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Wirtschaft: Eine Kennziffer sorgt für Klarheit - System soll erneuert werden

Sie ist an jedem Börsentag tausendfach im Einsatz, bei jedem Aktiengeschäft gefordert: die Wertpapierkennnummer (WKN). Doch ihre Zeit läuft ab.

Sie ist an jedem Börsentag tausendfach im Einsatz, bei jedem Aktiengeschäft gefordert: die Wertpapierkennnummer (WKN). Doch ihre Zeit läuft ab. Fast 50 Jahre nach ihrer Schöpfung wird die nützliche Zahlenreihe wohl in Rente gehen. Die Gründe sind zweierlei: Zum einen steigt die Zahl der Wertpapiere stetig an, während die Menge der WKN, die jedem Titel einen unverwechselbaren Code zuteilen, begrenzt ist. Dies wird langfristig zu Engpässen führen. Zum anderen ist für den wachsenden internationalen Aktienhandel eine Vereinheitlichung der Kodierungssysteme nötig.

Zuständig für die Zuteilung der WKN ist seit 1955 der Wertpapiermittel Datenservice in Frankfurt. Dieser Verlag wurde 1947 gegründet, um für Kreditinstitute Informationen rund um die Wertpapierverwaltung zu beschaffen und zu dokumentieren. Zur Zeit gibt es rund 3,5 Millionen Wertpapiertitel auf der Welt. Nicht alle sind für deutsche Anleger interessant. So haben die Frankfurter auch nur 220 000 Nummern registriert. Möglich sind maximal eine Million (000 000 bis 999 999). Trotzdem hat die WM Datenservice derzeit "nur" 400 000 freie Codes. Bis vor kurzem durfte sie nämlich die Nummern von ausgeschiedenen Werten ("tote WKN") nicht mehr benutzen. Dies wurde zum März diesen Jahres geändert.

Bis dato waren die WKN außerdem noch systematisiert, zum Beispiel in Industrieobligationen (350 000 bis 379 999) oder Bankaktien (800 000 bis 819 999). Die Folge: Viele Nummern waren frei, konnten aber nicht vergeben werden, weil sie reserviert waren. Mit der Abschaffung der Systematik bekamen die Frankfurter wieder Luft, zum Kummer alter Börsenprofis. Diese erkannten nämlich die meisten Werte schon an der WKN. Im Mai 2003 könnte die Zahl der Trauernden noch steigen, wenn die WKN unter Umständen ganz verschwindet. Dies wird geschehen, wenn sich Banken, Börsen und andere Anwender für die neue ISIN (International Security Identification Number) entscheiden. Sie umfasst doppelt soviele Ziffern und soll nationale Nummerierungssysteme ablösen. Anfang der 90er-Jahre wurde sie von der ISO (International Standard Organisation) eingeführt. 1992 gründete die ISO die ANNA (Association of National Numbering Agencies), in der alle nationalen Agenturen - für Deutschland die Wertpapiermittel Datenservice - vertreten sind.

Sollte es 2003 noch nicht klappen, ist geplant, der WKN eine Buchstabenstelle anzufügen - "als letzte Reform". Nostalgie ist fehl am Platz: Internet, Globalisierung und das Börsenfieber verlangen nach neuen Systemen. Der Anleger von heute sitzt am heimischen PC und handelt an den entferntesten Plätzen der Erde. Eine globale Wertpapierkennnummer ist da mehr als nützlich.

Sebastian Blohm

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