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Wirtschaft: Eine kostspielige Angelegenheit

Das Angebot für weiterbildende Master ist groß. Doch die Nachfrage ist kleiner als gedacht: Die Deutsche Weiterbildungsuniversität in Berlin stand kurz vor der Schließung. Was der Abschluss wirklich bringt.

Lebenslanges Lernen lautet die Devise, wenn es mit der Karriere stetig bergauf gehen soll. Wer sich im Beruf weiterbilden will, kann dies zum Beispiel über so genannte weiterbildende Masterstudiengänge machen. Die kosten allerdings viel Geld und bringen nicht immer den gewünschten Karrieresprung.

Die Deutsche Weiterbildungsuniversität (DUW) Berlin hat Glück im Unglück. Der Betrieb geht weiter, obwohl das Geschäft momentan für mehr Ausgaben als Einnahmen sorgt. Für die beiden Gründungsgesellschafter, die Freie Universität Berlin und die Klett Gruppe, war die Hochschule damit zuletzt nicht mehr tragbar. Doch es fand sich ein Retter in der Not für die Deutsche Weiterbildungsuniversität. Die Steinbeis-Hochschule Berlin kaufte die DUW offiziell Ende Mai auf – für den symbolischen Preis von einem Euro. Das Programm soll wie bisher weiterlaufen, mit dem Kerngeschäft aus sieben berufsbegleitenden Masterprogrammen und einer zusätzlichen Palette an Zertifikatskursen. Ab kommendem Oktober will die Universität auch wieder neue Studenten aufnehmen, nachdem im vergangenen Dezember noch ein Aufnahmestopp verhängt worden war.

Ein Problem der Deutschen Weiterbildungsuniversität war unter anderem, dass sich zu wenig Leute für die Angebote angemeldet haben. Von der Eröffnung im Oktober 2009 bis heute kommt die Hochschule bei den sieben weiterbildenden Mastern insgesamt nur auf etwa 300 bis 400 Studenten. Das muss besser werden, weiß DUW-Präsidentin Ada Pellert. Mit dem Steinbeis-Verbund an ihrer Seite glaubt sie aber an eine gute Zukunft. Denn nun gebe es viel mehr Möglichkeiten durch gemeinsame Projekte und Kooperationen Leute für das Hochschul-Angebot zu gewinnen.

Dennoch bleibt die Frage, warum die berufsbegleitenden Masterprogramme der Deutschen Weiterbildungsuniversität bis jetzt nicht zünden konnten. Ein Grund dürfte vor allem sein, dass vielen nicht klar ist, was diese so genannten berufsbegleitenden oder auch weiterbildenden Master überhaupt sind und was sie im Job am Ende davon haben. Klar, der Begriff Master ist im Zusammenhang mit der Bologna-Reform bekannt. Ein Master folgt direkt auf den Bachelor und soll das Wissen in bestimmten Themen vertiefen, lautet die gängige Erklärung. Diese Form der Masterprogramme nennt man deshalb auch „konsekutive“ Master, was so viel heißt wie „nachfolgend“.

Beim weiterbildenden oder auch berufsbegleitend Master ist das etwas anders. Zwar geht es auch hier darum, ein bestimmtes Themenfeld zu vertiefen. Doch die Studenten müssen neben einer akademischen Erstausbildung auch Berufserfahrung mitbringen, weil die Inhalte auf den praktischen Erfahrungen aufbauen. Mindestens ein bis drei Jahre sind je nach Angebot Voraussetzung. Deshalb tragen die einzelnen Programme zum Teil auch sehr spezifische Namen. Der „Master erneuerbare Energien“ zum Beispiel soll auf eine Arbeit für die Energiewende vorbereiten. Mit dem Master Medizinpädagogik soll der Weg etwa zum Lehrer an Schulen im Gesundheitswesen offen stehen.

Neben diesen Spezialprogrammen gibt es noch den Master of Business Administration (MBA) – der wohl bekannteste berufsbegleitend Masterstudiengang. Wer Leiter einer Abteilung oder gar Manager eines ganzen Unternehmens werden möchte, greift heute gerne darauf zurück. Denn im MBA geht es beispielsweise um Wirtschaftskalkulation, Zeitmanagement und Personalführung – Themen, in denen sich jeder auskennen sollte, der auf der Karriereleiter nach ganz oben steigen will.

