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BP

© Fotot: dpa

Energiemarkt: Die Früchte des Öl-Sommers

BP machte in einem Quartal knapp sieben Milliarden Euro Nettogewinn. Mit solchen Ergebnissen dürfte bald Schluss sein.

Berlin - Ein Rekordergebnis nach einem Rekordsommer auf dem Ölmarkt: Der britische Mineralölkonzern BP hat sein Ergebnis für die drei Monate von Juli bis September auf 10,03 Milliarden Dollar (8,01 Milliarden Euro) gesteigert. Das waren 148 Prozent mehr als im gleichen Quartal des Vorjahres, wie BP am Dienstag in London mitteilte. Ohne Sondereinnahmen erwirtschaftete der weltweit tätige Konzern 8,5 Milliarden Dollar (6,78 Milliarden Euro) – fast zwei Milliarden mehr als von den meisten Analysten erwartet. Der Umsatz stieg um 45 Prozent auf 103 Milliarden Dollar.

Das meiste Geld verdient BP mit der Erschließung, der Förderung und dem Verkauf von Rohöl. Im Juli hatte der Ölpreis ein Rekordhoch von 147 Dollar pro Barrel (159 Liter) erreicht. „Von daher war das gute Ergebnis zu erwarten“, sagte Heino Elfert, Herausgeber des Energie-Informationsdienstes (EID) in Hamburg. Auch die Ergebnisse des US-Konkurrenten Exxon Mobil, die ebenfalls in dieser Woche erwartet werden, dürften ähnlich gut ausfallen. „Die Ölkonzerne schwimmen jetzt im Geld“, sagte Elfert. Trotz der Rekordpreise sei die Nachfrage auch aus den Schwellenländern wie China und Indien nicht eingebrochen.

Allerdings dürfte das vierte Quartal für die Unternehmen weit weniger erfolgreich sein, glaubt Elfert. Grund: Der Ölpreis ist seit dem Rekordsommer um mehr als die Hälfte gefallen, da die Märkte wegen der Finanzkrise einen weltweiten Konjunktureinbruch fürchten. Das dürfte die Ölnachfrage verringern. Am Mittwoch kostete ein Barrel der US-Sorte WTI (West Texas Intermediate) gut 64 Dollar, das waren knapp zwei Prozent mehr als am Vortag.

Damit schien der stetige Preisverfall vorerst gestoppt, der nicht nur künftige Gewinne der Ölkonzerne empfindlich beschneiden dürfte, sondern auch die Etats der Förderländer belastet. Erst am vergangenen Freitag hatte sich die Organisation der erdölexportierenden Länder (Opec) in Wien zu einer Krisensitzung getroffen und eine deutliche Reduzierung der Fördermenge um 1,5 Millionen Barrel täglich beschlossen.

Derzeit bewegt sich der Ölpreis in einem kritischen Korridor. Würde er unter 60 Dollar sinken, müssten die Förderstaaten mit steigenden Haushaltsdefiziten rechnen. Und Ölkonzerne würden darauf verzichten, ihre Milliardengewinne in neue Förderprojekte zu investieren. „Noch haben die nicht angekündigt, ihre großen Investitionsprogramme zu kürzen, aber das kann noch kommen“, sagte Elfert vom EID.

In der BP-Zentrale nimmt man das derzeitige Ölpreistief noch gelassen. „Ich denke, das Unternehmen ist gut positioniert, um mit Preisschwankungen klarzukommen“, sagte BP-Vorstandschef Tony Hayward bei der Präsentation der Zahlen. Sein Unternehmen könnte von den aktuellen Turbulenzen sogar profitieren, weil BP nicht so stark wie die Konkurrenten in teure Produktionsverfahren wie die Förderung von Ölsanden in Kanada investiert habe. Die Technik lohnt sich erst bei einem Rohölpreis ab rund 80 Dollar, weshalb der Sommer in Kanada noch einen Ölrausch ausgelöst hatte. Kevin Hoffmann

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