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Wirtschaft: Erdbeerpflücken mit Zwangspause

Martin Weber ist Mitinhaber des Obsthofs Pohritzsch in SachsenAnhalt. Äpfel, Kirschen und Erdbeeren werden vor allem von Saisonkräften geerntet.

Martin Weber ist Mitinhaber des Obsthofs Pohritzsch in SachsenAnhalt. Äpfel, Kirschen und Erdbeeren werden vor allem von Saisonkräften geerntet. Das Problem: Erntehelfer aus dem Ausland dürfen im Jahr nur vier Monate beschäftigt werden – doch damit ist nicht das Kalenderjahr gemeint. Beispiel: Ein Pole pflückt Obst vom 16. Mai bis zum 16. September. Bis er den nächsten Einsatz bei Weber machen darf, muss nun nach deutschem Recht ein Jahr vergehen. Das heißt im nächsten Jahr kann er erst am 17. September mit der Arbeit beginnen; dann ist die Ernte allerdings gelaufen. Faktisch kann der Obsthof die ausländischen Helfer also nur alle zwei Jahre einsetzen. Für Weber ist das schlecht, denn er braucht jedes Jahr 30 Saisonkräfte aus Polen.

Auch bei den deutschen Erntehelfern könnte manches besser laufen. Die Mitarbeiter sind bei rund 25 Krankenkassen versichert, die ihrerseits überprüfen, ob alles korrekt abgerechnet wird. „Das macht uns eine riesige Arbeit“, sagt Weber. Viel besser wäre es für ihn , wenn der Arbeitgeber die Beiträge an den Arbeitnehmer auszahlt und der dann das Geld an seine Kasse weiterreicht.

„Ich bin die Buchhaltung der Krankenkasse“, klagt auch Heinrich Dittmann, der in der Nähe des Frankfurter Flughafens mit rund 200 Mitarbeitern Sicherheitsdienste anbietet. „Als Mittelständler hat man keine Zeit mehr, sich um seine Arbeit zu kümmern", sagt Dittmann über den Papierkrieg mit Behörden und Sozialkassen. Ständig seien statistische Erhebungsbögen auszufüllen und mindestens fünf Mal im Jahr habe er Prüfer vom Finanzamt, der Berufsgenossenschaft oder den Kassen im Haus. „Wir wollen doch nur arbeiten dürfen“, stöhnt Dittmann und ärgert sich insbesondere über den Ton in den Amtsschreiben: „Wenn Sie bis dahin nicht das und das machen, dann droht das oder das.“ Der Staat, die Verwaltung habe sich längst verselbstständigt und sei jedenfalls „nicht mehr für den Bürger da“.

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