zum Hauptinhalt

Energiewende: Angst vor dem Stromausfall im Winter

Der Branchenverband BDEW sieht die Energiewende in Gefahr, warnt die Politik vor Eingriffen in den Markt und plädiert für eine strategische Kraftwerksreserve.

Berlin - Schrille Töne sind von Hildegard Müller selten zu hören, die stören auch nur bei der Lobbyarbeit. Doch am Mittwochabend nahm die Chefin des Bundesverbandes der Energiewirtschaft (BDEW) kein Blatt vor den Mund. Anlässlich der Vorstellung eines Modells für eine Kraftwerksreserve, mit der im kommenden Winter ein größerer Stromausfall verhindert werden könnte, echauffierte sich die frühere CDU-Politikerin über die schwarz-gelbe Bundesregierung. „Die Energiewende ist in Gefahr, aus dem Ruder zu laufen“, meinte Müller. Konkret kritisierte sie „Schützengräben“ und „Schwarz-Weiß-Denken“ rund um das Erneuerbare-Energien-Gesetz, den zu langsamen Ausbau der Stromnetze sowie den Anarchismus der Bundesländer. „Überall wird frisch und fröhlich an der Vernunft vorbeigeplant und -gebaut.“ Würden die Pläne aller Bundesländer umgesetzt, dann käme der Ökostrom demnächst auf einen Anteil am Strommarkt von 160 Prozent.

Doch am meisten ärgert sich Müller über „Zwangsregulierung im Kraftwerksbereich und Notgesetze“. Gemeint ist der Plan der Bundesregierung, den Betreibern von Kraftwerken deren Stilllegung unter Umständen zu verbieten. Damit will die Politik eine Erzeugungslücke und damit einen Stromausfall im Winter ausschließen, wenn es kaum Solarstrom gibt und gleichzeitig die Stromnachfrage hoch ist. Konventionelle Kraftwerke sind zunehmend unwirtschaftlich wegen des Einspeisevorrangs der Erneuerbaren. Die Kraftwerke sind immer weniger in Betrieb – und könnten von den Betreibern ganz stillgelegt werden. Indes werden vor allem in Süddeutschland nach der Abschaltung von bundesweit acht Atomkraftwerken im vergangenen Jahr Kapazitäten gebraucht.

Zu dem geplanten Stilllegungsverbot meinte Müller, das Bundeswirtschaftsministerium versuche, „Elend mit Verzweiflung zu bekämpfen“. Sie schlägt dagegen eine „strategische Reserve“ vor: Unternehmen, die eigentlich beabsichtigen, unrentable Kraftwerke stillzulegen, könnten deren Leistung anbieten. Der Preis dafür könnte in Auktionen ermittelt werden, einem Gutachten zufolge würde eine solche Reserve rund 140 Millionen Euro im Jahr kosten. Für den Stromkunden machte das den Angaben zufolge 0,1 Cent/Kilowattstunde aus. alf

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false