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Noch am Netz. Eon streitet um die Zukunft seiner profitablen Atomkraftwerke, wie hier im unterfränkischen Grafenrheinfeld.

© dpa

Energie: Pathos für die Atomkraft

Eon-Chef Johannes Teyssen bangt um den Industriestandort Deutschland und will "bis zur Ziellinie" für die Kernenergie kämpfen. Das Geschäft legt wieder zu.

Berlin - Noch ist Eon der umsatzstärkste Energiekonzern der Welt. Zwar hatte der französische Rivale GDF Suez am Dienstag angekündigt, durch die Übernahme eines kleinen britischen Wettbewerbers an dem Düsseldorfer Unternehmen vorbeiziehen zu wollen. Doch dieses eher sportliche Thema spielte bei Eon schon am Tag darauf scheinbar keine Rolle mehr. Zu ernst sei angeblich die Lage. Eon-Vorstandschef Johannes Teyssen sagte am Mittwoch anlässlich der Präsentation der Halbjahreszahlen, er bange um die Energiebranche und den Industriestandort Deutschland insgesamt.

Teyssen, der erst zum 1. Mai den langjährigen Energieboss Wulf Bernotat auf dem Posten beerbte, sparte in seiner Rede nicht mit Pathos. Als Vorstandsvorsitzender stünden er und seine Mitarbeiter dafür, 365 Tage im Jahr sichere, bezahlbare und klimafreundliche Energie zu liefern. Dazu leisteten auch die Kernkraftwerke des Unternehmens einen wertvollen Beitrag, weil die kein Kohlendioxid ausstoßen würden. „Ohne CO2-freie Kernenergie kommen wir kurz- und mittelfristig nicht aus“, sagte er und sprach sich damit erneut für eine Laufzeitverlängerung der Meiler aus. Dafür wolle er bis zur Ziellinie kämpfen – „im Interesse unseres Landes“, sagte Teyssen.

Nach einem Bericht des „Handelsblattes“ haben Eon und die drei anderen großen AKW-Betreiber RWE, EnBW und Vattenfall der Regierung einen Entwurf für einen „Energiewirtschaftsvertrag“ vorgelegt. Darin erklären sich die Konzerne bereit, im Gegenzug für eine Laufzeitverlängerung um durchschnittlich zwölf Jahre 30 Milliarden Euro in einen Fonds einzuzahlen, „dessen Aufgabe in der Modernisierung der Energiewirtschaft und der Förderung des technischen Fortschritts liegt“. Zugleich müsse die Regierung aber auch ihren Beschluss kassieren, eine Brennelementesteuer einzuführen, die nur die Stromproduktion in Atomkraftwerken belasten würde.

Regierungssprecher Thomas Steegmanns sagte am Mittwoch, die Umsetzung dieser Steuerpläne laufe. Mehr wollte er dazu nicht sagen. Teyssen sagte, die Steuer würde allein Eon 1,3 bis 1,5 Milliarden Euro im Jahr kosten. Er kritisierte in dem Zusammenhang „die Politiker, die unser Unternehmen und die Branche für eine Art Füllhorn halten“. Die Branche könne nicht zum Büttel der Fiskalpolitik werden. „Auch diese Quelle kann versiegen“, sagte Teyssen.

Ganz so weit ist es aber offenbar noch nicht: Im ersten Halbjahr 2010 stieg Eons Umsatz um sieben Prozent auf 44,3 Milliarden Euro. Der um Sondereffekte bereinigte operative Gewinn (Adjusted Ebit) nahm um elf Prozent auf knapp 6,1 Milliarden Euro zu. Neben der Wirtschaftserholung spielte auch der lange Winter eine Rolle. Beide Effekte ließen den Strom- und Gasabsatz in den ersten sechs Monaten um mehr als ein Drittel steigen. Teyssens Ausblick blieb trotz seiner markigen Worte verhalten. An seiner Einschätzung ändere sich nichts: Im Gesamtjahr 2010 werde das bereinigte Ergebnis um null bis drei Prozent gegenüber dem Vorjahr zulegen.

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