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Professor Ferdinand Dudenhöffer ist Direktor des CAR-Institut (Center Automotive Research) an der Universität Duisburg-Essen.

© Ulrich Zillmann

Elektromobilität: „Das Elektroauto wird hier floppen“

Die deutschen Autobauer planen für die Zukunft. Denn das Auto 23 wird es auch in tausend Jahren noch geben – glaubt der Experte Ferdinand Dudenhöffer.

Statistiken zeigen, dass Neuwagen in Deutschland von Jahr zu Jahr teurer werden und dafür immer mehr Hightech bieten. Verfolgen die Autobauer damit die richtige Strategie?

Ich glaube schon. So wie sich unsere Gesellschaft entwickelt, wenn wir mal in Westeuropa bleiben, ist es richtig. Denn die Einkommen steigen, und wir werden alle älter. Der Durchschnitts-Neuwagenkäufer ist inzwischen 51,5 Jahre alt. Und je älter die Leute sind, umso mehr Wert legen sie vor allem auf Sicherheit. Da gibt es eine extrem hohe Zahlungsbereitschaft. Zum Teil gilt das auch für den Komfortbereich. Es gibt inzwischen Autos – meine Frau scherzt immer, sie will so etwas haben –, die parken Ihnen automatisch ein. Eigentlich sehr praktisch.

Wann wird das Auto von selbst fahren?

Rein technisch gehe ich davon aus, dass so etwas bis 2020 möglich sein wird. Es gibt da aber neben der technischen noch die rechtlichen Fragestellungen. Wenn dann doch mal ein Unfall passiert, weil ein Auto autonom irgendwo gegenfährt, dann wird das haftungsrechtlich extrem schwierig für den Hersteller. Deshalb heißen diese Funktionen heute auch alle Assistenten, um das Produkthaftungsproblem zu umgehen. Verantwortlich bleibt der Fahrer. Da wird viel zu wenig getan, um das, was an Innovationen kommt, besser umsetzen zu können. Wir werden das autonom fahrende Auto wahrscheinlich nicht als autonom kaufen können, weil die Juristen uns da einen Strich durch die Rechnung machen.

Gibt es den Wunsch danach überhaupt?

Auf jeden Fall. Auch das halb autonome Fahren führt ja schon dazu, dass die Fehler der Fahrer ausgemerzt werden, wodurch die Unfälle stark zurückgehen. Es wird zwar immer denjenigen geben, der mit Karacho auf dem Nürburgring rumfahren will. Aber darauf ist unser Verkehr nicht ausgelegt.

Gibt es auch einen Gegentrend zum technisch hochgerüsteten Fahrzeug?

Ein gewisses Maß an Technik wird Standard. Wer einmal einen elektrischen Fensterheber hatte, der will nicht mehr kurbeln. Aber es gibt schon Marken wie Dacia, die gut laufen und die Autos für unter 7000 Euro anbieten. Der Markt dafür existiert. Zwischen der Komfort- und der Basic-Schiene müssen sich die Autobauer entschieden entscheiden. Bei Opel zum Beispiel trennt GM nicht ordentlich zwischen dem als Billigmarke angelegten Chevrolet und Opel. Auch bei Volkswagen tut man sich schwer, wo Skoda und VW technisch eigentlich gleich sind. Gut gelungen ist die Trennung bei Renault mit Dacia. Da gibt es eine ganz klare Linie zwischen beiden Fahrzeugkonzepten.

Wie lange wird es das Auto überhaupt noch geben?

Die nächsten tausend Jahre bestimmt.

Das ist eine ziemlich optimistische Schätzung, immerhin gibt es das Auto erst seit rund 150 Jahren ...

... und seitdem wird es permanent totgesagt. Es hat einfach ein paar Vorteile. Es bietet Komfort für den Einzelnen, und die Kosten sind beispielsweise gerade auf dem Land geringer als ein Taxi, dann der Zug und dann wieder ein Taxi. In der Stadt, wo es andere Verkehrsträger wie S- und U-Bahn gibt, besitzen auch sehr viel weniger Menschen ein Auto. Aber es werden niemals 80 Millionen in Berlin wohnen, das darf auch nicht das Ziel sein. Und solange die Besiedlung so ist, wie sie ist, macht es auch keinen Sinn, permanent leere Züge durch Mecklenburg-Vorpommern fahren zu lassen. Das rechnet sich auch einfach nicht.

Was sind die Trends in der Großstadt?

Hier haben wir Probleme mit Lärm, mit Emissionen und mit Stau. Es braucht gut funktionierende öffentliche Verkehrsmittel, dann haben die auch eine große Akzeptanz. Viele junge Leute wollen dann auch gar kein Auto mehr besitzen. Elektroautos sind – im Hinblick auf die Emissionen und den Lärm – für Großstädte prädestiniert. Sie sind gemacht für 30 bis 40 Kilometer pro Tag. Ohne die ganzen Diesel- und Benzinstinker wären unsere Städte echte Bilderbuchstädte. Wenn Frau Merkel endlich mal einen Anstoß geben würde.

Da passiert Ihrer Einschätzung nach zu wenig?

Gar nichts passiert da. Außer ein paar blumiger Worte. Die Kfz-Steuer bekommen Sie erlassen, aber die Summe ist wirklich lächerlich.

Was wären denn die nötigen Änderungen?

Es wäre sinnvoll, wenn man in den Großstädten emissionsfreie Zonen einrichten würde. Die Engländer haben in Städten Maut-Systeme für Verbrennungsmotoren, in Kalifornien gibt es Bonuspunkte für E-Autos, da gibt es einiges. Man muss die Leute am Anfang zwingen. Das Elektroauto ist noch teurer als der normale Verbrenner und hat andere Nachteile. Deshalb muss es in Regionen, in denen man es wegen der positiven Effekte haben will, verordnet werden.

Klingt politisch nur schwer durchsetzbar ...

Wahrscheinlich ist es schwierig. Das Elektroauto wird hier in Deutschland floppen. Aber vielleicht nicht in China, und dann werden wir uns in zehn Jahren ärgern.

Das Gespräch führte Elisa Simantke.

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