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Wirtschaft: Energiemarkt: Der Osten gewinnt eine neue Kraft

Der erste Schritt ist getan. Nach monatelangem Gezerre haben die Vorstände der Stromkonzerne Eon und RWE ihre Unterschrift unter den Vertrag zum Verkauf der Ost-Stromwirtschaft gesetzt.

Von Antje Sirleschtov

Der erste Schritt ist getan. Nach monatelangem Gezerre haben die Vorstände der Stromkonzerne Eon und RWE ihre Unterschrift unter den Vertrag zum Verkauf der Ost-Stromwirtschaft gesetzt. Jetzt beginnt für die Unternehmen HEW in Hamburg und Veag/Laubag in Ostdeutschland eine neue Zeitrechnung. Sie müssen sich auf die Bildung eines Unternehmensverbundes einrichten, der sich in Zukunft unter einem gemeinsamen Dach dem Wettbewerb der europäischen Stromunternehmen stellt. Viel Zeit bleibt den Mitarbeitern nicht. Nur für die ersten drei bis vier Jahre ist den ostdeutschen Unternehmen die Abnahme einer Mindestmenge Braunkohle-Strom garantiert. Dann heißt es, auf eigenen Füßen zu stehen. Weil der Regionalversorger Envia im letzten Augenblick vom Eigentümer RWE nicht verkauft wurde, sind HEW/Veag/Laubag gezwungen, quasi aus dem Nichts in sehr kurzer Zeit ein starkes Vertriebssystem aufzubauen, das in ganz Deutschland Kunden akquiriert. Keine leichte Aufgabe. Hat doch der ostdeutsche Stromversorger Veag so gut wie keine Vertriebsmitarbeiter und kaum Erfahrungen beim Verkauf von Strom an Industrie- und Privatkunden. Und auch die Erfahrungen der Hamburger im überregionalen Geschäft sind begrenzt. Einzige Hoffnung sind die Wettbewerber und deren Schwäche. Denn auch Eon und RWE sind seit Monaten mit fusionsbedingten Strukturproblemen beschäftigt: Konzernteile werden zusammengelegt und neu geordnet. Das Geschäft selbst kommt häufig zu kurz. Der neu zu bildende Konzern im Osten gewinnt so ein wenig Zeit, sich selbst marktfähige Strukturen zu geben und der Konkurrenz Kunden abzujagen. Welche Chancen der Ost-Stromkonzern im gerade erst einsetzenden Wettbewerb in Europa letztlich haben wird, hängt allerdings auch davon ab, wie reibungsfrei die Integration der Mitarbeiter in Berlin, Hamburger und der Lausitz funktioniert. Erkennen die Beschäftigten selbst und auch die zuständigen Gewerkschafter IG Metall (Hamburg) und IG Bergbau (Veag), dass von ihnen Flexibilität und die Fähigkeit zur Einordnung in den neuen Konzern gefordert sind, kann die so genannte "vierte Kraft" im deutschen Markt zu einer Dritten werden oder sogar noch weiter nach vorn preschen. Die praktischen Voraussetzungen sind gegeben: HEW/Veag/Laubag verfügen nicht nur über ein hoch modernes Verteilungsnetz und einen effektiven Kraftwerkspark. Sie besitzen auch die größte Nähe zu den sich gerade erst öffnenden lukrativen Märkten im Osten. Was in den Verbund noch fehlt, ist der Berliner Versorger Bewag. Dessen Kundenstamm und Zugang zum internationalen Handelsgeschäft würden den neuen Ost-Stromkonzern komplettieren.

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