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Wirtschaft: Energie aus der Erde

SO FUNKTIONIERT FRACKING Konventionelles Erdgas liegt in einer Art Blase unter der Erde. Wird sie angebohrt, strömt das Gemisch von selbst nach oben.

SO FUNKTIONIERT FRACKING

Konventionelles Erdgas liegt in einer Art Blase unter der Erde. Wird sie angebohrt, strömt das Gemisch von selbst nach oben. Schiefergas aber steckt in Millionen kleiner Poren im Tongestein und ist mit herkömmlichen Methoden unerreichbar. Um daranzukommen, bohren Ingenieure erst senkrecht in die Tiefe, dann tausende Meter waagerecht. In die entstandenen, oft nur tellergroßen Löcher pressen sie Millionen Liter Wasser, Sand und spezielle Chemikalien. Auf diese Weise werden die Hohlräume im Gestein geknackt, und das Gas steigt nach oben. Neu ist diese Technik nicht. Die Industrie in den USA setzt sie bereits seit den 1940er Jahren ein, nach Deutschland kam sie Anfang der 1960er Jahre. Auch Öl lässt sich per Fracking fördern.

WELCHE UMWELTPROBLEME ES GIBT

Der Cocktail aus Sand, Wasser und Chemikalien, das sogenannte Fracfluid, bereitet Umweltschützern Sorgen. Denn die verwendeten Gele, Säuren, Schäume, Rostschutzmittel oder Bakterienvernichter sind zum Teil giftig. Die genaue Zusammensetzung halten die Konzerne geheim.

Nach dem Fracking wird das Gemisch zwar abgepumpt, gereinigt und in ausgebeutete Schächte gepresst. Doch während des Prozesses kann Flüssigkeit austreten und im Grundwasser oder an der Oberfläche landen. Das Gemisch enthält nach seinem Weg durch die Tiefe zusätzlich Gas, Öl und metallische Salze. Die Bundesregierung will daher verhindern, dass in Wasserschutzgebieten Gas per Fracking gefördert wird. Das beträfe rund 17 Prozent der Fläche des Landes.

Weitere Belastungen drohen vom Bohrgestänge, es kann nach der Benutzung radioaktiv strahlen. Zudem verschandeln die Bohrtürme die Landschaft, und das Bohren selbst verursacht Lärm. Fachleute warnen überdies, dass die Förderung Erdbeben auslösen könnte.

SO GROSS IST DAS POTENZIAL

Ein Drittel des in den USA geförderten Gases stammt bereits aus Schiefergestein. Der Anteil soll weiter steigen, so dass sich das Land bereits in zehn Jahren selbst versorgen könnte. In Deutschland könnten sich laut der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) zwischen 0,7 und 2,3 Billionen Kubikmeter dieses Gases fördern lassen. Im Mittel wären das 1,5 Billionen Kubikmeter. Rund 90 Milliarden Kubikmeter werden hierzulande im Jahr verbraucht. Würde die Bundesrepublik alles Gas selbst verbrauchen, reichte es für bis zu 26 Jahre. Heute produziert Deutschland nur elf Prozent seines Bedarfs selbst. Den Rest liefern Russland (34 Prozent), Norwegen (23), und die Niederlande (20). Dänemark, Großbritannien und andere stellen gemeinsam den Rest.

WIE FRACKING DIE WELT VERÄNDERT

Dank der Fördermethode können viele Länder ihre Abhängigkeit von Rohstoffimporten senken. Sie können sogar zu Exporteuren werden, weil Gas dank neuer Verfahren gut per Schiff zu transportieren ist. Das gewachsene Angebot hat zu einem deutlichen Verfall der Preise geführt. Im Jahr 2000 kostete eine übliche Handelseinheit Erdgas (BTU) in allen Industriestaaten zwischen drei und fünf Dollar. Seither haben sich die Preise regional extrem unterschiedlich entwickelt. 2012 kostete eine BTU in den USA etwa 3,5 Dollar, in Großbritannien etwa neun Dollar, der deutsche Importpreis liegt bei etwa zwölf, Japaner zahlten sogar rund 17 Dollar. Carsten Brönstrup

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