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Das war nicht einfach, sagt Eon-Chef Tyssen über das Fukushima-Jahr 2011. Wegen Sonderabschreibungen auf AKW gab es einen Milliardenverlust. Foto: dpa

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Wirtschaft: Eon schreibt rot – der Kurs explodiert

Abschreibungen auf Kernkraftwerke führen zum bislang schlechtesten Ergebnis, aber es soll besser werden.

Berlin - Die Zukunft liegt auf hoher See. Alle 18 Monate will Eon künftig einen Offshore-Windpark in Betrieb nehmen und für die Anlagen in den kommenden fünf Jahren zwei Milliarden Euro ausgeben. „Erneuerbare Energien und insbesondere Offshore-Wind sind die Wachstumsfelder“, schreibt Vorstandschef Johannes Teyssen an die Eon-Aktionäre und spricht von „nachhaltig attraktiven Projektrenditen“. Tatsächlich verdiente Eon 2011 bereits 1,5 Milliarden Euro mit Erneuerbaren Energien. Noch schönere Profite gab es bis vor zwölf Monaten mit der Atomkraft. Eon betrieb damals noch fünf Akw und war an fünf weiteren beteiligt. Nach Fukushima und der deutschen Energiewende kam die Kernkraft den größten deutschen Energiekonzern teuer zu stehen.

Im vergangenen Geschäftsjahr drückten die Stilllegung von zwei Kernkraftwerken sowie die Kernbrennstoffsteuer das Ergebnis um 2,5 Milliarden Euro. Zuzüglich weiterer Abschreibungen gab es sogar Sonderbelastungen um die fünf Milliarden Euro, so dass für Eon unterm Strich ein Verlust von 2,2 Milliarden Euro stand. Folgerichtig sprach Teyssen am Mittwoch bei der Vorlage der Bilanz vom bislang „schwierigsten Jahr“ in der Unternehmensgeschichte, die im Jahr 2000 mit der Fusion von Viag und Veba zu Eon begonnen hatte. An der Börse kam das aber anders an. Mit einem erstaunlichen Plus von sieben Prozent lag die Eon-Aktie mit weitem Abstand an der Spitze der 30-Dax-Titel.

Das erklärt sich womöglich mit einem vielversprechenden Ausblick: Teyssen zufolge hat der Konzern „die Talsohle erreicht“. In diesem Jahr „werden wir einen Ergebnisanstieg sehen, der sich in den Folgejahren fortsetzen wird“, kündigte Teyssen an und versprach gleichzeitig den Aktionären eine Dividende von 1,10 Euro für 2012 und „mindestens“ 1,10 Euro für 2013, nachdem es für 2011 nur 1,00 Euro gibt. In diesem Jahr soll das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen von zuletzt 9,3 auf rund zehn Milliarden Euro steigen. Und für 2013 traut sich die Konzernführung auch schon eine Prognose zu: rund zwölf Milliarden Euro. Bis dahin soll der sogenannte nachhaltige Konzernüberschuss, der den Gewinn nach Steuern, Abschreibungen und Sondereffekten ausweist, um eine Milliarde auf rund 3,5 Milliarden Euro steigen. Für das vergangene Jahr gibt Eon den nachhaltigen Konzernüberschuss mit 2,5 Milliarden Euro an (minus 50 Prozent). Dieser Überschuss ist die maßgebliche Größe für die Dividende, die von 1,50 Euro für das Geschäftsjahr 2010 nun auf 1,00 Euro gekürzt wird.

Teyssen bekräftigte erneut die Grundlagen der Konzernstrategie, wonach es Wachstumsmöglichkeiten vor allem außerhalb Europas gibt. „In Nordamerika ist unser mittlerweile 17. Windpark im Bau“, und in Russland seien bis Ende 2011 drei neue gasbetriebene Kraftwerksblöcke in Betrieb genommen worden. Für Brasilien hat Teyssen große Pläne für konventionelle und erneuerbare Anlagen mit einem Partner vor Ort. Und in der Türkei sowie in Indien sollen noch im Verlauf dieses Jahres Partnerschaften eingegangen werden.

Nur langsam gibt es Besserung im Gasgeschäft, wo langfristige Verträge zu hohen Preisen das Ergebnis im vergangenen Jahr um 700 Millionen Euro drückten. Immerhin sei inzwischen gelungen, „für rund 40 Prozent unserer langfristig kontrahierten Gasmengen günstigere Konditionen zu verhandeln“, darunter die norwegische Statoil. Das gilt bislang aber nicht für die russische Gazprom, von der Eon etwa 35 Prozent seines Gases bezog. Die Auseinandersetzung mit den Russen liegt derzeit vor einem Schiedsgericht.

Der Verkauf von Geschäftsteilen im Volumen von 15 Milliarden Euro bis Ende 2013 läuft nach Vorstandsangaben nach Plan, als Nächstes werde voraussichtlich das Gasnetz abgestoßen.

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