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Wirtschaft: Eine gute Nase und das Glück des Tüchtigen

Peter Dussmann avanciert vom Seiteneinsteiger zum Umsatzmilliardär / Weltweit aktivVON PETER BOLMDie Nase Peter Dussmanns ist Gold wert.Mit dem natürlichen Instinkt eines echten Schwaben für alles Verwertbare scheint seine Lieblingsbeschäftigung darin zu bestehen, die Welt von der Unfehlbarkeit unserer Marktwirtschaft überzeugen zu wollen.

Peter Dussmann avanciert vom Seiteneinsteiger zum Umsatzmilliardär / Weltweit aktivVON PETER BOLM

Die Nase Peter Dussmanns ist Gold wert.Mit dem natürlichen Instinkt eines echten Schwaben für alles Verwertbare scheint seine Lieblingsbeschäftigung darin zu bestehen, die Welt von der Unfehlbarkeit unserer Marktwirtschaft überzeugen zu wollen.In gut 20 Jahren vom Seiteneinsteiger zum Umsatzmilliardär avanciert, kann sich der brillante Geschäftsmann inzwischen den Luxus leisten, nur in großen Würfen zu denken und zu handeln.Dabei ist ihm - bisher - das Glück stets treu geblieben.Dussmann, so die nicht immer neidlose Konkurrenz, sammelt geschäftliche Erfolge wie andere Briefmarken. Auch sein jüngster Coup, der am Wochenende eröffnete Kulturtempel in der Friedrichstraße, verrät den Anspruch des Verwöhnten, keine Kompromisse mehr eingehen zu müssen.Der 12 Mill.DM teure Medienshop in Berlins nobler Mitte, der sich als Grenzgänger zwischen Kunstgenuß und Kaufvergnügen versteht, gilt als Symbol für die Dussmann-Philosophie: Pilotprojekt, gewinnorientiert, auf Zukunft getrimmt.Ein simples Warenhaus, sagte Dussmann zur Eröffnung, hätte jeder bauen können.Er sucht die Nische, das Neue und Besondere.Ein Kulturkaufhaus mußte es sein, das in Europa noch kein Vorbild hat. Ganz ohne Risiko ist das Engagement dennoch nicht.Reich geworden mit einer stattlichen Reihe ertragsstarker Dienstleistungsgesellschaften ist die Kultur so etwas wie ein Fremdkörper im Dussmann-Imperium.Rund 20 Mill.DM Umsatz sind für die ersten Jahre kalkuliert, aber noch steht der Erfolg lediglich als Planziffer auf dem Papier.-Schon an anderer Stelle mußte in den Dussmann-Chefetagen zur Kenntnis genommen werden, daß Fortuna eine höchst unberechenbare Göttin ist.In den Geschäftsfeldern Gesundheit und Senioren unter dem Dach der beiden Tochtergesellschaften Kursana und Kursamed, zuständig unter anderem für Altenheime und den Betrieb von Krankenhäusern, gab es im Geschäftsjahr 1996 kräftige Einbußen.Der Anteil dieser Segmente am Gruppenumsatz von 1,6 Mrd.DM ging von 25 Prozent auf 21,8 Prozent zurück.Ursache für den Einbruch sind geringere Belegungszahlen in den Krankenhäusern, eine kürzere Verweildauer und rückläufige Antragszahlen auf medizinische Rehabilitation als Folge der Sparmanöver des Bonner Gesundheitsministers. Peter Dussmann nahm diese ersten Kratzer in der Konzernfassade zum Anlaß, den Geschäftsbericht 96 mit nachdenklichen Worten einzuleiten.Trotz weiterer Zuwächse - für 1997 erwartet man einen Jahresumsatz von 1,7 Mrd.DM - werde es zunehmend schwieriger, immer neue Rekordmarken zu erreichen, mahnte der Konzernchef.Um der Intensität des Wettbewerbs und dem Tempo der Veränderungen standzuhalten, gleichzeitig aber die Expansion des Unternehmens nicht zu gefährden, ist auch für Dussmann ein Ausweichen auf andere Märkte unerläßlich.Dabei profitiert der Dienstleister heute von seinen früh unternommenen Ausflügen in andere Länder. Schon 1968 gründete Dussmann die erste Tochterfirma in Österreich.Es folgten Unternehmen in Luxemburg, der Schweiz, aber auch in den Vereinigten Staaten und in Hongkong.Seine Umtriebigkeit führt den Globetrotter in jeden Winkel der Erde.Dabei gerät er dann auch an so seltene "Sammlerstücke" wie zwei Joint-ventures in China und Vietnam.Mit insgesamt 20 Ländergesellschaften und mehr als 37 000 Beschäftigten hat die Gruppe die Risiken inzwischen weltweit gut verteilt.Stärkste Auslandsbastion mit mehr als 6000 Mitarbeitern und einem Umsatzsprung von zuletzt 21 Prozent auf 239 Mill.DM ist die italienische Tochter. Durchgesetzt hat sich das Unternehmen vor allem mit seinem sogenannten Facility Management und einem tiefgestaffelten Catering-Service innerhalb der dafür gegründeten "Pedus-Gesellschaften".Dussmann erkannte als einer der ersten in Deutschland, daß die Kosten rund um die Immobilie - von der Energie, der Reinigung, der Instandhaltung und Sicherheit bis hin zum Personal - kräftig steigen werden und auf Dauer nur in der Hand von Profis zu beherrschen sind.Mit seinem Facility Management erwirtschaftete der Konzern 1996 über 47 Prozent vom Umsatz. Für den Einfallsreichtum Peter Dussmanns spricht, daß er auch Osteuropa für den Dienstleistungssektor entdeckte.Mit jeweils regionalen Niederlassungen kam er nach Erfolgen in Tschechien, Ungarn und der Slowakei auf beachtliche Steigerungen vor allem in Polen, Bulgarien, Slowenien und Rußland.Umsatzzuwächse von 54 Prozent zeigen den Weg.Zwar ist mit dem Break-even im Osten erst nach dem Jahr 2000 zu rechnen.Als kluger Geschäftsmann weiß Dussmann aber sehr genau, daß ein Investment reifen muß wie ein guter Wein.Zur Zeit fließen die Erträge noch reichlich, um auch längere Durststrecken zu überstehen.Da ist dann auch der mögliche Gang an die Börse kein Thema.Das Motto von Dussmann: "Das Geld, das ich für die Expansion meines Unternehmens benötige, verdiene ich selbst".

PETER BOLM

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