zum Hauptinhalt

Elektroautos: Das E-Auto, die Henne und das Ei

Das Unternehmen Better Place setzt auf den fliegenden Akkuwechsel. Der Kunde kauft nur das Auto, die Batterie und die Energie erhält er gratis. Ähnlich wie beim Handyvertrag fallen nur Kosten für gefahrene Kilometer an.

Mit kleinen Aufgaben hält Shai Agassi sich gar nicht erst auf. Den hohen Anspruch trägt das von ihm gegründete Unternehmen bereits im Namen: Better Place heißt es. Die Bezeichnung geht auf die Frage eines Teilnehmers beim Weltwirtschaftsforum 2005 zurück, wie es zu schaffen sei, die Welt bis 2020 zu einem besseren Ort zu machen. Die Antwort des ehemaligen SAP-Managers Agassi: Es gelte, „den weltweiten Wechsel zu einer nachhaltigen Mobilität voranzutreiben. Weg vom Verbrennungsmotor, hin zum Elektroantrieb. Das Öl, sagt auch Israels Präsident Schimon Peres, „ist das größte Problem aller Zeiten. Es ist der große Verschmutzer und der Grund für den Terror. Wir sollten es loswerden.“

Die meisten Konzepte zur elektrischen Mobilität scheitern aber noch am Henne-Ei-Problem: Solange es kein flächendeckendes Netz von Stromtankstellen gibt, lohnt es sich für Autohersteller nicht, E-Fahrzeuge anzubieten. Solange es aber keine Elektroautos in größerer Zahl gibt, lohnt es sich für Stromanbieter nicht, Zapfstellen zu installieren.

Agassi will das Dilemma lösen, indem er beides auf einmal anbietet. Der Kunde kauft nur das Auto, die Batterie und die Energie erhält er gratis von Better Place. Wie beim Handyvertrag fallen nur Kosten für gefahrene Kilometer an. Bis Ende 2010 will Better Place in Israel 100 000 Ladestationen aufgestellt- und 120 Batteriewechselstationen eingerichtet haben. Weniger als fünf Minuten soll so ein Tankstopp dauern. Israel ist für das Projekt das perfekte Testgebiet: Die Fahrten in dem kleinen Land sind zwangsläufig kurz und es scheint oft die Sonne. Zum Konzept des Unternehmens aus Kalifornien gehört, dass der Strom ausschließlich aus regenerativen Quellen stammt.

Ab 2011 sollen in Israel die ersten Elektroautos an Privatleute verkauft werden. In Tokio sollen in einem Pilotprojekt schon im kommenden Jahr Taxis mit der Better-Place-Technologie unterwegs sein. Wenn der Start in Israel erfolgreich verläuft, soll bald Dänemark folgen: In dem Windkraftland Nummer Eins kooperiert Better Place mit dem führenden Energiekonzern Dong Energy. Auch für Australiens Hauptstadt Canberra, die kanadischen Provinz Ontario, San Francisco und Hawaii gibt es konkrete Pläne. Gerade hat Better Place 100 000 Elektroautos bei Renault-Nissan bestellt.

Die deutschen Hersteller verhalten sich noch abwartend. Denn der Nachteil von Agassis Idee ist, dass die Akkus und ihr Einbau in die Fahrzeuge standardisiert sein müssen. Nur so können seine Tauschstationen den Wechsel automatisch vornehmen. Doch die Batterietechnik wollen die Hersteller nicht aus der Hand geben. Viele haben gerade erst Milliardensummen in sie investiert.mco

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false