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Elektroauto inklusive. So soll das Energie-Plus-Haus in der Berliner Fasanenstraße aussehen.

© Zeichnung: promo

Energie-Plus-Haus: Bauminister sucht Familie für mietfreies Wohnen

130 Quadratmeter in Berlin-Charlottenburg. Vier Zimmer, Küche, Bad. Garten und Terrasse. Klingt ganz normal. Das Besondere daran: Das Wohnen in dem Haus ist kostenlos, zumindest 15 Monate lang.

Das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) sucht seit Mittwoch eine Testfamilie für das Energie-Plus-Haus. Gebaut wird das Haus auf dem Gelände des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung in der Fasanenstraße 87. Bislang steht nur das Fundament, Ende November wird das Haus fertig sein. Der Einzug ist Anfang März 2012 geplant.

Das Energie-Plus-Haus soll doppelt so viel Energie erzeugen wie es verbraucht. Mit dem überschüssigen Strom sollen zwei Elektroautos, E-Roller und Elektrofahrräder vor der Tür betankt werden. „Damit sind wir aber schon an der Grenze dessen, was möglich ist“, sagt Architekt Christian Bergmann. Die Elektrofahrzeuge kommen von BMW, Daimler, VW, Audi und Opel.

Die Themen Wohnen und Fahren zu kombinieren, ist die Grundidee des Projekts: „Gebäude und Verkehr haben zusammen einen Anteil von etwa 70 Prozent am gesamten Endenergieverbrauch“, sagt Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer, „das birgt ein enormes Einsparpotenzial.“ In dem Modellhaus werden alle Außenwände mit Fotovoltaik-Modulen ausgestattet, die Wärmedämmung ist hocheffizient, alle Elektrogeräte werden nach ihrer Sparsamkeit ausgewählt.

Gebaut wird das Haus von dem Stuttgarter Ingenieurbüro Werner Sobek, das 2010 einen Wettbewerb des Bundesbauministeriums gewonnen hat. Zwei Millionen Euro kostet das Projekt, finanziert wird es vom BMVBS. Verkehrsminister Ramsauer sagt: „Die Testphase soll neue Erkenntnisse für Bauen, Wohnen und Mobilität der Zukunft liefern, damit solche Häuser am Ende auch gesellschaftlich und wirtschaftlich erfolgreich sind.“ Noch sind Energie-Plus-Häuser rund 30.000 bis 40.000 Euro teurer als vergleichbare, nicht energieeffizient gebaute Häuser.

Gesucht wird eine vierköpfige Familie: Eltern, zwei Kinder, ganz klassisch. Ein Elternteil sollte berufstätig sein und einen Führerschein besitzen. Die Kinder sollen in den Kindergarten oder die Schule gehen. „Es wird interessant, welche Familie hier einziehen wird“, sagt Architekt Bergmann, „und wie viel Strom sie verbraucht.“ Rund 250 Messpunkte wird es in dem Haus geben. „Aber keine Kameras“, sagt Staatssekretär Rainer Bomba. „Wir sind hier ja nicht bei Big Brother.“ Ein bisschen wie bei Big Brother werden sich die zukünftigen Bewohner wahrscheinlich doch fühlen: Das Haus ist zu zwei Seiten hin komplett verglast, ein Schaufenster für die vorbeilaufenden Studenten der Musikhochschule und der Technischen Universität. Ende des Jahres wird sich entscheiden, wer einziehen darf.

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