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Wirtschaft: Eine schnelle Eingreiftruppe für Quelle

Karstadt-Quelle-Vorstandschef Middelhof will die Sanierung vorantreiben – doch Aktionäre und Börse reagieren enttäuscht

Berlin - An klaren Worten und scharfer Kritik sparte der neue Karstadt-QuelleChef Thomas Middelhoff nicht, als er am Dienstagvormittag auf der Hauptversammlung in Düsseldorf vor die Aktionäre trat. Die Krise des Essener Konzerns sei hausgemacht, sagte Middelhoff. „Was wir bisher angepackt haben, zeigt zwar in die richtige Richtung, aber es reicht noch nicht“, so das Fazit des Vorstandschefs.

Middelhoff will nun bei der Sanierung des Handelskonzerns Tempo machen und kündigte ein 100-Tage-Programm an. So soll eine Task-Force ein Konzept erarbeiten, wie der Versandhandel wieder in Schwung gebracht werden kann. Genaueres dazu wird jedoch erst in sechs Wochen bekannt gegeben. Außerdem will Middelhoff die Aktiengesellschaften unterhalb der Holdingstruktur – also die Karstadt Warenhaus AG, die Versandhäuser Quelle und Neckermann sowie das Reiseunternehmen Thomas Cook – auflösen und in GmbHs umwandeln.

Die Kleinaktionäre konnte Middelhoff mit seiner Rede nicht überzeugen. „Rhetorisch brillant, doch inhaltlich wenig Neues“, so die Bewertung der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Es fehle an konkreten Konzepten, wie der Konzern die Ertragswende schaffen wolle. Die Börse reagierte ebenfalls enttäuscht. Die Aktie legte minimals um 0,2 Prozent auf 9,17 Euro zu.

Selbst die Bekanntgabe, dass die Quelle-Erbin und Großaktionärin Madeleine Schickedanz nun die Mehrheit an Karstadt-Quelle halte, konnte den Aktienkurs nicht beflügeln. Welche Absicht hinter den massiven Aktienzukäufen von Schickedanz stecken, darüber schwieg Middelhoff. Er machte jedoch nochmals klar, dass der Konzern nicht zerschlagen werde. Alle drei Bereiche, Versandhandel, Warenhausgeschäft und Dienstleistungen, würden einzeln vorangebracht, „um am Ende wieder ein florierendes Ganzes zu erhalten“, sagte er.

Ansonsten hatte Middelhoff keine positiven Neuigkeiten zu verkünden. Er bestätigte lediglich das Konzernziel für 2005, das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen auf über 500 Millionen Euro zu steigern (Vorjahr: 414 Millionen). Auch die Ansage, dass die 75 kleineren Warenhäuser sowie die Fachgeschäfte im Herbst veräußert werden sollen, ging über längst Bekanntes nicht hinaus. Zu einem möglichen Käufer oder Kaufpreis sagte er nichts. Deutliche Worte fand Middelhoff hingegen für die Gläubigerbanken des Konzerns: Einige Institute hätten mit einer „Härte“ agiert, die er noch nicht erlebt habe. Und auch seinem Vorgänger Christoph Achenbach gab Middelhoff noch einen mit: „Er ist an seinen Forderungen gescheitert.“ Achenbach wollte eine vorzeitige Verlängerung seines Vertrags als Vorstandschef, der Aufsichtsrat lehnte ab und Achenbach erklärte seinen Rücktritt. Er erhält eine Abfindung von 1,52 Millionen Euro.

Dagmar Rosenfeld

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