zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Elektroautos suchen Käufer

Zwei Studien sehen Marktpotenzial kritisch.

Berlin - Elektroautos werden erst auf größere Nachfrage stoßen, wenn sie viel billiger werden. Das legt eine Studie nahe, die der Zulieferer Continental am Donnerstag vorstellte. Befragt wurden jeweils rund 1000 Autofahrer in Deutschland, Frankreich, den USA und China sowie Erwachsene unter 35 Jahren in zehn Metropolen der Welt, darunter Berlin.

Als wichtigste Voraussetzung für den Kauf eines Elektroautos nennen die Autofahrer in allen Ländern den Preis und wünschen sich daher vom Staat vor allem Steuerermäßigungen, Prämien und Zuschüsse. Auch die Reichweite spielt eine große Rolle. In Deutschland sagen fast drei Viertel der Fahrer, es würde sie „sehr stören“, wenn sie ihr Auto alle 150 Kilometer beladen oder betanken müssten. Bisher liegt die Reichweite der meisten verfügbaren Elektroautos eher darunter – und ihr Preis um 10 000 Euro und mehr über dem herkömmlicher Autos.

Das Interesse an Elektroautos sei zwar groß, sagte Conti-Chef Elmar Degenhart. „Allerdings erwarten die Verbraucher bezahlbare, alltagstaugliche Mittelklassefahrzeuge mit ausgereifter Technik und akzeptablem Komfort.“ Die Bundesregierung, die Kaufprämien ablehnt, aber die Forschung fördert, will erreichen, dass im Jahr 2020 eine Million Elektroautos auf deutschen Straßen fahren. Aktuell sind hierzulande mehr als 42 Millionen Pkw zugelassen. Die Conti-Studie geht von einem rechnerischen Nachfragepotenzial in Deutschland von vier Prozent aus. Errechnet wurde das unter anderem anhand der Nutzungsmuster bei den Befragten.

Eine Studie der TU Berlin unterscheidet zwischen der großen Gruppe der Substitutionsnutzer, die das Elektroauto ganz nüchtern als Ersatz eines herkömmlichen Autos sehen, und Innovationsnutzern, die sich als Pioniere fühlen. Befragt wurden 36 gewerbliche Nutzer von Elektroautos in Berlin und Nordrhein-Westfalen. Grundsätzliche Akzeptanz der neuen Technologie muss also nicht Kaufbereitschaft auslösen: „Das eine zieht das andere nicht zwangsläufig nach sich“, folgerte TU-Professorin Christine Ahrend aus den Ergebnissen. Moritz Döbler

Zur Startseite