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Einzelhandel: In Stimmung - noch

Der Einzelhandel freut sich über ein ordentliches Weihnachtsgeschäft. Doch mit der guten Stimmung könnte es bald vorbei sein.

Rezessionsangst und drohender Jobverlust haben den Deutschen die Weihnachtsstimmung nicht verderben können: Das Geld sitzt locker, sie kaufen emsig Geschenke. Die Anschaffungsneigung der Verbraucher sei im Dezember sogar leicht gestiegen, meldet die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK). Das Konsumklima insgesamt bleibe dank sinkender Benzin- und Heizölpreise stabil.

Nur beim Gedanken an die Zukunft sind die Deutschen deutlich skeptischer geworden: Die Mehrzahl rechnet damit, dass ihr Einkommen in den kommenden Monaten schrumpfen und die Konjunktur einbrechen wird. Produktionseinbrüche, Kurzarbeit sowie Meldungen über drohende Entlassungen führten dazu, „dass sich mehr und mehr Konsumenten auch persönlich von der Krise betroffen fühlten“, erklärt die GfK in ihrem aktuellen Konsumklima index, der am Montag in Nürnberg vorgestellt wurde. Grundlage ist die monatliche Befragung von 2000 Verbrauchern.

Die düstere Prognose der Konsumenten teilen auch viele Wirtschaftsforschungsinstitute, allen voran das Kieler Institut für Weltwirtschaft. Die Ökonomen gehen davon aus, dass die deutsche Wirtschaft 2009 um 2,7 Prozent schrumpfen wird (siehe Kasten).

Die lang gehegte Hoffnung, dass der private Konsum den Wirtschaftsabschwung dämpfen könnte, hat auch zum Ende des konsumfreudigen Dezember allerdings kaum noch jemand. Die GfK-Experten halten für das kommende Jahr zwar noch einen Anstieg des privaten Konsums um 0,5 Prozent für möglich, stehen mit dieser Einschätzung aber inzwischen weitgehend allein da.

„Wir erwarten für 2009 einen Rückgang des privaten Konsums um 0,5 Prozent“, sagte Analyst Sebastian Wanke von der Deka-Bank. „Die Rezession ist unglaublich scharf, das ist bei vielen Verbrauchern noch gar nicht angekommen.“ Noch profitiere der Konsum von den guten Tarifabschlüssen dieses Jahres und der stark gesunkenen Inflationsrate, die den Verbrauchern Luft verschaffe. Die Zahl der Arbeitslosen werde aber im Laufe des kommenden Jahres steigen, der private Konsum voraussichtlich schon im zweiten Quartal zurückgehen, erwartet der Experte der Deka-Bank.

Auch die Commerzbank ist pessimistisch. „Es ist schwer, für 2009 überhaupt einen Zuwachs beim privaten Konsum zu sehen“, sagt Einzelhandelsanalyst Jürgen Elfers. Wenn die Zahl der Arbeitslosen um 700 000 ansteigen werde, dürfte das die Konsumlaune erheblich drücken. „Das nächste Jahr wird hart“, prophezeit Elfers. Es könnte aber noch schlimmer kommen. Da der Konsum spätzyklisch sei, also erst mit Verzögerung auf Wachstumsschwankungen reagiere, werde das Jahr 2010 voraussichtlich noch schwärzer werden als 2009, meint er.

Auch der Einzelhandel selbst rechnet im zweiten Halbjahr mit einem Rückgang des privaten Konsums. „Wenn die Arbeitslosigkeit steigt, dann ist der Konsum betroffen“, sagte Hubertus Pellengahr, Sprecher des Branchenverbandes HDE. Bis Mitte kommenden Jahres erwartet der HDE einen relativ stabilen Konsum; „im zweiten Halbjahr könnte es sehr viel schlechter aussehen“, meint Pellengahr.

Maren Peters

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