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SPD-Mann Wolfgang Tiefensee sieht die E-Mobilität auf gutem Weg.

©  Mike Wolff

Elektromobilität: Das große Werben für die Autos

Mit Blick auf die Bundestagswahl müssen auch neue Weichen in der Elektromobilität gestellt werden. Die Parteien grübeln über die besten Vermarktungsstrategien: Kaufprämie oder KfW-Förderung?

Valerie Wilms will wetten. Die Grünenpolitikerin fordert eine Prämie von 5000 Euro beim Kauf eines Elektroautos – und sie ist sich sicher, dass der Zuschuss kommen wird. Auf dem eMobility Summit des Tagesspiegels diskutierte Wilms gemeinsam mit dem ehemaligen Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) und dem CDU-Bundestagsabgeordneten Andreas Jung über die Zukunft der elektrischen Antriebe nach der Bundestagswahl. Alle drei waren sich einig: Die E-Mobilität steht kurz vor dem Markthochlauf. Aufgabe der nächsten Regierung sei es daher, in der nächsten Phase Kaufanreize für den Verbraucher zu schaffen.

Auf Wilms Wette, das die Prämie kommen werde, wollten Jung und Tiefensee allerdings nicht eingehen: Eine Kaufprämie sei der falsche Weg, um Elektromobility beim Verbraucher „schmackhaft“ zu machen, sagte Jung. Er hoffe hingegen auf „psychologische Wirkungen“, zum Beispiel durch vorteilhaftere Parkplätze für Elektroautos oder die Erlaubnis, die Busspur in Großstädten befahren zu dürfen. Vorstellbar sei auch eine steuerliche Abschreibung beim Neukauf von Elektroautos, meinte der CDU-Politiker.

Tiefensee sieht den Mittelstand als „großen Treiber in der ersten Verkaufsphase“. So sei es im nächsten Schritt vor allem wichtig, kleinen Unternehmen Planungssicherheiten zu geben. „Die SPD denkt über eine KfW-Förderung zur Anschaffung von Fuhrparks nach“, sagt Tiefensee. Allerdings sei die Frage nach dem Autopreis nicht die entscheidende: „Wichtig ist, ob ein Unternehmer seinen Fuhrpark auch flexibel nutzen kann.“ Vor allem mit Blick auf die EU brauche es standardisierte Stecker und ein flächendeckendes Netz mit Lademöglichkeiten.

In Brüssel hört man solche Sätze gern. Maximilian Strotmann sitzt im Kabinett des EU-Kommissars für Verkehr. Schaut er auf Deutschland, sieht er durch alle Parteien hinweg „einen konkreten Enthusiasmus“ was das Gestalten des eMobility-Marktes angehe. Allerdings müsse „Deutschland aufhören, nur regional zu denken“. Die Anwendbarkeit von Elektroautos müsse auch außerhalb der vier Schaufensterregionen verstärkt werden. Nur so könne eine Infrastruktur für Elektroautos über die Landesgrenzen hinaus möglich werden. Verzahnungen gebe es bereits zwischen Baden-Württemberg und Frankreich.

Einig waren sich die Gesprächspartner mit Blick auf den typischen Verbraucher: denn genau diesen gebe es nicht. Elektroautos müsse daher das Kunststück gelingen, für Großstadtbewohner genauso spannend zu sein wie für den Italienurlauber. Die Grünenpolitikerin Wilms sieht eine generelle Abkehr „von der Autofixierung hin zum Wunsch nach Mobilität“. Für den eMobility-Markt bedeute das, dass er den Verbraucher nicht für Fahrzeuge begeistern soll – sondern für Mobilitätskonzepte.

Und CDU-Mann Jung versprach: „Die Finanzierung von E-Mobilität ist auch nach der Bundestagswahl gesichert.“ Egal, wie die neue Regierung aussehen werde. Wie die Finanzierung aussieht – und ob er drauf wetten würde – sagte Jung nicht.

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