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Wirtschaft: EM.TV will notfalls vor Gericht um Formel1 kämpfen

Medienkonzern droht nach Kirch-Pleite Totalverlust der Rennserie / Vorstand: Sanierung schwieriger als erwartet

München (nad). Der Medienkonzern EM.TV schreckt nicht vor einer gerichtlichen Auseinandersetzung mit den Formel-1-Banken zurück, falls diese ihr Pfandrecht an der 16,7-prozentigen Formel-1-Beteiligung von EM.TV ausüben werden. In diesem Fall werde EM.TV „alle sich bietenden rechtlichen Schritte dagegen unternehmen“, kündigte der Vorstandsvorsitzende Werner Klatten auf der Hauptversammlung in München an. Der Formel-1-Anteil steht bei EM.TV mit einer Bewertung von 204 Millionen Euro in den Büchern. Im schlimmsten Fall droht dem Medienkonzern eine Totalabschreibung. Er bemühe sich aber weiter um eine Lösung im Konsens mit den Banken, sagte Klatten. Die so genannten Formel-1-Banken – dazu zählen die Bayerische Landesbank, JP Morgan und Lehman Brothers – hatten einen Kredit über 1,6 Milliarden Dollar an die Kirch-Gruppe für deren Einstieg bei der Formel 1 unter anderem mit dem Anteil des Kirch-Partners EM.TV abgesichert. Nach der Insolvenz von Kirch hatten die Banken angekündigt, dieses Pfandrecht auszuüben.

Dadurch ist der Anteil für EM.TV momentan so gut wie unverkäuflich. Dabei braucht EM.TV dringend frisches Kapital: Der Konzern steckt auch ein Jahr nach dem Rücktritt von Firmengründer Thomas Haffa noch tief in der Krise. Trotz eingeleiteter Umstrukturierungen sei das Überleben nicht gesichert, kritisierte Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Die Liquidität reiche nur bis zum Jahresende. Sie forderte EM.TV-Chef Werner Klatten auf, die Sanierung entschiedener anzugehen. „Sie müssen aktiver Motor sein, denn die Zukunft ist alles andere als gewiss“, sagte sie.

Klatten räumte ein, die Sanierung des einstigen Börsenstars gestalte sich komplizierter als erwartet. „Ich gestehe, dass diese Aufgabe schwieriger ist, als ich vor einem Jahr dachte“, sagte er. Sie werde durch ein investorenfeindliches Klima, die Kirch-Pleite und die Neuordnung der Medienbranche erschwert.

Gemeinsame Beteiligungen von EM.TV und Unternehmen der Kirch-Gruppe wie Junior TV, die Rennsportserie Formel 1 und Constantin Film hätten dadurch nicht wie geplant entflochten werden können. Klatten, der als Großaktionär 24,8 Prozent der Anteile an EM.TV hält, zeigte sich dennoch optimistisch: „Wir werden die Sanierung schaffen“, sagte er. Um den Konzern schlanker zu machen, habe er Beteiligungen abgestoßen, Kosten gesenkt und sich auf das Kerngeschäft Rechtehandel und Merchandising konzentriert. Letzteres will Klatten erweitern und auf ältere Zielgruppen ausweiten. Positive Impulse erhofft er sich auch von der Vermarktung der Fußball-WM 2006.

Für das Jahr 2004 strebt EM.TV wieder ein positives Ergebnis an. 2001 waren die Zahlen noch tiefrot: Vor allem aufgrund von Sonderabschreibungen entstand ein Fehlbetrag von 374 Millionen Euro – nach 1,35 Milliarden im Vorjahr. Der Umsatz stieg um zehn Prozent auf 722 Millionen Euro. Um einen finanziellen Engpass zu vermeiden, muss EM.TV sich von weiteren Beteiligungen trennen. Der Verkauf der Muppet-Show-Produktionsfirma Jim Henson ist Klatten zufolge „auf gutem Weg“ und könnte „in den kommenden Wochen“ besiegelt werden. Mit dem Verkauf des 45-prozentigen Anteils an der Tele München Gruppe habe EM.TV „keine Eile“, da der Wert noch beträchtlich steigen könne. Auch an seiner Beteiligung an dem Filmproduzenten Constantin will EM.TV noch festhalten.

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