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Wirtschaft: „Eine Kreditklemme sehe ich nicht“ Volkswirt Ulrich Kater bleibt optimistisch

Auch deutsche Banken sind direkt oder indirekt von der US-Hypothekenkrise betroffen. Wie viele Leichen liegen noch in den Kellern der Banken?

Auch deutsche Banken sind direkt oder indirekt von der US-Hypothekenkrise betroffen. Wie viele Leichen liegen noch in den Kellern der Banken?

Das genau ist das Problem. Die Marktteilnehmer kennen das ganze Ausmaß der Schwierigkeiten noch nicht. Deshalb gibt es die scharfe Reaktion an den Finanzmärkten. Es gibt einen Generalverdacht gegen jede Art von Finanzschuld und Kredit. Aber: Dieses Misstrauen und die gute Lage der Realwirtschaft passen nicht zusammen. So viel an verbrieften Krediten kann nicht ausfallen.

Wird sich die Situation in absehbarer Zeit beruhigen?

Wenn sich alle Banken ihre Bücher genau angeschaut und die Risiken neu eingeschätzt haben und klar ist, wie hoch mögliche Kreditausfälle sein werden, wird die Nervosität abflauen. Das ist eher eine Frage von Tagen denn von Wochen.

Die Banken selbst trauen sich offenbar nicht mehr recht über den Weg. Oder wie ist es sonst zu erklären, dass Notenbanken weltweit kurzfristig Hunderte von Milliarden in den Markt pumpen?

Ein Entzug von Vertrauen ist kein neues Phänomen. Das gab es bei der Krise um den Hedgefonds LTCM in den neunziger Jahren und beim Crash am Aktienmarkt rund um das Jahr 2000. Es gibt aber immer neue Anlässe: Diesmal ist es der noch junge Markt für verbriefte Kredite. Es fehlen die Erfahrungen dafür, was passiert, wenn die Liquidität knapper ist.

Wie groß ist die Gefahr einer allgemeinen Kreditkrise? Könnten die Banken den Geldhahn generell zudrehen und damit auch Investitionen bremsen?

Die Kreditvergabe ist nicht nachhaltig gestört. Aber die Banken werden Kredite risikobewusster und damit auch etwas teurer anbieten und vergeben. Eine Kreditklemme wie etwa in Japan Anfang der neunziger Jahre sehe ich nicht.

Die Halbjahresberichte der Unternehmen waren meist gut. Sind die Konzerne für die Krise gewappnet?

Die gesamte Weltwirtschaft ist derzeit sehr robust. Die Realwirtschaft und die Unternehmen sind bestens aufgestellt, um mit der Krise umgehen zu können. Die Unternehmen sitzen auf hohen finanziellen Polstern, können Investitionen also aus eigener Kraft finanzieren.

Sie haben vor nicht allzu langer Zeit für Ende 2008 rund 9000 Punkte im Dax vorausgesagt. Halten Sie daran fest?

Wir bleiben optimistisch. Die Aktienmärkte werden sich wieder erholen. Wie weit, das werden wir uns in aller Ruhe ansehen, wenn sich der Pulverdampf etwas gelegt hat. Das Umfeld für die Aktienmärkte ist weiter gut.

Ulrich Kater

ist Chef-Volkswirt der Deka-Bank. Die Bank ist das Spitzeninstitut und die Investmentgesellschaft von Sparkassen und Landesbanken. Mit Kater sprach Rolf Obertreis.

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