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Hans-Peter Villis warnt vor 450 Millionen Euro weniger Gewinn.

© dapd

EnBW will umsteuern: Acht Milliarden Euro für Ökostrom

EnBW will auf Erneuerbare Energien umstellen, warnt aber vor schnellem Ausstieg aus der Atomkraft. Jeder Stillstand der Kraftwerke schränke unsere Investitionsspielräume erheblich ein.

Dem klaren Bekenntnis zu Erneuerbaren Energien ließ der Energiemanager eine Warnung vor einem zu schnellen Ausstieg aus der Atomkraft folgen. „Jeder Stillstand unserer Kraftwerke schränkt unsere Investitionsspielräume erheblich ein“, sagte Hans-Peter Villis, Vorstandsvorsitzender der EnBW Energie Baden-Württemberg AG, am Dienstag auf der Hauptversammlung in Karlsruhe. Derzeit sind die EnBW-Akw Neckarwestheim I und Philippsburg I wegen des von der Bundesregierung vorgegebenen Moratoriums stillgelegt. Das kostet bislang 80 Millionen Euro. Und gehen die Blöcke in diesem Jahr nicht mehr ans Netz, fehlen Erlöse von bis zu 450 Millionen Euro, und der Gewinn sinkt. Das aber passt nicht, so die Botschaft von Villis, zum Ausbau der Erneuerbaren.

Nach Angaben des Vorstandschefs würde die Verdopplung der Ökostrom- Kapazität bis 2020 rund acht Milliarden Euro kosten. Daran wird der viertgrößte deutsche Energiekonzern nicht vorbeikommen. Denn rund die Hälfte des Stroms stammt heute noch aus Akw. Inzwischen ist aber nicht nur Fukushima passiert, sondern die Baden-Württemberger haben auch eine grün-rote Regierung gewählt. Und die wird Einfluss nehmen auf „ihr“ Unternehmen: Ende vergangenen Jahres hatte Regierungschef Stefan Mappus (CDU) für 4,7 Milliarden Euro einen Anteil von 45 Prozent an der EnBW von der französischen EDF gekauft. Neben diversen Kommunen ist das Land nun der entscheidende Eigentümer. Deshalb sollte am Dienstag auch die ehemalige Grünen-Chefin Gunda Röstel in den Aufsichtsrat gewählt werden; Röstel führt seit einigen Jahren die Geschäfte der Stadtentwässerung Dresden. Wie die Regierung von Winfried Kretschmann überhaupt mit der teuren Tochter EnBW umgehen wird, ist offen. Mappus’ Kalkül, den Kaufpreis respektive Zinsen und Tilgung mit der EnBW-Dividende zu finanzieren und den Konzern so bald und so profitabel wie möglich wieder zu verkaufen, geht nach Fukushima nicht mehr auf. Die alte Regierung selbst hatte zuletzt den zeitlichen Rahmen für einen solchen Verkauf auf 2016 hinausgeschoben.

Konzernchef Villis wies am Dienstag auf die Belastungen durch „energiewirtschaftliche Rahmenbedingungen“ hin. Wegen der Brennelementesteuer und Zahlungen in den Fonds für Erneuerbare seien die Investitionen bis 2013 von 7,9 auf 5,1 Milliarden Euro reduziert worden. Um den Umbau Richtung Ökoenergie zu stemmen, will Villis nun Beteiligungen im Wert von 1,8 Milliarden Euro verkaufen. Ferner soll bis 2013 durch höhere Effizienz und geringere Kosten ein „mittlerer dreistelliger Millionenbetrag“ gespart werden. Was das für die Belegschaft bedeutet, blieb offen. Für EnBW arbeiten rund 20 000 Personen.

„Wir stehen zu unseren Kraftwerken“, rief Villis den Aktionären zu. Er sei von der Sicherheit der Anlagen überzeugt und nehme dennoch „zur Kenntnis, dass die Mehrheit der Deutschen die Kernkraft in Deutschland ablehnt“. Indes warnte der Manager vor einem übereilten Ausstieg aus der Kernkraft, dazu sei das Energiesystem „zu komplex“.

EnBW, nach Eon, RWE und der Berliner Vattenfall, die Nummer vier hierzulande, kam zuletzt auf einen Umsatz von 17,5 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis vor Steuern und ohne Beteiligungsergebnisse lag dabei mit zwei Milliarden Euro um gut sieben Prozent über dem Vorjahr. In diesem Jahr erwartet der Vorstand nun einen Rückgang des Gewinns um rund ein Viertel. EnBW ist damit der erste der vier großen Konzerne, der wegen Japan und den Folgen seine Gewinnprognose korrigiert.

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