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400.000 Kilometer mit einem Tesla Roadster (Bild: das aktuelle Modell), das erfordert Ideenreichtum und Enthusiasmus.

© Hersteller

Aus Prinzip zum Elektro-Weltmeister: 200.000 Kilometer im Tesla

Von wegen Elektroautos sind nur was für Kurzstrecken. Ein Schwabe hat mit seinem Tesla Roadster in nicht mal drei Jahren 400.000 Kilometer zurückgelegt. Damit ist er Weltrekordhalter. Ganz ohne Zugeständnisse konnte er diese Strecke aber nicht zurücklegen.

Benzin im Blut? Das ist für Autofan Hansjörg von Gemmingen passé. Er hat einen Feldversuch der alternativen Art gestartet. Sein SL 600 ist verkauft, und in der Garage steht seit Herbst 2009 ein Tesla. Den Akku-Roadster nutzt der Privatier aus Karlsruhe so häufig, dass er Wagen jetzt 200 000 Kilometer auf dem Tacho hat und sich der Besitzer "Elektro-Weltmeister" nennt: Kein anderer Autofahrer ist schon so weit gestromert. Und selbst für manchen Straßenbahnfahrer wird das knapp.

Dafür ist der Freiherr im ganzen Land unterwegs. Und als Privatier kann er sich den Luxus leisten, dass eine Fahrt nach Hamburg auch mal drei Tage dauert. Denn bei höchstens 300 Kilometern Reichweite und Ladezyklen von teilweise mehr als acht Stunden muss man sich schon etwas Zeit lassen. "Und vor allem muss man gut planen." Das musste auch der Weltmeister erst lernen. Drei Mal ist er deshalb schon mit leerem Akku liegen geblieben und nur am Abschlepphaken nach Hause gekommen.

Das E-Auto schafft neue Bekannte

Weil es immer noch viel zu wenig öffentliche Ladesäulen gibt, zapft er auf seinen Touren in den Norden, nach Berlin, Wien oder Genf oft bei den weit verstreuten Verwandten. Er übernachtet nur in Hotels mit Steckdosen auf dem Parkplatz und schwört auf die Hilfe der anderen Teslafahrer in Europa. Die haben fast alle Zahlenschlösser an den Garagen, stellen die Codes ins Internet und bitten Gleichgesinnte zum Boxenstopp, erzählt der Weltmeister: "Wer es ernst meint, mit der elektrischen Mobilität wird da automatisch zu einem geselligen Menschen." Nur die Tankwarte dürften auf den ehemaligen SL-Fahrer (und entsprechend guten Kunden…) nicht mehr gut zu sprechen sein: Zu Shell, Aral oder Total fährt er heute nicht mal mehr zum Brötchenholen.

Dabei ist von Gemmingen kein Öko. Er weiß, dass auch sein Strom aus irgendeinem Kraftwerk kommt und die Solarzellen bei ihm auf dem Dach nur für ein paar Kilometer reichen. Nicht umsonst hat er bei den Stadtwerken mittlerweile 30.000 Kilowattstunden auf der Rechnung. Und auch Geld spart man mit dem Elektroauto kaum. "Das Tanken wird zwar billiger", rechnet er vor. Aber der Tesla ist mit rund 120.000 Euro kein Schnäppchen, und bis er eine Starkstromleitung samt Nachtstromzähler und Industriesicherung in der Garage hatte, war er am Ende auch 10 000 Euro los.

Trotzdem ist der Freiherr aus Gemmingen ein Überzeugungstäter und nimmt die Mercedes E-Klasse seiner Lebensgefährtin nur im absoluten Notfall oder wenn mal die Schwiegermutter mit muss. Selbst in den Urlaub nach Südspanien will er wie früher mit dem SL bald zum ersten Mal mit dem Tesla fahren: "Wer Weltmeister bleiben will, darf sich vor solchen Herausforderungen nicht drücken." (sppr)

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