut, sind sich die Experten einig. Grupe betont: „Wer einen guten Abschluss hat, besitzt fast eine Übernahmegarantie.“ dpa

Claudia Obmann

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