zum Hauptinhalt

Energiemarkt: Konzerne sehen Stromnetze am Limit

Die Energiekonzerne warnen vor Engpässen bei der Stromversorgung und fordern mehr Sicherheiten für den Netz-Ausbau. Das System gerate immer häufiger an die Grenzen der Belastbarkeit.

In ihren Berichten zum Netzausbau warnen die Energiekonzerne dem "Handelsblatt" zufolge deutlich vor Engpässen. Man erreiche "immer häufiger die Belastungs- beziehungsweise Systemsicherheitsgrenze", zitiert das "Handelsblatt" einen Bericht der RWE Transportnetz Strom GmbH. In den vergangenen beiden Jahren habe sich die Zahl der kritischen Situationen spürbar gehäuft. Die Unternehmen müssen die Berichte zum Netzausbau am Freitag der Bundesnetzagentur vorlegen.

Ein Grund für die Systemschwierigkeiten sei etwa die Windenergie. Die Netzbetreiber müssten immer häufiger die Leistungen konventioneller Kraftwerke drosseln, damit Windstrom aufgenommen werden könne, so der "Handelsblatt"-Bericht. "Der Ausnahmefall ist bei uns die Regel geworden", sagte Wolfgang Neldner, Geschäftsführer bei Vattenfall Europe Transmission. Das Unternehmen zählte nach eigenen Angaben 2006 nur 80 Tage mit kritischen Situationen. Im vergangenen Jahr waren es bereits 155 Tage. Während der ersten 29 Tage des Jahres 2008 war die Lage bereits an 28 Tagen kritisch.

RWE: Acht Jahre bis zur Genehmigung

Früher sei der Strom hauptsächlich dort produziert worden, wo er auch verbraucht wurde. Heute werde Windkraft im Nordosten produziert, aber hauptsächlich im Westen verbraucht. Neue konventionelle Kraftwerke entstünden zu 40 Prozent im Osten, wo der Energieverbrauch aber rückläufig sei, heißt es im "Handelsblatt". Zudem kämen die Unternehmen mit dem Ausbau der Netze kaum nach. Planung und Genehmigung von Kraftwerken dauerten inzwischen etwa acht Jahre, hieß es bei RWE Transportnetz.

Am Mittwoch hatte der größte deutsche Stromerzeuger RWE mitgeteilt, sein im saarländischen Ensdorf geplantes milliardenteures Kohlekraftwerk, das am Widerstand der Anwohner gescheitert war, vorerst auch nicht an einem neuen Standort bauen zu wollen. RWE begründet den Rückzug mit der Unsicherheit über die künftigen Belastungen aus dem Emissionshandel. "Wir sind zwar investitionsbereit. Neue Projekte werden wir aber nur realisieren, wenn auch die wirtschaftlichen Voraussetzungen wieder stimmen", sagte RWE-Power-Chef Ulrich Jobs der "Financial Times Deutschland". Der Kraftwerksbauer Evonik-Steag hatte am gleichen Tag den bereits genehmigten Bau eines neuen Kraftwerkblocks für Steinkohle in Herne mit der gleichen Begründung gestoppt.

Ein RWE-Sprecher ergänzte, die recht weit gediehenen Planungen für zwei Steinkohlekraftwerke im westfälischen Hamm und im niederländischen Eemshaven würden dennoch weiter vorangetrieben. In Kürze werde der Baubeginn für die zwei Kraftwerke erfolgen, die Aufträge seien schon vergeben. Die Investitionen bezifferte RWE auf zusammen mehr als vier Milliarden Euro. (küs/dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false