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Eklat: Eiszeit bei VW und Porsche

Erst schwänzt VW-Chef Piëch die Porsche-Aufsichtsratssitzung, dann sagt VW den nächsten Termin ab. Wie nun über eine gemeinsame Zukunft verhandelt werden soll, ist offen. Zudem flankieren Protestaktionen der Beschäftigten das Treffen.

Es ist bereits der zweite Verhandlungstermin, den VW innerhalb einer Woche absagt. "Der Termin am Mittwoch findet nicht statt", sagte eine Person aus dem Umfeld von VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch. "Es sind keine weiteren Termine geplant", fügte die Person hinzu. Vor einem neuen Anlauf für Verhandlungen müsse Porsche erst Transparenz über seine Finanzlage schaffen. VW hatte schon am Wochenende ein für diesen Montag anberaumtes Treffen mit Porsche auf Arbeitsebene abgesagt.

Von offizieller Seite heißt es, die Gespräche würden weiter gehen, so ein Porsche-Sprecher. Er könne aber kein Datum nennen. Der Sprecher betonte, dass der Sportwagenbauer derzeit nicht beabsichtige, die Kauf-Optionen auf Volkswagen aufzulösen.

Aufsichtsratstreffen ohne Piëch - Porsche-Mitarbeiter demonstrieren

Die Stimmung zwischen den beiden Autobauern scheint weiterhin eisig zu sein. Einem Porsche-Aufsichtsratstreffen am Montag war ebenfalls von VW-Seite aus eine Absage erteilt worden: VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch blieb dem Treffen fern. Gründe wurden zunächst nicht bekannt.

Auf der Porsche-Aufsichtsratssitzung, bei der die Eigentümerfamilien Porsche und Piëch zusammen kamen, sollte es ursprünglich ein klärendes Gespräch zwischen den beiden Familien geben. Grund: Ferdinand Piëch hatte vor wenigen Tagen öffentlich von den Schwierigkeiten bei Porsche gesprochen, Geld aufzutreiben und damit für Ärger gesorgt. VW könne dagegen leichter Kredite bekommen. Daher sei auch eine Übernahme und anschließende Integration von Porsche bei VW denkbar. Elf Milliarden Euro als Kaufpreis für Porsche wären zu hoch gegriffen.

Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück warf Piëch laut Medienberichten vor, die Stuttgarter zu verraten. Für Montag hat Hück daher mehrere tausend Porsche-Beschäftigte am Rande der Aufsichtsratssitzung zu einer Demonstration gegen den VW-Patriarchen aufgerufen. Auf Betriebsversammlungen an verschiedenen Standorten wurden die Mitarbeiter über die Fusionspläne informiert.

Gespräche über gemeinsame Zukunft vorerst gescheitert

In VW-Konzernkreisen hieß es am Wochenende, die Porsche-Führung verkenne die Lage total und zeige trotz der "äußerst brenzligen" Finanzsituation "kein nachhaltiges Interesse an einer Lösung mit VW". Die stattdessen verbreiteten Vorwürfe, VW wolle Porsche fertigmachen, seien eine "Dolchstoßlegende". Richtig sei, dass vielmehr die Familie Porsche VW gebeten habe, eine Übernahme zu prüfen. Dies sei bei mehreren Krisentreffen in der niedersächsischen Staatskanzlei in Hannover angefragt und erörtert worden.

Ursprünglich wollte Porsche VW übernehmen. 51 Prozent hat der Sportwagenbauer bereits gekauft, damit jedoch neun Milliarden Euro Schulden angehäuft. Um die Finanzlücken zu schließen, hatten sich die Porsche-Eigner, die Familien Porsche und Piëch, jüngst auf einen Zusammenschluss mit VW verständigt. Entstehen soll ein integrierter Autokonzern mit zehn Marken.

In den nächsten Wochen sollte zusammen mit Betriebsräten und dem Land Niedersachsen, das gut 20 Prozent an VW hält, die Struktur der neuen Unternehmensgruppe ausgehandelt werden. (Zeit online/rtr/dpa)

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