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Nichts geht mehr. Die Postbank klärt ihre Kunden nicht genügend auf, bemängeln Verbraucherschützer.

© picture alliance / dpa

Elektronisch bezahlen im Ausland: Die Freiheit nehm’ ich dir

Im Mai bekommen alle Kunden der Postbank eine neue EC-Karte. Was viele nicht wissen: Die Debit-Karten streiken im fernen Ausland. Die Bank verspricht ihren Kunden dagegen besseren Schutz vor Betrug an den Geldautomaten.

Berlin - „Neue Karte – neues Glück“, so lautet eine Stammtischweisheit. Doch mit der neuen Debit- Karte der Postbank – bisher besser bekannt als EC-Karte (siehe Kasten) – könnten einige der rund 6,5 Millionen Bankkunden im nächsten Urlaub Pech haben. Denn die neuen Karten, die alle Kunden bis Mai bekommen sollen, arbeiten nicht mehr mit dem Maestro-System von Mastercard, sondern verfügen über das Bezahlsystem V Pay von Visa. V Pay funktioniert zwar in der Europäischen Union und einigen Anrainerstaaten wie der Schweiz und der Türkei. In Russland, den USA, Thailand oder Brasilien kann man mit der neuen Karte aber weder Geld aus dem Automaten holen noch im Laden bezahlen. Das Problem: Viele Kunden wissen das nicht. „Ich habe die neue Karte kommentarlos zugeschickt bekommen“, berichtet ein Berliner Postbankkunde.

Maestro und V Pay sind sogenannte Debit-Karten-Systeme. Sie ermöglichen das bargeldlose Bezahlen im Handel und das Geldabheben am Automaten. Abgerechnet wird über das Girokonto. „Innerhalb von Deutschland wird die Umstellung von Maestro zum Konkurrenzprodukt von Visa keine Auswirkungen für den Bankkunden haben“, sagt Uwe Döhler, Finanzexperte bei der Stiftung Warentest. Auch innerhalb der EU dürfte es keine Probleme mit V Pay geben.

Dass das System außerhalb der EU nicht funktioniert, hat technische Gründe. Der Magnetstreifen auf der EC-Karte ist in der V-Pay-Variante für das Geldabheben deaktiviert. Die Geldtransaktionen werden bei V Pay in der Regel (Ausnahme: Lastschriftverfahren) nur noch mit dem sogenannten EMV-Chip abgewickelt. Dies macht die neue EC-Karte nach Angaben der Postbank sicherer als die alte Karte.

Tatsächlich ist die Gefahr durch das sogenannte „Skimming“ von EC-Karten in den letzten Jahren stetig gestiegen. Nach Angaben des Bundeskriminalamts (BKA) wurden in den ersten zehn Monaten des vergangenen Jahres 1585 Geldautomaten manipuliert, um anschließend die Konten der Benutzer auszurauben. 2009 waren es noch 964 solcher Fälle gewesen. Dabei lesen die Gangster die geheimen Daten auf den Magnetstreifen der EC-Karten und fertigen dann Kopien der Karten an, mit denen sie auf Einkaufstour gehen. Seit dem 1. Januar werden deswegen in der EU Transaktionen mit EC-Karten auf Chip-Basis abgewickelt. Die geklonten Karten werden nun zunehmend im außereuropäischen Ausland eingesetzt.

„Die neue Karte ist sicherer“, räumt auch Döhler ein. Allerdings gehe das auf Kosten der Reichweite. So werde der Chip etwa in Amerika nicht unterstützt. Während man mit der Maestro-Magnetstreifenkarte in Boston oder Baltimore zahlen kann, ist das bei V Pay nicht möglich. Für Verbraucher, die Fernreisen unternehmen, ist das wichtig. Daher fordert die Stiftung Warentest, dass die Kunden bei einem Wechsel von der Maestro Card hin zu V Pay über die Einschränkung des Services umfassend aufgeklärt werden.

Aber genau das passiert nicht. „Uns rufen immer wieder Menschen an, die in ihrem Urlaub kein Geld abheben konnten“, berichtet Döhler. „Die Information zur regionalen Beschränktheit der V-Pay-Karte auf West- und Mitteleuropa ist zu undeutlich.“

Das Schicksal der Postbank-Kunden könnten bald auch andere teilen. Auch andere Banken halten sich einen Wechsel zu V Pay offen. So gibt es bei der Berliner Sparkasse Überlegungen, die Debit-Karten von Maestro auf V Pay umzustellen. Auch die Commerzbank „prüft die Ausgabe von neuen Kartenprodukten“, heißt es auf Anfrage. Die Deutsche Bank lässt mitteilen, man prüfe regelmäßig Optionen in der Ausgestaltung der Produkte. Lediglich die Berliner Volksbank schließt klar aus, dass aktuell eine Umstellung auf V Pay geplant ist. Als Grund für die Wechselpläne wird neben der größeren Sicherheit auch die Forderung der EU nach einer Vereinheitlichung des Zahlungsverkehrs im Euro-Raum (kurz: Sepa für Single Euro Payments Area) genannt.

Wer sichergehen will, soll nach Meinung des BKA zwei Karten in den Urlaub mitnehmen: Eine ohne aktivierten Magnetstreifen, die sicher ist, und eine mit aktiviertem Magnetstreifen, die überall akzeptiert wird. Das rät auch die Stiftung Warentest. Am besten seien jeweils eine Karte von Visa und Mastercard, falls eines der beiden Zahlungssysteme nicht akzeptiert werde, meinen die Verbraucherschützer.

Die Postbank hat noch eine andere Idee. Sie empfiehlt ihren Kunden, ein Sparkonto bei ihr zu eröffnen. Mit der dazugehörigen Sparcard kann man dann im Ausland bis zu zehn mal im Jahr kostenlos Geld abheben – weltweit an allen Automaten, die Visa akzeptieren.

Simon Poelchau

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