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Energieversorger: Gasag will Preise stabil halten

In den nächsten Monaten solle es keine Preiserhöhung geben. Bislang hat das Unternehmen 25.000 Kunden in Berlin verloren. Der Ärger über das Vorgehen des Kartellamtes ist groß beim Versorger.

Berlin - Die Gaspreise bleiben stabil – zumindest bis Mitte des Jahres. Was dann passiert, hängt ab vom Öl. „Wenn der Ölpreis hoch bleibt, wird es Preiserhöhungen geben“, sagte Andreas Prohl, Vertriebsvorstand der Gasag, am Freitag bei der Vorlage der Bilanz 2007. Die knapp 650 000 Berliner Gasag-Kunden können sich jedoch Hoffnung machen auf stabile Preise: Das Öl sei in den letzten Monaten vor allem von Spekulanten verteuert worden, meinte Prohl. „Und hier gibt es Rückschlagspotenzial.“ Doch vor allem auch, um die Kunden nicht zu verärgern, wird die Gasag eine Preiserhöhung zu verhindern suchen. Bislang hat der Berliner Marktführer 25 000 Kunden verloren, von den lukrativen Heizgaskunden seien acht Prozent zu Wettbewerbern gewechselt, „das ist erheblich“, sagte Prohl. Zum Heizgasbereich zählen knapp 350 000 Kunden, weitere 300 000 Berliner Haushalte nutzen Gas nur zum Kochen oder zur Wassererwärmung; Letztgenannte seien für die Konkurrenten uninteressant.

Dennoch jagen die 16 Wettbewerber der Gasag zunehmend Kunden ab. „Jede Preisbewegung führt auch zu einer Kundenbewegung“, sagte Prohl. Zum 1. Januar waren die Gasag-Preise um 7,5 Prozent gestiegen, im April letzten Jahres hatte es noch eine Reduzierung um vier Prozent gegeben. Diese Preissenkung und das warme Wetter beeinflussten das Geschäft im abgelaufenen Jahr. Der Umsatz fiel um 15 Prozent, der Gewinn nach Steuern dagegen nur leicht um fünf Prozent auf 78 Millionen Euro.

Aktuell macht der Gasag, die den Energiekonzernen Eon, Gaz de France und Vattenfall gehört, vor allem das Kartellamt zu schaffen. Anfang März hatte die Behörde bundesweit 35 Gasversorger aufgefordert, ihre Preisgestaltung zu erläutern. In der Antwort habe die Gasag auf den funktionierenden Wettbewerb in Berlin hingewiesen. Der Wechsel von einem Anbieter zum nächsten sei im Energiemarkt inzwischen einfacher als bei der Telefonie. Prohl zufolge spielt sich inzwischen ein „Häuserkampf“ ab, wenn es darum gehe, mit welchem Brennstoff geheizt werde. Die Gasag sei in dem Kampf durchaus erfolgreich und habe im vergangenen Jahr 6000 Kunden bewegen können, auf Gas umzusteigen.

Schließlich habe man gegenüber dem Kartellamt Unverständnis darüber geäußert, dass die Gasag mit einem Unternehmen aus Kiel verglichen werde, dessen Preis über dem der Gasag liege. Prohl kritisierte scharf die Ankündigung von Kartellamtspräsident Bernhard Heitzer, im Juli sogenannte Feststellungsverfügungen an die Gasversorger schreiben zu wollen, ohne überhaupt zu wissen, wie die Stellungnahmen der Firmen ausfallen. „Das hat uns nicht gefallen“, sagte Prohl. Mit dieser Feststellungsverfügung werden die Versorger dann womöglich angewiesen, ihre Preise zu senken. Ferner werde das Kartellamt „die wirtschaftlichen Vorteile der hohen Preise eventuell abschöpfen“, hatte Heitzer gesagt. Die Gasag wartet nun ihrerseits auf eine Antwort des Kartellamts auf ihr Schreiben.

Im Zusammenhang mit der Klimadiskussion erwartet Prohl eine zunehmende Verwendung von Gas, da dieser Energieträger deutlich weniger CO2 emittiert als Kohle. Allerdings ließen zuletzt die Anstrengungen nach, mit neuen Heizkesseln die Energieeffizienz zu erhöhen. Im vergangenen Jahr seien die Aufwendungen für entsprechende Modernisierungen in Berlin um ein Viertel gesunken, auch bei öffentlichen Gebäuden. Die Gasag selbst forciert den Ausbau von Biogas. Eine erste Anlage, an der die Gasag mit 49 Prozent beteiligt ist, wird derzeit für neun Millionen Euro in der Nähe von Rathenow gebaut. Bis zum Jahr 2015 will die Gasag 15 solcher Anlagen in Betrieb nehmen und führt derzeit darüber Gespräch mit der BSR und Alba.

Einer Prognose zufolge könnte der Anteil von Biogas am deutschen Gasverbrauch bis 2030 auf rund zehn Prozent steigen. Das ist allerdings noch eine lange Strecke. Mit den geplanten 15 Biogasanlagen 2015 produziert die Gasag Prohl zufolge voraussichtlich 600 Millionen Kilowattstunden. Zum Vergleich: Derzeit setzt die Gasag im Jahr rund 22 Milliarden Kilowattstunden ab. Das laufende Jahre werde im Übrigen „ordentlich“ ausfallen, meinte Olaf Czernomoriez, für das Kaufmännische zuständiger Gasag-Vorstand. Allerdings unter zwei Prämissen: Es darf nicht zu warm werden – 2007 lag die Temperatur um 1,7 Prozent über dem langjährigen Durchschnitt; und das Kartellamt darf den Berlinern nicht das Geschäft verderben.

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