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Energie: Die fünfte Kraft

Ein Bündnis von Kommunen und Stadtwerken übernimmt von Eon die Thüga. Der Verkauf der Thüga bringt Eon knapp drei Milliarden Euro.

Düsseldorf / Berlin - Mit dem Kauf der Eon-Tochter Thüga will ein kommunales Bündnis den Energiemarkt aufmischen. „Die Transaktion wird nach Eon, RWE, EnBW und Vattenfall den fünftgrößten unabhängigen Versorger Deutschlands begründen“, erklärte einer der Konsortialpartner, die Frankfurter Mainova. Die Unternehmen wollten ein Netzwerk schaffen, das Kosten senken und in Großprojekte investieren kann. Nach monatelangen Verhandlungen hatte sich Eon am Mittwoch mit dem kommunalen Erwerberkonsortium auf einen Preis von 2,9 Milliarden Euro geeinigt. Die Regionalversorger Mainova, Stadtwerke Hannover und N-Ergie aus Nürnberg erwerben je 20,75 Prozent. Eine Gruppe von 45 kleineren Stadtwerken und dem Regionalversorger Badenova, die mit Kom9 firmiert, übernimmt 37,75 Prozent.

Die Thüga bietet Energiedienstleistungen und handelt selbst mit Strom und Gas. Die Thüga- Gruppe versorgt rund 3,5 Millionen Kunden mit Strom, knapp drei Millionen mit Gas und etwa eine Million mit Trinkwasser. Sie beschäftigen 19 000 Mitarbeiter und kamen zuletzt auf einen Umsatz von 16,4 Milliarden Euro. Allerdings wird die Thüga-Gruppe nicht komplett von dem Konsortium übernommen. Die Beteiligungen an der Berliner Gasag, die Hessische Heag, die Stadtwerke Duisburg und die Stadtwerke Karlsruhe werden getrennt veräußert.

Wie Eon-Finanzvorstand Marcus Schenck am Mittwoch erklärte, werden die 37 Prozent an der Gasag zunächst auf Eon Ruhrgas übertragen. Nach Abschluss des Thüga-Verkaufs werde die Veräußerung der Gasag-Anteile in Angriff genommen. Einzelne Vertreter des Berliner Senats hatten sich bereits bei der Ankündigung des Vattenfall-Konzerns, sich von seinen Gasag-Anteilen (31,5 Prozent) trennen zu wollen, für einen Wiedereinstieg des Landes Berlin bei der Gasag ausgesprochen.

Der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) sieht durch die Thüga-Transaktion einen „Umbruch auf dem deutschen Energiemarkt“. Der Wettbewerb werde gestärkt, weil das Kartellamt die Marktmacht der vier Großkonzerne immer kritisiert habe. „Wir wollen gemeinsam wachsen“, sagte einer der Initiatoren des Konsortiums, Badenova-Chef Thorsten Radensleben dem „Handelsblatt“. Gemeinsam könnten die Partner ihre Kräfte beim Energiehandel oder dem Materialeinkauf bündeln und auch große Investitionen stemmen – etwa in Kraftwerke oder erneuerbare Energien. In der Struktur des Bündnisses sehen Branchenexperten aber Probleme. „Die Partner stehen vor einer Mammutaufgabe: Eine Gruppe mit über 100 Beteiligungen zu führen wird schwierig“, sagt Stephan Werthschulte, Energieexperte der Beratungsfirma Accenture. Eon hatte sich zum Verkauf entschlossen, weil der Konzern die Thüga wegen der Aufsicht des Kartellamtes nicht weiter entwickeln konnte.

Nach Einschätzung der Analysten von Sal. Oppenheim kann der Konzern zufrieden sein. Wenn auch die restlichen Teile veräußert seien, könnte sich der Preis auf 3,6 Milliarden Euro summieren. Eon teilte am Mittwoch ferner die Zahlen für das erste Halbjahr mit, der operative Gewinn fiel nur leicht um ein Prozent auf 5,7 Milliarden Euro. juf (HB)/ebs

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