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Wirtschaft: Endlich wieder eine Stelle!

Constanze Gutwasser hat einen, Edeltraud Bejick auch und Kathi Hackensellner seit diesem Donnerstag ebenfalls - die ersten drei von 30 Jobsuchenden, die der Tagesspiegel in seiner Themenausgabe vom 6. März vorgestellt hatte, haben einen Arbeitsvertrag in der Tasche.

Constanze Gutwasser hat einen, Edeltraud Bejick auch und Kathi Hackensellner seit diesem Donnerstag ebenfalls - die ersten drei von 30 Jobsuchenden, die der Tagesspiegel in seiner Themenausgabe vom 6. März vorgestellt hatte, haben einen Arbeitsvertrag in der Tasche.

Zum Thema Online Spezial: Arbeit.los! Vor genau elf Tagen schellte bei Mediendesignerin Constanze Gutwasser das Telefon. Am Apparat war Professor Dieter Feldenkirchen, Leiter der Röntgenabteilung am Universitätsklinikum Benjamin Franklin. Er sei gerade am Flughafen und da habe er den Tagesspiegel gelesen. Jetzt wolle er ihr eine Stelle anbieten. "Ich war sprachlos", erinnert sich Frau Gutwasser. Dass sich so schnell ein potenzieller Arbeitgeber melden würde - damit hatte sie nicht gerechnet. Das Angebot von Professor Feldenkirchen ist ein Volltreffer. Constanze Gutwasser soll die Präsentation der Forschungsarbeiten und Vorträge seines 40-köpfigen Wissenschaftsteams medientechnisch gestalten. "In drei Tagen geht es los", sagt sie, und die Vorfreude in ihrer Stimme ist nicht zu überhören.

Das Telefon von Kathi Hackensellner hat gar nicht mehr stillgestanden. Die 34-jährige Finanzbuchhalterin hat acht Jobangebote und eine Anfrage von Spiegel-TV bekommen. Letztere hat sie abgelehnt, denn an einer Fernsehkarriere als Vorzeigearbeitslose ist sie nicht interessiert. "Die Resonanz war überwältigend", sagt Kathi Hackensellner.

Eine Resonanz, mit der sie nach einem halben Jahr Arbeitslosigkeit und Dutzenden von Absagen nicht mehr gerechnet hat. Der Vorstellungstermin bei dem Berliner Metallverarbeitungsunternehmen Rexrodt war dann auch ein voller Erfolg. "Nach dem Bewerbungsgespräch hat mich der Geschäftsführer sofort eingestellt", erzählt sie. Kathi Hackensellner kann es noch gar nicht fassen, dass sie jetzt keine Bewerbungen mehr verschicken muss, und auch keine Angst mehr vor großen Umschlägen in ihrem Briefkasten zu haben braucht. Denn von Montag an darf sie endlich wieder Büroluft schnuppern.

Edeltraud Bejick hatte nicht mehr viel Hoffnung, noch einmal einen Arbeitsplatz zu finden. "Mit 59 Jahren ist man eben nicht mehr so gefragt", sagt sie. Trotzdem schrieb sie unermüdlich Bewerbungen und besuchte Fortbildungen. "Vielleicht kommt die ganz große Chance ja noch", machte sich die studierte Pädagogin, gelernte Fachverkäuferin und fortgebildete Betriebsorganisatorin selber Mut. Die Chance ist tatsächlich gekommen. Im April kann sie bei einer Berliner Akademie für Bildung- und Berufsförderung als Deutschlehrerin für Fremdsprachler anfangen. Ihr Alter habe ihren neuen Arbeitgeber überhaupt nicht gestört, erzählt Frau Bejick. Ganz im Gegenteil, gerade für diese Aufgabe werde eine erfahrene Pädagogin wie sie gesucht, habe die Leiterin der Akademie zu ihr gesagt.

Drei von 30 haben den Wiedereinstieg ins Berufsleben geschafft, über 15 stecken noch mitten in den Vorstellungsgesprächen. Wie zum Beispiel die 34-jährige Sekretärin Claudia Kieschke, die 38-jährige Juristin Brigitte Austen, die 26-jährige Bürokauffrau Ümmahan Yücel oder die 57-jährige Buchhalterin Bärbel Gehrke. Einige allerdings haben kein einziges Jobangebot erhalten. "Null Reaktion", sagt Frank Grzeschuchna (47) enttäuscht. Der gelernte Erzieher, der Mitte der 90er zur Tagungsfachkraft umschulte, hat jetzt über das Arbeitsamt eine ABM-Stelle bekommen. Im Berliner Stadthaus Böckler Park betreut er ein Jugendprojekt. Doch die Stelle ist auf ein Jahr befristet. Dann geht die Suche von vorne los. "Aber vielleicht meldet sich ja doch noch jemand", sagt Grzeschuchna. Auch Erzieher Sven Pyritz (25), Maurermeister Thomas Fuhlbrügge (36) und Zimmerer Marc Raffel (22) sind leer ausgegangen. Ebenso die 40-jährige Malerin und Lackiererin Christiane Raue.

Gregory-Alexander Pech, Bau-Ingenieur für Wasserwirtschaft, ist von dem Personaldienstleister DIS AG zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen worden. "Wir wollten jeden der 30 Arbeitslosen kontaktieren", sagt der DIS-Chef Dieter Paulmann. Doch nicht alle zuständigen Arbeitsvermittler seien erreichbar gewesen - trotz mehrfacher Anrufe. Ähnliche Erfahrungen machte auch ein Berliner Steuerbüro bei dem Versuch, einen Vermittler als Telefon zu bekommen. Das ist ärgerlich, aber für das Landesarbeitsamt Berlin-Brandenburg auch eine nützliche Erfahrung, um künftig solche Pannen zu vermeiden. Landesarbeitsamt-Sprecher Klaus Pohl will sich darum kümmern.

Dagmar Rosenfeld

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