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Wirtschaft: Engelen-Kefer muss draußen bleiben

Eklat bei Nominierung für Saarstahl-Aufsichtsrat

Berlin - Im Machtkampf an der Gewerkschaftsspitze ist es erneut zu einem Eklat gekommen: Die stellvertretende DGB-Vorsitzende Ursula Engelen-Kefer, die seit 1990 im Aufsichtsrat der Saarstahl AG sitzt, wurde von der Arbeitnehmerseite aus dem Gremium geworfen. Der zuständige Gesamtbetriebsrat der Saarstahl AG nominierte am vergangenen Mittwoch Ingrid Sehrbrock zur Aufsichtsratskandidatin; sie muss nun von der Hauptversammlung gewählt werden. Sowohl Sehrbrock als auch Engelen-Kefer reisten von Berlin ins Saarland, um an der entsprechenden Sitzung teilzunehmen. Doch nur Sehrbrock, die vom DGB vorgeschlagen worden war, wurde reingelassen. Engelen-Kefer musste draußen bleiben. Der Vorfall spielte sich ab vor dem Hintergrund der umstrittenen Neuwahl des DGB-Vorstands in der kommenden Woche. Sehrbrock ist von den Vorsitzenden der DGB-Mitgliedsgewerkschaften als Nachfolgerin von Engelen-Kefer für das Amt der stellvertretenden DGB-Vorsitzenden vorgesehen. Doch Engelen-Kefer, die im Juni 63 Jahre alt wird, behält sich ebenfalls eine Kandidatur vor. Bei vielen Gewerkschaftern ist sie für ihre Hartnäckigkeit bei der Verteidigung des Sozialstaats hoch geschätzt. Falls sie gegen das CDU-Mitglied Sehrbrock antreten sollte, werden ihr gute Chancen bei den 400 Delegierten eingeräumt. Der DGB-Kongress beginnt am Montag in Berlin.

Eine Wiederwahl Engelen-Kefers wäre indes eine schwere Schlappe für die Gewerkschaftschefs Jürgen Peters (IG Metall), Frank Bsirske (Verdi) und Michael Sommer (DGB), die gemeinsam die Zusammensetzung des DGB-Vorstands ausgetüftelt haben. In Gewerkschaftskreisen heißt es nun, Peters haben seinen Einfluss auf die zuständigen Saarstahl-Betriebsräte genutzt, um Engelen-Kefer das Aufsichtsratsmandat wegzunehmen und sie zu düpieren. Die IG Metall wies dies zurück. Gerade Peters habe Engelen-Kefer viele Jahre unterstützt, sagte ein Gewerkschaftssprecher. Beim Saarstahl-Betriebsrat hieß es, für die Nominierung des Aufsichtsratsmitglieds sei der DGB zuständig.

DGB-Sprecher Hilmar Höhn sagte dem Tagesspiegel, man habe sich vergeblich bemüht, die Sitzung der Saarstahl-Betriebsräte auf einen Termin nach dem DGB-Kongress zu legen und somit die Vorstandswahl abzuwarten. Das gesamte Verfahren sei mit Sehrbrock und Engelen-Kefer abgesprochen gewesen. Der geschäftsführende Vorstand des DGB, dem Engelen-Kefer angehört, habe dann nach Rücksprache mit der IG Metall, die in der Montanindustrie den Ton angibt, Sehrbrock als Kandidatin für den Saarstahl-Aufsichtsrat vorgeschlagen. Dass auch Engelen-Kefer zur entscheidenden Sitzung an die Saar fuhr, kann sich Höhn nicht erklären. Engelen-Kefer selbst wollte sich zu der Angelegenheit nicht äußern.

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