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Energiemarkt: Eon will spanischen Endesa-Konzern übernehmen

Der Energiekonzern Eon strebt mit der geplanten Übernahme des spanischen Versorgers Endesa im Gas- und Stromgeschäft an die Weltspitze. Die Übernahme kostet den Konzern insgesamt 29,1 Milliarden Euro.

Düsseldorf - Es ist die weltweit größte Übernahme auf den Energiemärkten. Für den Erwerb von 100 Prozent des Endesa-Kapitals biete Eon einen Preis von 27,50 Euro in bar, teilte das Düsseldorfer Unternehmen am Dienstag mit. Das entspricht einem Aufschlag von rund zwei Euro auf den auf Endesa-Schlusskurs vom Montag. Eine Übernahme müsste durch die EU-Kommission genehmigt werden.

«Diese Transaktion bringt nicht nur Eon in eine neue Dimension. Auch für Endesa und ihre Mitarbeiter biete sie entscheidende Vorteile», erklärte Eon-Chef Wulf Bernotat. Der Manager versprach, dass das Unternehmen als Ganzes erhalten bleibe und die spanischen Verbraucher von dem Zusammenschluss profitieren würden. Mit der Akquisition gehe Eon einen bedeutenden Schritt zur «Verwirklichung eines einheitlichen europäischen Marktes für Energie», unterstrich Bernotat.

Endesa reagiert zurückhaltend

Bei Endesa selbst hieß es, man betrachte die Offerte nicht als feindlich, allerdings auch nicht als ausreichend. Endesa-Präsident Manuel Pizarro verfolge die Linie, den Aktionären die Annahme jedes Übernahmeangebots zu empfehlen, das über 29 Euro pro Aktie liegt, berichtete die Internetausgabe der spanischen Zeitung «El País». An dieser Haltung werde der Konzernchef auch jetzt beim Eon-Angebot festhalten. Der spanische Gas-Konzern Gas Natural hatte zuvor bei einem «feindlichen Übernahmeangebot» 21,30 Euro pro Endesa-Aktie geboten.

Gemeinsam kommen Eon und Endesa auf einen kombinierten Absatz von 608 Milliarden Kilowattstunden (kWh) Strom und 945 Milliarden Kilowattstunden Gas. Das Unternehmen werde mehr als 50 Millionen Kunden versorgen und über 107 000 Mitarbeiter beschäftigen. Darüber hinaus schaffe der Zusammenschluss ein Unternehmen mit einer starken Präsenz und einer führenden Wettbewerbsposition in allen wichtigen regionalen Strom- und Gasmärkten Europas.

Eon hatte nach dem Kauf des Ferngasunternehmens Ruhrgas bei weiteren Zukäufen eine Ruhepause eingelegt und sich auf die Integration von Beteiligungen konzentriert. Gleichzeitig baute der Konzern durch kleine Zukäufe vor allem in Ost- und Mitteleuropa seine Marktstellung aus. Vor einem Jahr kündigte Bernotat an, dass auch größere Schritte möglich seien, wenn sie den Investitions- und Rentabilitätskriterien des Unternehmens entsprechen. Ein Kaufangebot für den Stromkonzern Scottish Power in zweistelliger Milliardenhöhe wurde im vergangenen Jahr vom Management des Versorgers zurückgewiesen.

Auf den großen Energiemärkten in Westeuropa hatte Bernotat auf die südlichen Länder ein Auge geworfen. Dabei geriet vor allem Italien ins Blickfeld. Spekulationen über einen möglichen Einstieg bei der Edison wurden nie bestätigt. Das Unternehmen wurde später von der französischen EdF übernommen.

Der gesamte Unternehmenswert von Endesa, einschließlich der Schulden, Rückstellungen und Minderheitsbeteiligungen des spanischen Versorgers, liegt nach weiteren Angaben von Eon bei einem Wert von 55,2 Milliarden Euro. Eon will das Angebot noch am heutigen Dienstag bei der spanischen Kapitalmarktaufsichtsbehörde CNMV einreichen. Für Endesa hatte zuvor der spanische Konkurrent Gas Natural eine als feindlich eingestufte Offerte von rund 22,5 Milliarden Euro abgegeben. Eon könnte nun als «Weißer Ritter» einspringen. (tso/dpa)

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