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Wirtschaft: „Er riecht nach Porsche“

VW-Strategiechef Matthias Müller führt künftig den Sportwagenhersteller Konzernpatriarch Ferdinand Piëch zieht die Fäden

Stuttgart/Berlin - Großes Stühlerücken im Spitzenmanagement des Volkswagen-Konzerns: VW-Strategiechef Matthias Müller wird wie erwartet im Oktober neuer Porsche-Chef. Er ersetzt Michael Macht, der in Wolfsburg künftig Produktionsvorstand im VW-Konzern wird. Der bisherige Produktionschef Jochem Heizmann koordiniert in Zukunft in einem neu geschaffenen Vorstandsressort das Lkw-Geschäft von Europas größtem Autobauer. VW ist an MAN und Scania maßgeblich beteiligt. Das beschlossen am Dienstag die Aufsichtsräte von VW und Porsche.

Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück stellte Müller am Dienstag der Belegschaft am Stammsitz in Zuffenhausen vor. Hück hatte mit VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch im Hintergrund die Personalrochade organisiert. „Wir brauchen im Management eine gute Mischung aus Eigengewächsen und Zugängen von außen“, sagte Hück dem „Handelsblatt“. Mit Müller verzichte Piëch in Wolfsburg zugunsten von Porsche auf einen Spitzenmann. „Ferdinand Piëch hängt an Porsche. Auf ihn kann ich mich verlassen“, betonte Hück. Müller sei der „richtige“ Mann: „Er riecht nach Porsche, ist tiefergelegt und hat breite Reifen.“

Müller ersetzt Macht, obwohl dieser erst vor einem Jahr die Nachfolge von Wendelin Wiedeking als Chef des Sportwagenbauers angetreten hatte. Wiedeking musste nach der misslungenen Übernahme von VW seinen Platz räumen. Porsche drohte wegen riskanter Finanztransaktionen unter der Schuldenlast zusammenzubrechen – in dieser Situation drehte VW den Spieß um und besitzt jetzt schon die Hälfte der Porsche AG. 2011 soll Porsche als zehnte Marke in den VW-Konzern eingegliedert werden.

Müller sei ein ausgewiesener Produktexperte mit „außergewöhnlicher Kompetenz für das Zusammenspiel eigenständiger Marken in einem integrierten und weltweit führenden Automobilkonzern“, erklärte Porsche-Aufsichtsratschef Wolfgang Porsche. Mit seinem Wissen sei der 57-jährige Manager „Garant dafür, dass die Weltmarke Porsche ihre Spitzenposition nicht nur behaupten, sondern auch weiter ausbauen“ könne. Müller gilt als Vertrauter von VW-Chef Martin Winterkorn, der den Stuttgarter Sportwagenbauer enger an den Wolfsburger Konzern bindet. Mit der Vergrößerung des Vorstandes wolle VW zugleich die Voraussetzungen für seine Strategie schaffen, bis 2018 weltgrößter Autokonzern zu werden, teilte VW am Dienstag mit.

„Mit den Personalien leitet der Konzern eine neue Ära ein“, kommentierte Frank Schwope, Autoanalyst bei der Nord LB, den Personalwechsel. Erstmals gebe es bei Volkswagen ein Vorstandsressort für die Nutzfahrzeuge. Das sei notwendig, um die beiden Beteiligungen Scania und MAN näher aneinander heranzuführen. „Ziel wird sein, die im Pkw-Bereich so erfolgreiche Modulstrategie auf den Lkw-Bereich zu übertragen, um die Entwicklungs-, Personal- und Einkaufskosten zu senken“, so Schwope.

„Das Lkw-Geschäft ist ein entscheidender Bestandteil der Wachstumsstrategie des Volkswagen-Konzerns“, betonte Winterkorn. Deswegen werde es künftig vom Konzernvorstand direkt gesteuert. Mit dem 49-jährigen Macht rücke zudem ein ausgewiesener Produktionsexperte in die Führungsebene von Europas größtem Autobauer vor, und VW verbessere die Chancen, seine Ziele zu erreichen.

Porsche-Enkel Ferdinand Piëch schwebt ein Megakonzern vor, der vom Motorrad über kleine Autos und Supersportwagen bis zum Schwerlaster alles anbietet, was rollt. Im vergangenen Jahr hatte sich der Konzern deshalb bereits am japanischen Kleinwagenspezialisten Suzuki beteiligt. Dagegen kam die von Piëch angestrebte Lkw-Allianz wegen Widerständen bei dem schwedischen Scania-Konzern sowie bei MAN bisher nicht recht voran. Gute Nachrichten gab es von der Absatzfront: In den ersten sechs Monaten seien mehr als 3,5 Millionen Autos verkauft worden, das entspreche einem Plus von voraussichtlich 15 Prozent, sagte Winterkorn am Dienstagabend am Rande einer Fahrzeug-Präsentation. mot/HB/rtr

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