„Beim Start der Bologna-Reform lautete die Prognose noch, dass viele Studierende nach dem Bachelor erst einmal arbeiten gehen und sich erst später für einen Master entscheiden würden“, sagt Pellert. Darum habe man bei der DUW-Gründung auch angenommen, dass die Nachfrage nach berufsbegleitenden Masterprogrammen recht hoch sein würde.

Nach Zahlen von Bund und Ländern geht man davon aus, dass ungefähr die Hälfte aller Bachelorstudenten direkt nach dem Erststudium einen Master anschließen. Das Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) hält diese Zahl allerdings für zu niedrig und glaubt, dass mindestens zwei Drittel sich direkt auf einen Masterplatz bewerben. In einer Studie rechnet das CHE deshalb auch für 2016 mit etwa 265 000 nötigen Masterstudienplätzen in Deutschland. Für viele kommt damit ein Weiterbildungsmaster also zunächst nicht infrage.

Ein Großteil steht dem Programm aber auch deshalb kritisch gegenüber, weil diese Masterstudiengänge in der Regel mehrere hundert Euro pro Monat kosten. Nach zwei bis drei Jahren Studienzeit kommt so schnell eine Summe zwischen 12 000 und 15 000 Euro zusammen. Viele würden deshalb davor zurückschrecken, weiß Roya Madani, MBA-Studiengangleiterin an der Universität Potsdam. Hier gibt es unter der Rubrik „Weiterbildende Masterstudiengänge“ sechs verschiedene Programme.

Ein Teil der Studenten holt sich deshalb Unterstützung von ihren Arbeitgebern. Eine Untersuchung des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln von 2010 zeigt dementsprechend, dass 46 Prozent der Unternehmen tatsächlich auch bereit sind, ihren Arbeitnehmern bei der Weiterbildung unter die Arme zu greifen – sei es in Form von finanzieller Unterstützung oder mit zusätzlichen freien Tagen.

Da ein berufsbegleitender Master häufig als Fernstudium neben dem Job absolviert wird, wissen viele Chefs um die besondere Belastung ihrer Mitarbeiter. „Wenn ein Arbeitgeber also einen konkreten Nutzen für sich sieht, ist er meist bereit sich auch für seinen Mitarbeiter einzusetzen“, erläutert Markus Jung, Experte für Fernstudien.

Ob ein berufsbegleitender Master nach dem Abschluss aber immer den gewünschten Karrieresprung bringt, ist fraglich. Mit einem MBA-Abschluss kann man sich zwar auf einer sichereren Seite fühlen, dennoch kommt es im Einzelfall letztendlich auch noch darauf an, an welcher Universität man den Abschluss erworben hat.

„Die speziellen weiterbildenden Masterprogramme helfen am Ende nicht immer, einen Karrieresprung zu machen. Manchmal geht es dabei nur um eine inhaltliche Vertiefung“, sagt Ingrid Arbeitlang, Hochschulberaterin bei der Agentur für Arbeit in Berlin. Deshalb sollte sich jeder genau überlegen, was ihm so ein Programm bringt und welches Ziel man damit erreichen möchte.

Einer, der von seiner Master-Weiterbildung schon profitiert hat, ist Patrick Bröker. Im Oktober 2010 entschied er sich nach langer Überlegung für einen MBA. Mittlerweile arbeitet der 36-Jährige schon seit einem halben Jahr an der Uni Potsdam in der Transfer Stelle und vermittelt zwischen Wissenschaft und Unternehmen.

Er ist sich sicher: „Ohne den MBA hätte ich wahrscheinlich keine direkte Zusage nach meinem Bewerbungsgespräch bekommen.“ Außerdem habe er schon jetzt nach so kurzer Zeit die Leitung des Bereichs „Technologie-Scouting“ übernehmen dürfen. Damit konnte er die Karriereleiter noch ein wenig höher steigen. „Und meine Vorgesetzten können sich auch langfristig eine Karriere bei Potsdam Transfer für mich vorstellen“, freut sich der MBA-Absolvent.

Lara Sogorski

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