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Wirtschaft: EM.TV drohen Verluste: Konzern senkt Ergebnisprognose um eine halbe Milliarde Mark

Entgegen aller jüngsten Behauptungen hat die EM.TV & Merchandising AG, Unterföhring bei München, für das laufende Geschäftsjahr ihre Gewinnerwartungen drastisch nach unten korrigiert.

Entgegen aller jüngsten Behauptungen hat die EM.TV & Merchandising AG, Unterföhring bei München, für das laufende Geschäftsjahr ihre Gewinnerwartungen drastisch nach unten korrigiert. Statt ursprünglich erwarteten 525 Millionen Mark würden 2000 "voraussichtlich" nur 50 Millionen Mark Gewinn vor Steuern und Zinsen verbucht, teilte der Filmrechtehändler am späten Freitag abend in einer unkommentierten Adhoc-Meldung mit. Der Kurs der Aktie brach daraufhin nochmals um knapp 17 Prozent auf noch 16 Euro je Aktie ein. Der Börsenwert des Unternehmens beträgt damit aktuell noch 4,5 Milliarden nach gut 32 Milliarden Mark im Februar.

Die Ergebniskorrektur erklärt EM.TV mit ebenfalls verfehlten Umsatzzielen und geringeren Margen im Kerngeschäft. Mit nun erwarteten 1,38 Milliarden Mark Jahresumsatz würden bisherige Pläne um 2,7 Prozent unterschritten. Zuletzt hatte EM.TV jedoch stets behauptet und bis in den Oktober hinein auch auf Vorstandsebene bekräftigt, dass man mit einem Jahresumsatz von 1,6 Milliarden Mark und einem Ergebnis vor Steuern und Zinsen von mindestens 600 Millionen Mark rechne. Die jetzt als verfehlte Planzahlen in Anspruch genommenen 1,4 Milliarden Mark Umsatz und 525 Millionen Mark Gewinn sind dagegen nie in die Öffentlichkeit getragen worden. Verschärft wird die ohnehin beispiellose Dimension der Gewinnwarnung noch dadurch, dass in den korrigierten Planzahlen die Firmenwertabschreibungen auf die jüngsten Zukäufe der Tele-München-Gruppe (TMG), Jim Henson Company und der Formel 1-Dachgesellschaft SLEC noch gar nicht enthalten sind. Allein für 2000 schätzen Bankanalysten die darauf entfallenden Belastungen auf mindestens 100 Millionen Mark.

"Die Liquidität des Konzerns ist trotz der negativen Ergebnisentwicklung sichergestellt", heißt es in der Adhoc-Mitteilung des Managements um Firmenchef Thomas Haffa zum Gerücht einer angeblich bevorstehenden Zahlungsunfähigkeit. Im Vorstand hat die katastophale Entwicklung bislang noch nicht zu Konsequenzen geführt, heißt es in Firmenkreisen. Offiziell verweigert das im Neuen Markt notierte Unternehmen derzeit jede weitere Stellungnahme und verweist auf eine für Montag angesetzte Pressekonferenz, auf der neben näheren Erläuterungen zur Ergebniskorrektur auch die angebliche Übernahme des angeschlagenen Rechtevermarkters durch die Kirch-Gruppe zur Sprache kommen könnte. EM.TV-Hauptaktionäre sind die Gebrüder Thomas und Florian Haffa, die auch den Vorstand beherrschen. Florian Haffa ist vor Monatsfrist als Finanzvorstand zurückgetreten, aber in anderer Funktion im Gremium verblieben, nachdem der Konzern seine Halbjahreszahlen wegen eines Buchungsfehlers nach unten korrigieren musste. Finanzexperten sehen in seinem Wirken die Ursache für die Misere. Andere Branchenkenner kritisieren die ungeordnete Expansion des einstigen Börsenlieblings.

tmh

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