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Wirtschaft: EM.TV macht wieder Gewinn

Medienunternehmen setzt auf das Sportgeschäft und erholt sich fünf Jahre nach dem Absturz

München - Das Medienunternehmen EM.TV hat erstmals seit dem Absturz am Neuen Markt im Geschäftsjahr 2004 wieder Gewinn gemacht. Dazu trugen neben dem florierenden Sportgeschäft allerdings auch einmalige Sondereffekte bei. Im laufenden Geschäftsjahr will EM.TV den Umsatz leicht steigern und ohne Sondereffekte operativ eine schwarze Null schreiben. Auch Zukäufe will das im Kleinwerte-Segment der Börse notierte Unternehmen ins Auge fassen.

„Im Jahr 2004 haben wir die Vergangenheit endgültig hinter uns gelassen“, sagte der Vorstandsvorsitzende Werner Klatten am Dienstag in München. EM.TV sei wieder ein „Medienunternehmen mit einem gesunden und perspektivreichen operativen Geschäft und einer sehr soliden finanziellen Basis“.

Zu Zeiten der New Economy galt EM.TV unter dem damaligen Vorstandschef Thomas Haffa als Börsenstar. Wegen überteuerter Zukäufe und Managementfehler stürzte das Unternehmen jedoch in die Krise. Bei seinem Amtsantritt Mitte 2001 verordnete Klatten dem insolvenzgefährdeten Konzern ein hartes Sanierungsprogramm. EM.TV einigte sich mit den Gläubigern auf die Umschuldung einer Wandelanleihe, verkaufte alles, was nicht zum Kerngeschäft gehörte (Muppets, Formel-1-Beteiligung), und baute das Sportsegment als zweites Standbein neben dem Geschäft mit Kinder- und Jugendunterhaltung aus.

Sein gutes Ergebnis im vergangenen Geschäftsjahr verdankt EM.TV vor allem dem Sportsegment, das mit knapp 178 Millionen Euro 86 Prozent zum Gesamtumsatz beisteuerte. Allein das Deutsche Sportfernsehen (DSF), das seit Februar vollständig zu EM.TV gehört, trug 43 Prozent zum Konzernumsatz von 206,6 Millionen Euro bei. Erstmals in seiner 13-jährigen Geschichte erzielte der Sender ein positives Ergebnis vor Steuern und Zinsen. Auch bei der Online-Plattform Sport1 und bei der Produktionsfirma Plazamedia liefen die Geschäfte gut. Die Unterhaltungssparte erzielte dagegen nur dank eines Einmalertrags von rund 48 Millionen Euro aus der Übernahme der restlichen Anteile von Junior TV – einem Gemeinschaftsunternehmen mit Kirch Media – ein positives Ergebnis.

Dass EM.TV vor Steuern ein Ergebnis von 142,5 (Vorjahr: minus 135,2) Millionen Euro erreichte, verdankt das Unternehmen zudem einem Buchhaltungsgewinn von 94,4 Millionen Euro aus der Restrukturierung der Wandelanleihe. Unter dem Strich stand 2004 ein Ergebnis von knapp 44 Millionen Euro. Im laufenden Jahr will EM.TV seine Profitabilität „auf allen Ebenen“ erhöhen. Dazu gehören nach Angaben von Klatten auch Akquisitionen. Sie „müssen strategisch passen und uns sehr kurzfristig Rentabilität versprechen“, sagte der EM.TV-Chef. Konkretere Angaben wollte er nicht machen.

DSF-Zuschauer will EM.TV verstärkt auch mit Gewinnspielen (T-Commerce) ansprechen. Damit will sich das Unternehmen unabhängiger vom TV-Werbemarkt machen, der nach Einschätzung von DSF-Chef Rainer Hüther 2005 höchstens um zwei Prozent wachsen wird. Zudem will EM.TV beim Sport in Programmrechte investieren und das Vertriebsnetz für Lizenzprodukte erweitern. Als Vermarkter der europäischen Lizenzrechte für die Fußball-WM 2006 hat EM.TV schon mehr als 30 Verträge abgeschlossen. Das Internet-Portal Sport 1 soll außerdem ausgebaut werden.

Nicole Huss

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