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Sicher durch die Pfütze

© ADAC

Elektromobilität: Tagesspiegel-Leser testen Wasserstoffautos

Cowboys und Pioniere: Bis 2015 sollen in Ballungsräumen wie Berlin, Hamburg und Stuttgart 50 Wasserstofftankstellen entstehen. In Linthe testeten Tagesspiegel-Leser die Prototypen von Mercedes und Opel.

Berlin - Der Motor ist an, das steht jedenfalls auf dem Display in der Mitte des Armaturenbretts, denn man hört kein Motorengeräusch. Mit einem Surren setzt sich das Wasserstoffauto in Bewegung. Als der Stau der Berliner Stadtautobahn überwunden ist, kann man das Gaspedal durchtreten. Die Tachonadel der Mercedes-B-Klasse klettert auf 170 Stundenkilometer, dann wird die Beifahrerin nervös. „Bitte langsamer fahren!“ ruft sie aufgeregt. Die Mitfahrerin hat aber nicht etwa Angst, dass man unvorsichtig zu schnell fährt, sondern dass der Sprit nicht reicht. Schließlich wollen wir ins brandenburgische Linthe und wieder zurück. Die Tankfüllung von vier Kilogramm Wasserstoff reicht zwar theoretisch für 300 Kilometer, doch nur, wenn man nicht schneller als 80 oder 90 Stundenkilometer fährt. Es handele sich eben noch um eine relativ junge Technik.

Einen Film vom Training finden Sie hier.

Ziel des Ausflugs ist das Fahrsicherheitszentrum des ADAC. Zwölf Tagesspiegel-Leser wollen in Brems- und Schleudertests die Prototypen von Mercedes und Opel an ihre Grenzen bringen. „Die Wasserstofftechnik begeistert mich schon mein Leben lang“, sagt die 67-jährige gelernte Chemikerin Angelica Schuster. Sie verfolge Wasserstofftechnik seit vierzig Jahren. Sie sieht darin eine echte Alternative zum Benzinmotor. Andere sind noch skeptisch: „Ich kann nicht einfach damit an die Ostsee fahren“, sagt der 48-jährige Karsten Sperlich, der beim TÜV in Spandau arbeitet, und jetzt noch kein Wasserstoffauto kaufen würde. Da die Autos nicht so lange durchhalten wie ein Benziner müsse es vor allem ein breites Netz an Tankstellen geben.

Mit quietschenden Reifen um die eigene Achse

Bis 2015 sollen in deutschen Ballungsräumen wie Berlin, Hamburg oder im Raum Stuttgart 50 Wasserstofftankstellen entstehen. Das haben die in der Clean Energy Partnership (CEP) zusammengeschlossenen Unternehmen angekündigt. Zur CEP gehören unter anderem Daimler, Opel, die BVG sowie Shell und Total. Dem Ostseeurlauber hilft das natürlich nicht. Auch andere Tagesspiegel-Autotester kennen das Problem: Der Physik- und Geografielehrer Julian Affeldt (43) fühlt sich „ein bisschen wie ein Cowboy“, wenn er versucht, mit seinem Elektroauto auf Reisen zu gehen. Er hat sichtlich Spaß daran, den eine Million Euro teuren Opel-Prototypen über den Parcours zu steuern. Das Auto im Geländewagenformat bricht nach links aus, als er über eine bewegliche Bodenplatte fährt. Er muss hart gegensteuern, was nicht alle Teilnehmer schaffen, und sich mit quietschenden Reifen um die eigene Achse drehen.

Eine Füllung für 300 Kilometer

An diesem Tag sind Wasserstoffautos noch Spaß- und keine Massenprodukte. Für 950 Euro im Monat kann man beispielsweise den Mercedes in Berlin leasen. Im Handel sollen die Wasserstoff-Pkw zwischen zehn und zwanzig Prozent teurer werden als das herkömmliche Auto. Entscheidend wird dann der Preis des Treibstoffs sein: Noch kostet die Tankfüllung, die für knapp 300 Kilometer reicht, knapp 40 Euro. Doch die Branche befürchtet, dass der Staat den Wasserstoff kräftig besteuern wird, wenn es erst einmal rollt.

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