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Wirtschaft: Energiewende: Konventionelle Kraftwerke im Abseits

26 Anlagen sollen stillgelegt werden / Spekulationen über Zukunft des RWE-Braunkohleabbaus Garzweiler.

Berlin - Wegen der Zunahme der Ökostromproduktion stehen mittlerweile 26 Gas- und Kohlekraftwerksblöcke in Deutschland vor der Stilllegung. Es gehe um eine Gesamtleistung von 6735 Megawatt, sagte eine Sprecherin der Bundesnetzagentur am Dienstag. Das entspricht rund fünf Atomkraftwerken. RWE dementierte einen Bericht, wonach der Konzern ein Aus für den Braunkohletagebau im Rheinland erwäge, weil die Stromproduktion zu unrentabel sei. „RWE hält an seinen bisherigen Planungen zur Fortführung des Tagebaus Garzweiler II unverändert fest“, teilte RWE-Chef Peter Terium mit. Die „Süddeutsche Zeitung“ hatte berichtet, RWE denke über ein vorzeitiges Ende für Garzweiler nach.

Laut Bundesnetzagentur entfallen bei den Stilllegungsanträgen 1705 Megawatt auf Anlagen in Süddeutschland. Hier werden wegen der Abschaltung dreier Atomkraftwerke aber praktisch alle anderen konventionellen Kraftwerke gebraucht. Viele Betreiber klagen über die Konkurrenz durch immer mehr Ökostrom, der die Verkaufspreise stark drücke – und gerade die teureren Gaskraftwerke unrentabel mache. Stuft die für die Versorgungssicherheit in Deutschland zuständige Behörde die Anlagen als systemrelevant ein, müssen sie gegen Entschädigungen in Bereitschaft gehalten werden. Die Kosten dafür werden auf die Strompreise der Verbraucher umgelegt.

RWE als größter Braunkohlestromproduzent in Deutschland betonte, Garzweiler verfüge über einen genehmigten Kohlevorrat von rund einer Milliarde Tonnen. Garzweiler sei „fester Bestandteil der Zukunftsplanung des Unternehmens“. Man setze auf Gesetzesänderungen, die auch der konventionellen Stromerzeugung eine Perspektive gäben. Die Rentabilität der Braunkohleverstromung habe sich aber „erheblich verschlechtert“. 2012 hatte RWE nach eigenen Angaben mit der Braunkohle noch Gewinne im dreistelligen Millionenbereich erzielt. Angesichts der Turbulenzen auf dem deutschen Strommarkt forderte ein Beratergremium der Bundesregierung bessere Bedingungen für klimafreundlichere Gaskraftwerke. „Zurzeit besteht ein Überangebot an unflexibler Leistung durch Atom- und Braunkohlekraftwerke“, heißt es in einem Eckpunktepapier des Sachverständigenrats für Umweltfragen (SRU). Die Berater fordern höhere Preise für CO2-Verschmutzungsrechte im EU-Emissionshandel. Dies würde besonders Braunkohlekraftwerke treffen. „Der Erfolg der Energiewende hängt entscheidend von einem ausreichenden CO2- Preissignal ab“, betont der SRU mit Blick auf die wieder gestiegenen CO2-Emissionen. „Ein erhöhter CO2-Preis steigert die Produktionskosten fossiler Kraftwerke, führt damit auch zu einem höheren Börsenpreis – von dem hocheffiziente und flexible Kraftwerke besonders profitieren – und verbessert damit die Funktionsweise des Strommarktes“, so der SRU. dpa

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