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Energieunternehmen: Eon-Chef Bernotat steigt aus

Mitten in der Konjunkturkrise kündigt sich bei Eon ein Führungswechsel an: Konzernchef Wulf Bernotat teilte auf der Hauptversammlung mit, dass er für eine Verlängerung seines in zwölf Monaten auslaufenden Vertrages nicht zur Verfügung steht. Der 60-Jährige leitet das Unternehmen seit 2003.

Berlin - In der Essener Gruga-Halle sagte Bernotat den überraschten Aktionären, sein Rückzug habe ausschließlich persönliche Gründe. Er suche eine neue Aufgabe jenseits des operativen Geschäfts. Er werde im kommenden Jahr 62 Jahre alt und wolle sich dann neuen Herausforderungen „mit internationaler Dimension“ stellen. Jetzt sei der richtige Zeitpunkt, „Eon mit gutem Gewissen an einen Nachfolger zu übergeben“, sagte er.

Wer ihn auf dem Chefposten beerben wird, sagte Bernotat nicht. Auch der Aufsichtsratsvorsitzende Ulrich Hartmann machte am Mittwoch keine Angaben über die Nachfolge. Als Kronprinz gilt jedoch der seit 2007 für das operative Geschäft zuständige stellvertretende Vorstandsvorsitzende Johannes Teyssen.

„Es gab keine weiteren Hintergründe für diese Entscheidung“, sagte Bernotat auf Fragen nach Differenzen in Vorstand und Aufsichtsrat. Seine Bilanz als Manager gilt als durchgewachsen. Als der promovierte Jurist 2003 das Ruder in der Düsseldorfer Konzernzentrale übernahm, war die umstrittene Übernahme der Essener Ruhrgas AG gerade über die Bühne gegangen. So musste er zunächst die Zukäufe integrieren, aber auch weitere Wachstumsschritte nicht aus den Augen verlieren.

Von 2003 bis 2008 kletterte der Konzernumsatz von 46 Milliarden auf 86 Milliarden Euro. Die Vorstandscrew um Bernotat setzte sich knallharte Renditeziele – und zur Freude der Aktionäre kletterten der Aktienkurs und die Dividendenausschüttung kontinuierlich. Von 2000 bis 2005 erlöste Eon aus Beteiligungsverkäufen mehr als 50 Milliarden Euro, wovon auch die Anteilseigner mit Sonderausschüttungen profitierten.

Als einer der größten Rückschläge für Bernotat gilt die im Frühjahr 2007 gescheiterte Komplettübernahme des spanischen Stromkonzerns Endesa. Im Gegensatz zum Rivalen RWE setzte Bernotat bei Eon verstärkt auf das internationale Geschäft: Heute ist der Konzern unter anderem in Spanien, Italien, Frankreich und vor allem Osteuropa vertreten.

Eon kämpft jetzt auch mit den Folgen dieser Expansionsstrategie und muss Milliardenabschreibungen darauf vornehmen. Bernotat senkte zudem die Gewinnprognose. Auch der Einbruch des Aktienkurses um fast 50 Prozent in den vergangenen zwölf Monaten hinterlässt Kratzer an seinem Image. Zwölf Monate bleiben ihm, dieses noch zu polieren. kph

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