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Wirtschaft: Endlich wieder positive Schlagzeilen

GLIWICE .Wenn Jack Smith, der mächtige Präsident von General Motors (GM), künftig immer so viel Lob und so viel Anerkennung ausspricht, wie der Eröffnung des Opel- Werks in Gliwice (Gleiwitz), dann muß es um das Verhältnis zwischen Opel und der amerikanischen Mutter trotz der jüngsten Querelen bestens bestellt sein.

GLIWICE .Wenn Jack Smith, der mächtige Präsident von General Motors (GM), künftig immer so viel Lob und so viel Anerkennung ausspricht, wie der Eröffnung des Opel- Werks in Gliwice (Gleiwitz), dann muß es um das Verhältnis zwischen Opel und der amerikanischen Mutter trotz der jüngsten Querelen bestens bestellt sein.Das Unternehmen sei ein "Kernstück" von GM.Bei der Einweihung des 530-Mill.-DM-Projekts in Oberschlesien in Anwesenheit von Staatspräsident Aleksander Kwasniewski verbreiteten Smith, Noch-Opel- Chef Gary Cowger und Wolfgang Strinz, der ab 1.November neben dem neuen Opel- Vorsitzenden Robert Hendrys als Stellvertreter agiert, Zuversicht.So als ob das Opel-Werk Gliwice nicht nur ein Signal für einen weiteren Aufschwung der Opel-Geschäfte in Polen sein soll, sondern für einen von Personalquerelen freien Aufbruch bei Opel generell.

Aussagen über mögliche neue Fixpunkte in der Unternehmenspolitik wollte Strinz am Rande der Eröffnung nicht machen.Dazu sei es drei Tage nach der Ernennung der neuen Opel-Doppelspitze und drei Tage vor dem Amtsantritt zu früh.Unter der Hand äußerten führende Opel-Manager die Hoffnung, daß es mit den "Eingriffen" der GM-Zentrale in Detroit oder der Europa-Zentrale in Zürich jetzt ein Ende habe.GM-Chef Smith, wegen der Werkseröffnung aus Amerika angereist, lobte den Opel-Chef Hendrys, seinen Stellvertreter Strinz und den neuen Aufsichtsratschef Barth als "starkes Trio".

Packt Opel die Dinge so an wie Gliwice, dann sieht es für die Zukunft rosig aus.In nur 22 Monaten haben die Rüsselsheimer zusammen mit ihrer polnischen Tochtergesellschaft in Oberschlesien auf der grünen Wiese eine Automobilfabrik mit Preß- und Karosseriewerk und einer Lackiererei aus dem Boden gestampft, die zu den modernsten in Europa gehört.Ähnlich konzipiert wie in Eisenach arbeitet das Werk nach den Prinzipien der schlanken Produktion, die Produktivität wird ähnlich hoch sein wie in Eisenach.1100 Mitarbeiter hat Opel angeheuert, 1999 sollen noch einmal 1000 dazu gekommen, damit im Zwei-Schicht-Betrieb jedes Jahr 70 000 Astra Classic in drei Versionen von den Bändern rollen können.Daß in Polen das "alte" Astra-Modell gefertigt wird, ist Absicht.Mit einem Preis von umgerechnet rund 16 000 DM für das Einsteigermodell hat es in Polen beste Marktchancen.Zum anderen konnte Opel sparen, weil viele Werkzeuge und Preßwerke aus den Opel-Werken in Deutschland jetzt wieder in Gliwice verwendet werden können.Schließlich ist Opel in der Sonderwirtschaftszone Gliwice für zehn Jahre von Gewinnsteuern befreit und zahlt mit 700 bis 800 DM Löhne, die nur bei 15 bis 20 Prozent des deutschen Niveaus liegen.Nach etwa sieben Jahren, schätzt Strinz, werde man in Gliwice schwarze Zahlen schreiben können.

Opel ist schon seit 1991 in Polen vertreten und hat dort seitdem 145 000 Autos verkauft, allein 44 000 im vergangenen Jahr.Bis Oktober wurden 1998 bereits 35 000 Fahrzeuge abgesetzt.Damit bringen es die Rüsselsheimer auf einen Marktanteil von 8,2 Prozent, allerdings deutlich hinter Fiat und Daewoo, die jeweils etwa 30 Prozent besitzen.Derzeit betreibt Opel neben Gliwice noch ein Montagewerk in Warschau.Bis zum Jahr 2000 soll nach den Worten von Strinz, der Marktanteil auf 10 bis 15 Prozent steigen.Dazu soll auch der Ausbau des Werkes in Gliwice beitragen.Weitere 375 Mill.DM sollen bis zum Jahr 2000 investiert, 1000 Mitarbeiter zusätzlich eingestellt und die Kapazität auf 150 000 Fahrzeuge steigen.Dann wird Opel in Gliwice auch einen Microvan produzieren, auch für den westeuropäischen Markt.

Bei Opel ist man sich sicher, daß man der Region um die Stadt mit ihren 220 000 Einwohnern, in der Hitler 1939 seinen Vorwand für den Beginn des Zweiten Weltkrieges inszenierte, mit dem neuen Werk einen deutlichen Schub gibt.Rund 15 000 neue Stellen seien damit verbunden, etwa bei Zulieferern, betont Noch-Opel-Chef Cowger.Durch direkte und indirekte Einkäufe würde Opel bis zum Jahr 2000 rund 1,5 Mrd.DM in die polnische Wirtschaft pumpen.Kein Wunder, daß Staatspräsident Kwasniewski den Opel-Managern kräftig auf die Schultern klopfte.Die freuen sich, daß sie endlich wieder einmal erfreuliche Schlagzeilen produzieren können.

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