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Wirtschaft: Eine neue Währung in der Alten Oper

DÜSSELDORF .Heute ist wieder Euro-Time.

DÜSSELDORF .Heute ist wieder Euro-Time.Und zwar in Frankfurt (Main).In Deutschlands Bankenmetropole weiht man feierlich die Europäische Zentralbank (EZB) ein.Als Hauptredner treten an: Bundeskanzler Helmut Kohl, der niederländische EZB-Präsident Wim Duisenberg, der britische Premierminister Tony Blair - derzeit amtierender Ratspräsident der Europäischen Union (EU) - und Jacques Santer, Chef der EU- Kommission.Wahrscheinlich werden sie wieder einmal über die Zukunft des Euro reden, und daß er sicherlich so stabil sein dürfte, wie es die D-Mark in den fünfzig Jahren ihres Bestehens gewesen ist.Vielleicht sagen sie sogar etwas dazu, ob und wie sie die Finanz- und Steuerpolitik im Euroland harmonisieren wollen.Darauf warten die Finanzmärkte bereits sehnsüchtig.

Nur einer wird beim Festakt in der Alten Oper nicht das Wort ergreifen: Bundesbank-Präsident Hans Tietmeyer.Damit wollte man weniger den Notenbankchef brüskieren, als vielmehr das Protokoll einhalten.Vom kommenden Jahr an hat die Europäische Zentralbank das letzte Wort in Sachen Geldpolitik, den Frankfurter Währungshütern bleiben eher Nebenrollen.Sie dürfen weiter ihre Monatsberiche schreiben und Fehlentwicklungen der deutschen Finanzpolitik rügen.Und sie organisieren die Umstellung von der D-Mark zum Euro in den nächsten Jahren - da werden sie viel zu tun haben.Nur geldpolitisch entscheiden dürfen sie kaum etwas.Das zeigt sich im Machtverlust des obersten Bundesbankorgans, dem Zentralbankrat.Im 1997 geänderten Bundesbankgesetzes heißt es über die Rolle des Gremiums: "Bei der Erfüllung der Aufgaben des Europäischen Systems der Zentralbanken handelt er (der Zentralbankrat) im Rahmen der Leitlinien und Weisungen der europäischen Zentralbank."

Angesichts dieses Machtverlusts sind auch zwei Personalien interessant, die mit der Gründung der Europäischen Zentralbank einhergehen.Zum 30.Juni scheidet der langjährige Vizepräsident der Bundesbank Johann Wilhelm Gaddum aus.Gaddum ist ein Finanzfachmann alter Schule und kommt aus der Politik, vor seiner Frankfurter Tätigkeit war er Finanz- und Bundesratminister in Rheinland-Pfalz.Nach dem Fall der Mauer leitete der gebürtige Berliner die Vorläufige Verwaltungsstelle der Bundesbank in Berlin und bereitete die deutsch-deutsche Währungsunion vor.

Ihm folgt Jürgen Stark, Finanzstaatssekretär und Experte der Bundesregierung für Währungsfragen.Vermutlich wird er sogar Hans Tietmeyer beerben, wenn dieser im September 1999 aus dem Amt scheidet - vorausgesetzt die Union gewinnt am 27.September die Bundestagswahl.Genaugenommen sollte Stark aber auch einen Posten in der EZB erhalten.Im Rennen mit Ottmar Issing, lange Jahre Chefvolkswirt und starker Mann bei der Bundesbank, unterlag er allerdings.Wahrscheinlich wollte sich Finanzminister Theo Waigel nicht der Gefahr aussetzen, ein politischer Beamter beeinträchtige die Unabhängigkeit der EZB.So darf Stark künftig die Monatsberichte der Bundesbank mitherausgeben, während Issing an den Schalthebeln der europäischen Geldpolitik sitzt.Die Selbstbescheidung dürfte nicht leicht fallen.Immerhin war Stark auf allen Gipfeln vom EU-Rat bis zum Weltwirtschaftsgipfel die Stimme Kohls.Er, der "Sherpa", saß in all jenen Sitzungen, in denen Entscheidungen vorbereitet oder gefällt wurden.

ANDREAS HOFFMANN

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