zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Eon verdient prächtig

Trotzdem höhere Strompreise möglich / Weitere Übernahmen nach Endesa

Berlin - Der größte deutsche Energiekonzern Eon hat im ersten Halbjahr unerwartet viel Geld verdient. Dank der hohen Strompreise konnte das Unternehmen seinen Umsatz um 31 Prozent auf 36,9 Milliarden Euro steigern, der Konzernüberschuss kletterte – bereinigt um Sondereffekte – um 32 Prozent auf 2,8 Milliarden Euro. Trotzdem deutete Konzernchef Wulf Bernotat bereits weitere Erhöhungen der Strompreise an. Der Aktienkurs des Energiekonzerns stieg nach Bekanntgabe der Zahlen. Bei Handelschluss kostete das Papier 99,96 Euro – ein Plus von rund 2,6 Prozent.

Eon steht derzeit zusammen mit anderen Energieunternehmen im Visier der Bundesnetzagentur. Die Regulierungsbehörde überprüft die Durchleitungsentgelte, die das Unternehmen für seine Stromnetze verlangt. Für das regionale Eon-Netz in Thüringen hat die Agentur die Entgelte bereits abgesenkt. „Wir werden die Kürzung der Netzentgelte in vollem Umfang an die Kunden weitergeben“, kündigte Eon-Chef Bernotat in einer Telefonkonferenz an. Allerdings würden die Verbraucher wegen der Mehrwertsteuererhöhung zum 1. Januar 2007 davon nicht viel haben. „Die Mehrwertsteuer lässt sicher eine Erhöhung der Strompreise zum 1. Januar zu“, sagte Bernotat. „Der Anhebungsbedarf könnte sogar leicht über dem Senkungspotenzial bei den Netzentgelten liegen.“ Eon werde dazu mit den zuständigen Landesbehörden sprechen.

Auch andere Stromunternehmen planen offenbar Preiserhöhungen. So beantragten mehrere Regionalgesellschaften des RWE-Konzerns bei den zuständigen Wirtschaftsministerien der Länder Preisänderungen, wie ein Unternehmenssprecher bestätigte. Laut einem Bericht der „WAZ“ geht es um eine Erhöhung von 7,5 Prozent. Und eine Umfrage der Nachrichtenagentur dpa ergab, dass bundesweit viele Versorger Preissteigerungen anstreben. Verbraucherschützer äußerten Kritik. Vattenfall hingegen versprach, seine Preise in Hamburg und Berlin bis Mitte 2007 stabil zu halten.

Eon traf wegen der erwarteten Absenkung der Netzentgelte Vorsorge in Höhe von 325 Millionen Euro – schließlich stehen in den kommenden Wochen noch zahlreiche Behördenbescheide zu weiteren Regionalnetzen an. Für das Konzernergebnis hingegen stellt der Druck durch die Bundesnetzagentur offenbar keine allzu große Belastung dar. So erhöhte Eon seine Prognose für das Gesamtjahr. Beim unbereinigten Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) geht das Unternehmen nun von einem Wachstum „im oberen einstelligen Prozentbereich“ aus. Bisher war die Rede von einem Plus im „unteren einstelligen Prozentbereich“.

Analysten bewerteten die von Eon vorgelegten Daten positiv. „Die Zahlen sind beeindruckend“, kommentierte Nils Machemehl vom Bankhaus M.M. Warburg.

Auch langfristig rechnet Bernotat mit hohen Energiepreisen. Dies zeige die Entwicklung beim Ölpreis. „Die Zeit billiger Energie ist vorbei“, sagte er. Europa müsse sich auf einen verstärkten Wettbewerb mit anderen Weltregionen um Öl und Gas einstellen. „Dafür braucht Europa Energieunternehmen mit starken Schultern“, sagte Bernotat. Damit spielte er auf die geplante Übernahme des spanischen Versorgers Endesa für knapp 30 Milliarden Euro an, wodurch Eon zum weltweit größten Energieversorger aufsteigen würde.

Trotz des Widerstands der spanischen Behörden hält Eon an der Übernahme fest. „Wir verfolgen unsere Ziele mit großer Ausdauer“, sagte Bernotat. Eine langwierige juristische Auseinandersetzung erwarte er aber nicht. Die spanische Energiebehörde CNE hatte die Übernahme im Juli genehmigt, dabei jedoch weitgehende Auflagen erteilt. Die EU-Kommission wiederum steht hinter der Übernahme und drängt Spanien, seinen Widerstand aufzugeben. Endesa dürfte nicht das letzte Großprojekt für Eon werden. „Wir werden uns auch nach Endesa um Übernahmen bemühen“, sagte Bernotat. „Dafür werden wir auch die Mittel haben.“ Namen nannte er allerdings keine. In der Branche wird seit längerem über einen Einstieg beim britischen Energieversorger Scottish Power spekuliert. Das wollte Bernotat zwar nicht bestätigen. „Wir schauen uns den englischen Markt aber interessiert an.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false