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Peter Terium (l.) tritt im kommen Juli die Nachfolge für RWE-Chef Jürgen Großmann (l.) an. Hier sind die beiden im April 2008 zusammen bei einem Richtfest.

© dpa

Energieriesen: Peter Terium wird neuer RWE-Chef

Weißer Rauch in Essen: Die Personaldebatte bei RWE ist entschieden. Der Niederländer Peter Terium tritt in die Fußstapfen von Jürgen Großmann. Derweil droht Konkurrent Eon, 10 000 Stellen zu streichen.

Im Nachfolgestreit beim zweitgrößten deutschen Energieversorger RWE sind die Würfel gefallen: Der Niederländer Peter Terium soll ab Juli 2012 Nachfolger von Amtsinhaber Jürgen Großmann werden. Das beschloss der RWE-Aufsichtsrat in seiner heutigen Sitzung in Essen. Im nächsten Sommer werde der Aufsichtsrat den 47-Jährigen zum Vorstandsvorsitzenden ernennen, hieß es von RWE. Konzernchef Großmann wird damit seinen Posten etwas früher räumen als bisher geplant. Sein Vertrag lief offiziell bis September 2012. Sein Stellvertreter wird Rolf Martin Schmitz, er führt derzeit das operative Geschäft. Ihm waren zuvor ebenfalls gute Chancen auf den Chefposten eingeräumt worden. Laut Medienberichten sollen vor allem die einflussreichen Kommunen Schmitz für die Nachfolge von Großmann bevorzugt haben.

In der heutigen Sitzung beschloss der Aufsichtsrat außerdem, dass RWE sein Kapital aufstockt und Aktien verkauft. Das Unternehmen will so rund 2,5 Milliarden Euro einnehmen. Die Einnahmen dienten einer Verbesserung der Kapitalstruktur, hieß es von RWE.

Eine unangenehme Nachricht kommt vom Konkurrenten Eon: Der befürchtete Stellenabbau beim größten deutschen Energieunternehmen könnte nach einem Zeitungsbericht noch massiver ausfallen als bisher angenommen. Nach einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ erwägt das Unternehmen den Abbau von bis zu 10 000 Stellen weltweit – das wären mehr als zehn Prozent der gesamten Belegschaft. Der beschleunigte Atomausstieg in Deutschland setzt das Unternehmen mit seine weltweit rund 85 000 Mitarbeitern unter Druck.

Zuletzt war nur von der Streichung einiger hundert Stellen die Rede. Arbeitnehmervertreter zeigten sich schockiert. Möglicherweise werde der Aufsichtsrat des Konzerns bereits auf seiner Sitzung Anfang dieser Woche über entsprechende Szenarien informiert, berichtete die „SZ“. Der Stellenabbau könne alle Bereiche und Regionen des Konzerns betreffen. Etwa ein Drittel der Stellen könnte dabei auf Deutschland entfallen, wo Eon rund 35 000 Beschäftigte hat. Ein Unternehmenssprecher wiederholte am Wochenende lediglich Äußerungen der vergangenen Tage: „Infolge der erheblich veränderten Rahmenbedingungen prüft Eon derzeit mögliche Anpassungen der Strategie und der Aufstellung des Unternehmens.“ Es seien noch keine Entscheidungen gefallen.

„Wir sind völlig entsetzt, dass solche Zahlen kolportiert werden, und es tut mir leid für die Mitarbeiter, die das beim Frühstück lesen oder hören müssen“, sagte der Eon-Konzernbetriebsratsvorsitzende Hans Prüfer, der auch dem Aufsichtsrat angehört, am Samstag. Es gebe aber Indizien, wonach sich konkrete Projekte mit einer möglichen Auflösung von drei Eon-Gesellschaften befassen. Seit Tagen kursieren Berichte über einen Radikalumbau des Versorgers. Dabei ging es vor allem um die mögliche Schließung von drei Gesellschaften in Essen (Eon Ruhrgas), München (Eon Energie) und Hannover (Eon-Kraftwerkstochter).

Sven Bergelin, Vertreter von Verdi im Aufsichtsrat, kritisierte, die Unternehmensführung habe bisher sowohl dem Wirtschaftsausschuss als auch dem Konzernbetriebsrat eine Auskunft verweigert. Einen Jobabbau in einer Größenordnung von 10 000 Stellen halte er jedoch für „wenig wahrscheinlich“. Denn dies würde bedeuten, dass es Einschnitte tief ins operative Geschäft des Konzerns geben müsste, sagte Bergelin.

Eon legt diese Woche seine Zahlen zum ersten Halbjahr vor, genau wie Wettbewerber RWE.

Unterdessen kündigte der Energiekonzern EnBW an, seine Zusammenarbeit mit Stadtwerken zu intensivieren. Aus Konkurrenten sollen Partner werden. Dabei wolle Unternehmenschef Hans-Peter Villis auch Neugründungen von Stadtwerken unterstützen, bestätigte ein Sprecher am Samstag in Karlsruhe einen Bericht der „Wirtschaftswoche“. (mit dpa)

Nadine Murphy

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