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Wirtschaft: Energie wird noch zu sorglos verwendet

Ein Plädoyer für die Einführung der Ökosteuer in DeutschlandDie Ökosteuer bewegt derzeit die Parteien, einzig die Industrie lehnt das Vorhaben als Irrweg ab. Andreas Hoffmann sprach mit dem Präsidenten des Wuppertal-Instituts für Klima, Energie und Umwelt, Ernst U.

Ein Plädoyer für die Einführung der Ökosteuer in DeutschlandDie Ökosteuer bewegt derzeit die Parteien, einzig die Industrie lehnt das Vorhaben als Irrweg ab. Andreas Hoffmann sprach mit dem Präsidenten des Wuppertal-Instituts für Klima, Energie und Umwelt, Ernst U.von Weizsäcker. TAGESSPIEGEL: Warum ist eine Energiesteuer überhaupt notwendig? WEIZSÄCKER: Energie ist in den vergangenen 100 Jahren immer billiger geworden und wird immer sorgloser verwendet.Die klimatischen und ökologischen Nachteile dieser Verschwendung sind offenkundig.Über den Preis ließe sich dagegen marktwirtschaftlich steuern, wie Energie effizienter und intelligenter genutzt werden kann. TAGESSPIEGEL: Was genau sollte besteuert werden? WEIZSÄCKER: Ein fundamentalistischer Weg wäre eine Kohlendioxid-Besteuerung.Die Verbraucher würden dies an der Zapfsäule zwar nicht bemerken, doch die Grundstoffindustrie wäre enorm belastet.Pragmatischer ist es, die Energie beim Endverbraucher jährlich um fünf Prozent zu verteuern. TAGESSPIEGEL: Besteht nicht die Gefahr, daß die hohe Steuerlast der Bürger weiter wächst. WEIZSÄCKER: Gleichzeitig muß es eine Entlastung geben, etwa indem die Arbeitskosten gesenkt werden.Nahezu alle Parteien wollen im übrigen eine Energiesteuer aufkommensneutral einführen. TAGESSPIEGEL: Eine Ökosteuer könnte dem Staat massive Einnahmeverluste bescheren.Wenn die Bürger weniger Energie verbrauchen, fließen dem Staat weniger Gelder zu. WEIZSÄCKER: Die Regierung muß auch an anderen Schrauben drehen, damit sie über ausreichende Einnahmen verfügt.Dänemark will sein Steueraufkommen etwa zu einem Drittel aus Umweltsteuern erzielen - die dänischen Staatsfinanzen sind dabei solider als unsere. TAGESSPIEGEL: Welche Schrauben meinen Sie da? WEIZSÄCKER: Sicherlich muß man darüber nachdenken, staatliche Leistungen zu kürzen. TAGESSPIEGEL: Wie wollen Sie verhindern, daß eine Ökosteuer energie-intensive Branchen zu stark belastet und die Konzerne ins Ausland abwandern? WEIZSÄCKER: Dazu liefert Dänemark ebenfalls ein Vorbild.Einzelne Wirtschaftszweige sind dort von der Abgabe befreit, Steuern auf Prozeßenergie werden beispielsweise nur bei zehn Prozent der Unternehmen erhoben, und diese Firmen können ihre Steuerschuld unter bestimmten Bedingungen sogar noch senken. TAGESSPIEGEL: Ist eine Ökosteuer nicht sozial ungerecht, weil sie Fernpendler auf dem Land benachteiligt? WEIZSÄCKER: Das Problem läßt sich durch eine maßvolle Verteuerung der Energie von jährlich fünf Prozent lösen.Der technische Fortschritt gleicht dann die steigenden Kosten beim Endverbraucher wieder aus. TAGESSPIEGEL: Die Bürger können sich doch nicht jedes Jahr ein neues Auto kaufen? WEIZSÄCKER: Fernpendler fahren mehr Kilometer und nutzen ihre Fahrzeuge schneller ab.Dadurch haben sie einen höheren Erneuerungsbedarf und greifen zu technisch ausgefeilteren Modellen.Zusätzlich könnte der Kauf eines besonders energieeffizienten Autos bezuschußt werden.

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