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Wirtschaft: Endgültiges Aus für den großen Smart

Daimler-Aufsichtsrat beschließt Einstellung des forfour / Verhandlungen mit dem Smart-Partner Mitsubishi

Berlin - Das Ende des „großen“ Smart ist beschlossene Sache. Vorstand und Aufsichtsrat von Daimler-Chrysler „haben den Maßnahmen hinsichtlich der Fokussierung auf den Smart fortwo zugestimmt, darunter das Ende des Smart forfour“, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. Der viersitzige Smart forfour wird bei der Mitsubishi-Tochter Nedcar im niederländischen Born gebaut. Daimler-Chrysler hat nun mit Mitsubishi eine Absichtserklärung unterzeichnet, „mit dem Ziel ein verbindliches Abkommen zur Einstellung des Smart forfour zu erreichen“. Bereits am vergangenen Wochenende hatte Daimler-Chrysler mitgeteilt, den forfour so bald wie möglich einstellen zu wollen.

Die niederländischen Gewerkschaften äußerten sich inzwischen verärgert und verlangten ein Gespräch mit Daimler- Chrysler-Chef Dieter Zetsche. „Wenn Zetsche uns nicht zuhört, wird kein Smart mehr das Werk verlassen“, sagte ein Vertreter des Gewerkschaftsdachverbandes FNV der Deutschen Presseagentur. Die Gewerkschaft fordert, die Produktion des forfour so lange fortzusetzen, bis ein anderes Modell bei Nedcar gebaut wird. Derzeit baut Nedcar mit 3000 Mitarbeitern neben dem Smart forfour auch den Mitsubishi Colt.

Die Kleinwagenmarke Smart hat Daimler-Chrysler seit der Markteinführung 1997 einige Milliarden gekostet und soll erstmals 2007 schwarze Zahlen erreichen. Im vergangenen Jahr hatten erste Sanierungsmaßnahmen 1,1 Milliarden Euro gekostet; für die nun geplante Einstellung des forfour wird eine weitere Milliarde veranschlagt. Das Geld wird als Schadenersatz für Mitsubishi und forfour-Lieferanten sowie für Abfindungen gebraucht. So sollen zum Beispiel in der Smart-Zentrale in Böblingen 300 Arbeitsplätze wegfallen. Dort waren bereits im vergangenen Jahr von 1350 Arbeitsplätzen 600 gestrichen worden. Im Produktionswerk Hambach im Elsass, wo der Smart fortwo gebaut wird, fielen 2005 gut 120 Stellen weg.

Im letzten Jahr verkaufte Daimler- Chrysler 124 300 Smart, davon 43 700 forfour, 75 300 fortwo und 5300 Roadster. Auch der Roadster wird eingestellt, sodass sich Daimler- Chrysler auf den Zweisitzer beschränkt. Vom Smart fortwo ist das neue Modell für das Frühjahr 2007 angekündigt.

In der Händlerschaft wird das Ende des Smart forfour durchaus bedauert. „Jedes Auto, das wir auf dem Hof haben, ist ein Ertragsmittel“, sagte ein Smart-Händler auf Anfrage. Zwar sehe er auch, dass sich der Smart fortwo besser verkaufe. Das liege aber vor allem daran, dass sich der forfour in einem ganz anderen Wettbewerbsumfeld befindet. „Bei dem großen Marktangebot an Kleinwagen muss man schon mit Besonderheiten hervorstechen“, so der Händler, der anonym bleiben möchte. Da der Smart forfour aber relativ günstig und serienmäßig mit dem Sicherheitssystem ESP ausgestattet sei, gelinge das auch. Gerade bei Dreißig- bis Vierzigjährigen sei dieser Wagen gut angekommen.

Wie lange es noch Nachschub an forfour-Modellen gibt, ist offen, und hängt nun ab von den Verhandlungen mit Mitsubishi. Der Händler sieht das gelassen. „Die wenigen Smart forfour, die noch auf meinem Hof stehen, werde ich bestimmt noch los, denn auch wenn sie den Wagen vom Markt nehmen, ist er immer noch gut“, so der Autohändler. alf/ysh

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