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Wirtschaft: Eon: Der Energiekonzern meldet sich zurück

Der Nächste könnte ein berühmter Formel-1-Pilot sein. Noch knapp vier Wochen wird der Muskelprotz Arnold Schwarzenegger für den Energiekonzern Eon die Werbetrommel rühren, dann folgt ihm der nächste Werbestar.

Von Antje Sirleschtov

Der Nächste könnte ein berühmter Formel-1-Pilot sein. Noch knapp vier Wochen wird der Muskelprotz Arnold Schwarzenegger für den Energiekonzern Eon die Werbetrommel rühren, dann folgt ihm der nächste Werbestar. Nach der Schauspielerin Veronika Ferres ("Mein Eon ist aus Wasser") und dem Stromwerber Schwarzenegger ("Mix it") fehlt den Düsseldorfern jetzt eigentlich nur noch einer, der die Kundschaft mit dem Slogan "Gas geben" lockt.

Denn vor knapp zwei Wochen hat Eon-Konzernchef Ulrich Hartmann eine Transaktion eingefädelt, welche das Unternehmen (Umsatz: 93,2 Milliarden Euro, Ergebnis: 2,7 Milliarden Euro) mit einem Schlag ganz nach oben in den Olymp der europäischen Energiemächte beförderte. Indem Hartmann geschickt die Eon-Tochter Veba Oil mit der Tankstellenmarke Aral beim britischen Ölmulti BP gegen dessen Beteiligung an der Ruhrgas AG eintauschte, bestätigte er seinen Führungsanspruch in allen drei wichtigen Energie-Versorgerbereichen: Strom, Wasser und Gas.

Riskante Fusion zweier Konglomerate

Doch das Ruhrgas-Geschäft, das Hartmann über kurz oder lang die Mehrheit an Deutschlands größtem Gasimporteur sichern wird, ist mehr als nur ein simpler Aktientausch. Vielmehr ist es ein Zeichen dafür, dass sich das unübersichtliche Industriebeteiligungs-Konglomerat, bestehend aus der alten Veba AG und der Viag AG, nach langen Monaten der Selbstfindung nun kraftvoll zurück gemeldet hat.

Das Risiko des Untergangs war nicht klein. Mehr als skeptisch beäugten die Anleger die Fusion von Viag und Veba vor gut zwölf Monaten. Zwei traditionsreiche Versorger mit vielen Untergesellschaften in den unterschiedlichsten Branchen? Noch dazu eine Beteiligung des Freistaates Bayern? So mancher ahnte zermürbende Machtkämpfe in den Vorstandsetagen und kostenintensive Brüche, bis das Veba-Viag-Duo strategisch ausgerichtet sein würde. Zumal die Margen im Strommarkt durch die Liberalisierung einbrachen und der deutschen Konkurrenz beachtliche Allianzen gelangen. RWE verleibte sich den britschen Wasserriesen Thames Water ein, und EnBW Energie Baden-Württemberg band sich an Europas Stromkonzern Nummer Eins, die mächtige französische Eletricité de France (EdF).

Und Eon? Erst flopte Hartmann bei dem Versuch, mit dem französischen Wasserkonzern Suez Lyonnaise ins Geschäft zu kommen. Dann lieferte er sich mit dem amerikanischen Stromhändler Mirant ein zeitraubendes Gemetzel, um durch den Tausch seiner Bewag-Anteile gegen Sydkraft im nordeuropäischen Energiemarkt einen Fuß auf den Boden zu bekommen. Kein Wunder, dass Anleger lange Zeit mehr Interesse an RWE als an Eon zeigten. Doch Hartmann entpuppt sich als Stratege, der sich durch solche Missgriffe nicht aus dem Konzept bringen lässt. Seine gut gefüllte Geldbörse (80 Milliarden Mark) setzt er für gezielte Einkäufe in Europa und Übersee ein, die ihm Erzeugerkapazitäten und den direkten Zugang zu den Kunden im europäischen und amerikanischen Energiemarkt sichern. Von Skandinavien über Deutschland, Osteuropa bis zu den Alpen reicht mittlerweile das europäische Eon-Netz. Und mit dem Kauf von Powergen ist Hartmann der Einstieg in den wachstumsstarken amerikanischen Markt gelungen.

Zieht man ins Kalkül, dass sich in den nächsten Jahren eine umfassende Neuverteilung des gesamten europäischen Energiemarktes vollziehen wird, dann befindet sich Eon nach Ansicht von Gerlinde Gollasch, Branchenanalystin bei der Bankgesellschaft Berlin, in einer "hervorragenden Ausgangsposition". Und die Aktie? Für Gollasch ist Eon "eindeutig unterbewertet". Dass das Papier gut und gern zehn Euro mehr kosten könnte, meint Gollasch, werde sich über kurz oder lang zeigen.

Schub für die Aktie möglich

Womöglich schon in ein paar Monaten. Denn auch die Analysten von M. M. Warburg attestieren dem Düsseldorfer Versorger, dass das Jahr 2002 Eon einen Schub bringen werde. Allein die Senkung der Körperschaftsteuer werde dem Konzern einen Ergebnisbeitrag von 200 Millionen Euro bringen. Auch der von der Bundesregierung angestrebte steuerfreie Verkauf von Unternehmensbeteiligungen wird sich für die Warburg-Analysten zum Vorteil für Eon erweisen. Auf der Verkaufsliste der Düsseldorfer Konzernzentrale stehen Unternehmen mit einem geschätzten Wert von zusammen fast sieben Milliarden Euro.

Der Löwenanteil liegt dabei in der Chemie, bei der neuen Degussa. Das Unternehmen, längst vom Eon-Kerngeschäft abgedrängt, soll an die Börse gebracht werden und wird das Unternehmenstableau von Eon noch einmal wesentlich übersichtlicher machen. Das gleiche gilt für die Immobilientochter Viterra. Während sich Eon den direkten Zugang zu mehr als 100 000 Energiekunden durch die Viterra sichern wird, rechnen Fachleute damit, dass sich der Konzern über kurz oder lang aus dem schwierigen Baugeschäft zurückziehen wird. In Gedanken längst abgestoßen hat Eon auch Klöckner (Verkaufsziel noch im Jahre 2001), den Logistiker Stinnes und VAW Aluminium (2002) und auch den Waferhersteller MEMC. Was dann noch übrig bleibt? Strom, Gas und Wasser.

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