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Wirtschaft: Ende des Konsumstreiks ist in Sicht

Verbraucher kaufen 2005 wieder mehr ein, sagen Forscher. Auch die Firmen wollen mehr investieren

Berlin - Erstmals seit langem dürfte 2005 der Konsum der Deutschen wieder nennenswert zulegen. Damit würde der Aufschwung eine breitere Basis bekommen, sagten Wirtschaftsforscher dem Tagesspiegel am Dienstag. Bislang hatte allein der starke Export die Erholung getragen – im dritten Quartal gab es hier jedoch Einbußen, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Insgesamt wuchs das Bruttoinlandsprodukt daher nur um 0,1 Prozent im Vergleich zum Vorquartal.

„Im kommenden Jahr wird der private Verbrauch um 0,8 Prozent zulegen“, prognostizierte Rolf Bürkl, Ökonom bei der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK). Im Zuge der Erholung auf dem Arbeitsmarkt werde sich auch die Stimmung der Verbraucher bessern. Derzeit seien viele Bürger noch verunsichert. „Es hat sich ein Nachholbedarf angestaut, vor allem bei Möbeln, Haushaltsgeräten und Autos. Deshalb wird das kommende Jahr auf jeden Fall besser als 2004.“

Im Weihnachtsgeschäft spiele das allerdings noch keine Rolle. „Für den Einzelhandel ist dieses Jahr gelaufen“, sagte Bürkl mit Blick auf die Dezember-Zahlen des Konsumklimas, die die GfK am Freitag auf der Basis einer Umfrage veröffentlicht. Auch im November hatten die Verbraucher sich noch verunsichert gezeigt.

Uwe Angenendt, Chefökonom der ING BHF-Bank, erwartet ebenfalls, dass der private Konsum das Wachstum bald nicht mehr bremst. Die Reformpolitik der Regierung werde im Lauf des kommenden Jahres zu wirken beginnen. Wenn es parallel keine erneuten Preiserhöhungen beim Öl gebe, würden die Verbraucher wieder einkaufen gehen. Ralph Solveen, Leiter Volkswirtschaft bei der Commerzbank, geht davon aus, dass es sogar ein längerfristiges Plus beim Konsum gibt. „2006 könnte die Rate sogar weiter um ein Prozent steigen“, sagte er.

Der private Konsum ist eine der Säulen der Binnennachfrage. Bei der zweiten, den Firmen-Investitionen, gab es bereits zwischen Juli und Ende September positive Anzeichen. Das Statistische Bundesamt verzeichnete im dritten Quartal ein Plus von 4,1 Prozent im Vergleich zum Vorquartal. Die dritte Säule der Binnennachfrage, der Staatskonsum, nahm um 0,6 Prozent zu. „Jetzt greift der Exportboom endlich auf die Binnennachfrage über“, analysierte BHF-Experte Angenendt. Gefragt waren vor allem Ausrüstungen, Software und Urheberrechte. Um ein Strohfeuer dürfte es sich dabei nicht handeln – in einer Umfrage des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft vom Montag hatten 27 Prozent der Firmen angegeben, ihre Investitionsbudgets 2005 ausweiten zu wollen.

Beim Export gab es im dritten Quartal indes einen Rückgang um 1,1 Prozent, das erste Minus seit einem Jahr. In den ersten Monaten des Jahres hatte der Export mit starken Zuwächsen noch den Aufschwung getragen. „Wir sind sicher, dass es sich nur um eine Wachstumsdelle handelt“, sagte Commerzbank-Mann Solveen. Die Weltwirtschaft habe noch keine Schwächetendenz gezeigt. „Es gibt keinen Grund, weshalb der Boom bereits zu Ende sein sollte.“ Auch Wirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) gab sich optimistisch. „Der Aufschwung geht weiter“, sagte er in Berlin. Im vierten Quartal werde das Plus zum Vorquartal bei mehr als 0,25 Prozent liegen.

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