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Wirtschaft: Eine Mischung aus Vergangenheit und Zukunft

Balda und Technotrans überzeugen die Anleger am Neuen Marktswi Eigentlich interessieren sich Anleger am Neuen Markt für die Zukunft eines Unternehmens und nicht für seine Vergangenenheit. Deswegen macht die Balda AG mit Sitz in Bad Oeynhausen auch kein großes Aufheben um ihre Geschichte.

Balda und Technotrans überzeugen die Anleger am Neuen Marktswi

Eigentlich interessieren sich Anleger am Neuen Markt für die Zukunft eines Unternehmens und nicht für seine Vergangenenheit. Deswegen macht die Balda AG mit Sitz in Bad Oeynhausen auch kein großes Aufheben um ihre Geschichte. "Sie ist nur ein Bonbon, von dem wir gerne erzählen", sagt Unternehmenssprecher Cersten Hellmich. Obwohl das Unternehmen auf eine ruhmreiche Vergangenheit zurückblickt, setzt man in Bad Oeynhausen auf die Zukunft. In ein bis zwei Jahren sollen bei Balda Mobiltelefone mit eingebauten Knopfkameras produziert werden. Längst hat sich das Unternehmen aus der Kameraindustrie verabschiedet, heute produziert es Handy-Schalen für Nokia, Siemens und Motorola.

Doch manchmal kann die Vergangenheit wieder wichtig werden: "Durch die Kurskorrektur in den letzten Wochen wird wieder stärker auf Solidität geachtet", sagt der IT-Analyst Marcus Sander von der Nord/LB. Davon profitierten erfahrene Unternehmen, die im Gegensatz zu frisch gegründeteten Softwarefirmen Markennamen, Kundenkreis und ein gewachsenes Management aufweisen könnten. "Das sind Aspekte, die wir extrem positiv bewerten", sagt Sander. Ein Grund, warum er davon ausgeht, dass sich Balda gut entwickeln wird.

Mit der Produktion von Fotoapparaten hat die Firma Balda im Jahr 1908 in Dresden angefangen. Nach dem Zweiten Weltkrieg siedelte das Unternehmen in das westfälische Bünde um, die Kameraproduktion wurde 1985 von einem chinesischen Joint Venture gekauft. Anschließend konzentrierte sich die Firma auf Gehäusetechnik, produzierte Blenden für Waschmaschinen und Verschalungen für Rasierapparate und Videorecorder. Im Jahr 1994 wurde das Unternehmen, das kurz vor der Pleite stand, von Bernd Fennel übernommen.

Fennel nutzte das Potenzial der Fachhandwerker, und mit dem Einstieg in die Mobilfunkindustrie vier Jahre später blühte Balda wieder auf. Im November 1999 ging das Unternehmen an den Neuen Markt, die Aktie wurde erstmals mit 24 Euro notiert. Der Höchstkurs lag bei 205 Euro, zurzeit kostet sie etwa 145 Euro und behauptet sich damit besser als andere High-Tech-Werte.

Ähnlich wie die Balda AG hat sich auch ein anderes Traditionsunternehmen am Neuen Markt überdurchschnittlich gut behauptet: Die Technotrans AG "Das ist kein Zufall", meint der Analyst Sander. Der Systemanbieter für Geräte- und Anlagenbau in der Druckindustrie und der CD-Herstellung blickt auf eine 30-jährige Unternehmensgeschichte zurück. "Wir können in Zeiten, in denen der Neue Markt unübersichtlich wird, dem Anleger eine Erfolgsgeschichte vorweisen", sagt Sprecherin Thessa Möller.

Bis vor kurzem fühlte sich Technotrans am Neuen Markt allerdings eher unterbewertet. "Unternehmen mit einer griffigen, aber oberflächlichen Story, die auf den Bauch des Anlegers zielten, hatten mehr Erfolg", so Möller. Dabei hatte Technotrans durchaus Zugeständnisse an den Zeitgeist gemacht. So hatte man sich in Sassenberg schon vor längerer Zeit von dem Gründungsnamen "fb-apparatebau böhnensieker" verabschiedet und sich in "Technotrans" umbenannt. Als Zielgruppe sieht man bei Technotrans trotzdem eher die langfristien Anleger. "Technotrans ist in der Druckmaschinenbranche bestens etabliert", sagt Eggert Kuls von M. M. Warburg Investment. "Die Kundenkontakte sind seit vielen Jahren stabil, das ist sicherlich ein Vorteil."

Allerdings sieht er im Maschinenbau, dem Hauptstandbein der Firma, wenig Fantasie. Mehr Spielraum sei in der Unternehmenssparte CD/DVD. Ähnlich wie bei Balda ist also nicht nur das Fundament, sondern auch die Zukunftsvision des Unternehmens wichtig.

Auf ein solides Fundament setzt man auch bei der Sachsenring Automobiltechnik AG. Eine wenig geradlinige Geschäftspolitik hat zwar dazu geführt, dass die Aktie zurzeit bei zwölf Euro dümpelt. Von dem Boom am Neuen Mark konnte sie kaum profitieren, der Jahreshöchstkurs lag bei 17,40 Euro Mitte Februar. Hinter dem Misserfolg an der Börse steht unter anderem die im November angekündigte Übernahme der Rheinmetall-Tochter Jagenberg AG, die vor einigen Wochen wieder abgeblasen wurde. Nach dem Ausflug in den Maschinenbau will sich Sachsenring nun aber wieder auf den Automobilbau konzentrieren.

Zurzeit bewerten Analysten die Firma als "Underperformer", aber mit einer klaren Strategie und einer Fokussierung könnte sich das wieder ändern. Ähnlich wie Balda und Technotrans will Sachsenring mit "solider und stabiler Arbeit" überzeugen, sagt die Marketingexpertin Ursula Georgi.

Zu Erfolg scheint jedoch gerade die Verbindung von Erfahrung und High-Tech zu führen, denn erstere ist bei jungen Unternehmen rar. Die Balda AG hat dies genutzt: "Historie ist schön, aber wichtig ist auch die Vision", sagt ihr Sprecher Hellmich.

swi

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