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Wirtschaft: Entlastet der Euro die Reisekasse?

BERLIN .Seit über 20 Jahren ist Gerti von Stetten aus Frankfurt am Main gerne im europäischen Ausland unterwegs.

BERLIN .Seit über 20 Jahren ist Gerti von Stetten aus Frankfurt am Main gerne im europäischen Ausland unterwegs.Da die nationalen Währungen bis Ende 2001 volle Gültigkeit besitzen, kann sie für ihre Reise wie gewohnt D-Mark in Franc, Lire, Pesetas, Drachmen oder andere Währungen umtauschen.Für Eurocheques erhält sie bis zum Jahre 2002 auch weiter rund um das Mittelmeer - mit Ausnahme von Syrien und Lybien - einen Gegenwert von bis zu 400 DM.Auch an Geldautomaten in den Teilnehmerstaaten der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion kann sie bis zum 1.Januar 2002 mit ihrer EC-Karte bis zu 1000 DM in der jeweiligen Landeswährung beziehen.Erst im Januar 2002 werden sämtliche Geldautomaten in den Teilnehmerländern auf den Euro umgestellt.

Mit der Einführung des Euro kann es für Urlauber freilich auch schwieriger werden, die Preise zu vergleichen.Schließlich wird nicht mehr direkt von der einen in die andere Währung umgerechnet, sondern indirekt über den jeweiligen Euro-Kurs.Ohne Taschenrechner oder Umrechnungstabellen ist das im Einzelfall gar nicht so einfach.Ganz abgesehen davon stellt sich auch in der Reisebranche die Frage, ob die Einführung des Euro nicht zu verdeckten Preiserhöhungen führt.Viele Reisebüros könnten die Gunst der Stunde durchaus nutzen und die Preise nach oben aufrunden.

Reisechecks für Euroländer kann die Globetrotterin in der Übergangszeit, also vom 1.Januar 1999 bis zum 31.Dezember 2001, freilich sowohl auf Euro als auch auf die Landeswährung ausstellen.Auch Zahlungen mit der Kreditkarte können bereits vom Januar 1999 an in Euro vorgenommen werden.Der Vorteil solcher bargeldlosen Transaktionen liegt auf der Hand: Überzähliges Geld, das vom Umtausch zu Reisebeginn übrigbleibt, muß nicht zurückgewechselt werden.Das spart Bankgebühren.Außerdem entfallen bei bargeldlosen Transaktionen in Euro schon jetzt die teuren Umrechnungsgebühren.

Die große Entlastung für die Reisekasse kommt aber erst im Jahr 2002.Erst dann, wenn der Abschied von der Mark definitiv wird, werden die Umtauschkosten für die Beschaffung von Reisezahlungsmittel gänzlich entfallen.Rund drei Mrd.DM sollen deutsche Urlauber angeblich auf diese Weise sparen.Vielleicht senken die Reiseunternehmen dann außerdem noch die Preise.Denn bisher fallen bei Reisen bis zu fünf Prozent Gebühren für grenzüberschreitende Überweisungen und die Absicherung von Wechselkursrisiken an.Mit der Preisangabe in Euro halten sich die Reisebüros allerdings noch bedeckt.Erst in ihren Prospekten für die Wintersaison 2001/2002 wollen sie die Preise in Euro ausweisen.Fluggesellschaften sind da schneller: Schon ab Januar 1999 wird beispielsweise die Deutsche Lufthansa dem Fluggast, der in ein Land der Europäischen Union reist, das Ticket in Euro anbieten.

Die Einführung des Euro hat für Urlauber aber auch Nachteile: Ließ es sich durch den Kursanstieg der D-Mark etwa gegenüber Peseta oder Lira in Ländern wie Spanien oder Italien bisher günstig leben, so entfällt dieser Vorteil zukünftig.Griechenlandurlauber hingegen können bis zu einem eventuellen Beitritt Athens in den Euro-Club weiterhin auf Wechselkursvorteile gegenüber der griechischen Drachme hoffen.

Ähnliche Prognosen gelten für zahlreiche Weichwährungsländer.Sonnenstaaten wie Tunesien oder die Türkei werden für Touristen weiterhin attraktiv bleiben.Für Länder im Dollarraum lassen sich allerdings bisher keine sicheren Prognosen treffen.Tendiert die Währung in Euroland gegenüber dem US-Dollar hingegen zur Schwäche, werden USA-Reisende wohl oder übel tiefer in die Tasche greifen müssen; wertet er auf, werden Trips in die Staaten billiger.

Der Euro-Fahrplan

31.Dezember 1998: Die Umrechnungskurse der Teilnehmer-Währungen zum Euro werden festgelegt.Maßgeblich ist der Wert der Korbwährung ECU.Ein ECU entsprach Mitte November knapp 1,96 DM.

1.Januar 1999: Start der Währungsunion.Die Wechselkurse der Teilnehmerwährungen zueinander werden unwiderruflich festgelegt.Die Geldpolitik geht auf die EZB über.

4.Januar 1999: Mit dem ersten Handelstag im neuen Jahr werden Aktien und Anleihen an den deutschen Börsen nur noch in Euro notiert.

bis Ende 1999: Die Landeswährungen bleiben noch das allein gültige Bargeld, .Der Euro kann aber im bargeldlosen Zahlungsverkehr eingesetzt werden.Konten können in Euro geführt werden.Neue Staatsschulden werden auf Euro lauten.

1.Januar 2002: Ausgabe der neuen Geldscheine und Münzen.Euro und Cent können überall im Zahlungsverkehr als Bargeld eingesetzt werden.

Bis 30.Juni 2002: Die Übergangszeit ist beendet.Der Euro ist das einzig gültige Zahlungsmittel im Euroland.

HELMUT ZERMIN

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