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Energie: Wirtschaftsverbände sehen Ölpreis gelassen

Die deutschen Wirtschaftsverbände glauben weiter an den Aufschwung und sehen den neuen Rekordstand beim Ölpreis weitgehend gelassen. Die Konjunktur erleide höchstens einen "kleinen Dämpfer", in erster Linie sei der private Konsum betroffen.

"Der Aufschwung ist deshalb noch nicht vorbei", sagte der Chefvolkswirt des Deutschen Industrie- und Handelskammertags, Volker Treier, am Donnerstag in Berlin. "Die Ölpreisentwicklung hemmt die ansonsten noch dynamische Binnenmarktnachfrage etwas, aber sie würgt sie nicht ab."

Dienstleister und Einzelhändler merkten allerdings durchaus, "dass sich die Portemonnaies nicht so öffnen, wie man angesichts der Arbeitsmarktbelebung hätte vermuten können." Dies dürfte sich nach Einschätzung des Groß- und Außenhandelsverband so schnell nicht ändern: "Der Ölpreis wird aus unserer Sicht tendenziell hoch bleiben, abhängig davon, ob sich die Weltwirtschaft abkühlt oder nicht", erklärte ein Sprecher in Berlin. Wegen der außenwirtschaftlichen Abhängigkeit Deutschlands stehe der Wirtschaft ein schwieriges Jahr bevor.

"Keine Katastrophenmeldung"

Dennoch sieht auch der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) in den neuerlichen Rekordpreisen von mehr als 135 Dollar je Barrel "keine Katastrophenmeldung". "Angesichts der schwierigen Gesamtlage aus Währungsturbulenzen, der Verschlechterung der Währungsrelation, Finanzkrise und der Lage der US-Wirtschaft ist der Ölpreis aber ein weiteres Risiko, das die deutsche Wirtschaft belasten könnte", sagte BDI-Experte Reinhard Kudiß.

Übertriebener Pessimismus sei jedoch unnötig, die Auftragsbücher der Industrie seien meist gut gefüllt. "Dennoch kann man einen Ölpreis von über 130 Dollar nicht so ohne weiteres wegstecken", betonte Kudiß. Dieser sei ein Kostenfaktor für Unternehmen und schmälere die Kaufkraft der Verbraucher. "Wir haben Preissteigerungen auf allen Wertschöpfungsstufen bis hin zu den
Endverbraucherpreisen", sagte Kudiß. Der starke Euro setze zwar ein Gegengewicht, könne den hohen Ölpreis aber nicht ausgleichen.

Privatverbraucher leiden

Deshalb sehen auch die Wissenschaftler des Kieler Instituts für Wirtschaftsforschung (IfW) die größte Gefahr für den privaten Konsum. "Trotz dieses Währungseffekts spüren die Verbraucher die hohen Ölpreise immer stärker, vor allem an der Zapfsäule", sagte der Leiter der IfW-Konjunkturabteilung Joachim Scheide. "Möglicherweise wird der erhoffte Konsumschub schwächer ausfallen, schlimmstenfalls sogar ganz ausbleiben."

Da die Wachstumsimpulse aus dem Ausland wegen der Finanzmarktkrise im laufenden Jahr erheblich schwächer werden
dürften, setzen viele Experten ihre Hoffnung auf einen anziehenden privaten Verbrauch. Doch selbst wenn sich dieser abschwäche, dürften die Ölpreise gesamtwirtschaftlich keine schlimme Auswirkung haben, betonte Scheide. (cp/dpa)

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