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Wirtschaft: Elektronik legt Autos lahm

Zu viele Stromverbraucher im Pkw schwächen das elektrische Bordnetz / Trendumkehr nicht vor 2008

Berlin Immer häufiger bleiben Autos aufgrund von Problemen mit der Bordelektronik liegen. In den vergangenen fünf Jahren hat sich der Anteil von Pannen, die auf die Elektronik zurückzuführen sind, von 50 Prozent auf 59 Prozent erhöht. Das geht aus einer Studie des Gelsenkirchener Center for Automotive Research (CAR) hervor, die im Auftrag des ADAC erstellt wurde. Die Fahrzeuge sind in den vergangenen Jahren immer komplexer geworden, immer mehr elektronisch gesteuerte Teile erhöhen den Fahrkomfort - sei es die neuartige Lenkung im 5er-BMW, das 7-Gang-Automatikgetriebe im Mercedes SLK oder die elektromagnetische Parkbremse beim Audi A6. Diese Innovationen erhöhen den Fahrkomfort – doch sie verbrauchen viel Strom und erhöhen das Risiko, mit einem Defekt stehen zu bleiben.

„Das Kernproblem für die Autohersteller liegt in der Stabilität des elektrischen Bordnetzes“, sagt Ferdinand Dudenhöffer, Direktor des CAR. Eine schier unendliche Zahl von Stromverbrauchern habe das Bordnetz zum anfälligsten System im Auto werden lassen. So verbraucht etwa die elektrisch beheizbare Heckscheibe 200 Watt, das Gebläse der Heizung 120 und der Katalysator sogar 2000 Watt. Lag der durchschnittliche Bedarf eines Pkw an Energie 1990 noch bei 1200 Watt, sind es heute bereits 2400 Watt – mit steigender Tendenz. „Die Grenze der Belastbarkeit des Bordnetzes ist erreicht“, so Dudenhöffer.

Die Gründe für das Ansteigen der Elektronik-Pannen sind nach Angaben des CAR vielfältig: Nicht vollständig ausgereifte Innovationen, Überbeanspruchung des elektrischen Bordnetzes und zu schnelle Integration elektronischer Komponenten. Während die Zahl der Pannen – im Jahr 2003 sind rund 25 von 1000 Fahrzeugen mit Pannen liegen geblieben – seit Jahren in etwa konstant bleibt, steigt der Anteil der Probleme, die auf die Bordelektronik zurückzuführen sind, rapide an. Dies sei ein Branchenproblem und betreffe alle Hersteller gleichermaßen, heißt es in der Studie.

Dennoch gibt es zwischen den einzelnen Marken beträchtliche Unterschiede: Blieb 2004 ein Fahrzeug der Marke Smart mit einer Panne liegen, war das zu 71,5 Prozent auf die Bordelektronik zurückzuführen, bei Seat war dies nur zu 44,4 Prozent der Fall. Aber selbst bei einem Unternehmen wie Toyota – sonst in vielen Pannenstatistiken führend - lag der Anteil der Elektronikpannen mit 65,4 Prozent voll im negativen Branchentrend. Auch Mercedes hat das Problem nicht im Griff: In 66,66 Prozent aller Fälle war die Elektronik für eine Panne verantwortlich.

Das CAR prognostiziert, dass der Anteil der Elektronik-Pannen in den kommenden drei bis fünf Jahren weiter steigen wird, im laufenden Jahr werden bereits sechs von zehn Defekten ihre Ursache in der Elektronik haben. „Obwohl die Autohersteller mit Hochdruck an diesem Thema arbeiten, wird eine Trendumkehr nicht vor 2008 stattfinden“, sagt Dudenhöffer. Denn bis die Techniker neue Methoden entwickelt haben, um die Systeme sicherer zu machen, wird es einige Zeit dauern. Die größte Herausforderung für die Autohersteller sei, die Stabilität des elektrischen Bordnetzes zu verbessern. Dazu sei es nötig, neue Software-Systeme und elektronische Strukturen für das Auto zu erfinden – und das brauche eben Zeit.ny

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