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Wirtschaft: Erdgas: Ruhrgas-Chef verteidigt Ölpreisbindung

Die Koppelung der Preise von Öl und Gas hat sich für Ruhrgaschef Friedrich Späth bewährt. Es sei illusionär zu glauben, ohne Ölbindung könnte der Preis für das ökologisch wertvollere Erdgas von der allgemeinen Energiepreisentwicklung abgekoppelt werden, erklärte er im Gespräch mit dem Handelsblatt.

Die Koppelung der Preise von Öl und Gas hat sich für Ruhrgaschef Friedrich Späth bewährt. Es sei illusionär zu glauben, ohne Ölbindung könnte der Preis für das ökologisch wertvollere Erdgas von der allgemeinen Energiepreisentwicklung abgekoppelt werden, erklärte er im Gespräch mit dem Handelsblatt. Die Ölpreisbindung des Gases ist in die Kritik geraten, weil beide Primärenergien sich in den letzten Monaten drastisch verteuert haben.

Während die Liberalisierung der Strommärkte die Preise um 20 bis 50 Prozent rutschen ließ, wird für den Gasmarkt trotz bevorstehender Marktöffnung nur ein moderater Rückgang erwartet. Anders als bei Strom, wo Überkapazitäten auf stagnierende Nachfrage treffe, sei Erdgas auf anhaltendem Wachstumskurs. Kräftige Zuwächse beim Erdgasabsatz belegten, dass dieser Energieträger wettbewerbsfähig bleibe.

Bei der vollständigen Öffnung der Märkte und der Gasnetze zum Transport für Dritte seien die Deutschen gemeinsam mit Großbritannien Vorreiter in Europa, betonte der Vorstandsvorsitzende der Ruhrgas AG. Deutschlands größte Ferngasgesellschaft mit einem Marktanteil von 60 Prozent wird heute die Netzzugangsbedingungen ins Internet stellen. Damit werde die privatwirtschaftliche Verbändevereinbarung, die kurz vor Toresschluss der Umsetzung der europäischen Gasrichtlinie zum 10. August unterzeichnet worden war, mehr als erfüllt, sagte Späth.

Für das 10 500 Kilometer lange Pipeline-System der Ruhrgas, das aus zwei unterschiedlichen Netzteilen zusammengesetzt ist, wird ein entfernungsabhängiger Einheitspreis eingeführt. Dieser liegt im überregionalen Transportnetz, das aus groß dimensionierten Leitungen mit hohen Betriebsdrücken besteht, bei 0,46 Mark je Normkubikmeter pro Kilometer und Jahr. Im regionalen Netz mit Leitungen, die sehr unterschiedliche Durchmesser und niedrige Betriebsdrücke haben, werden 1,70 Mark berechnet. Für Systemdienstleistungen werden 8,50 Mark pro Normkubikmeter je Aktie gefordert. "Damit liegen wir im Schnitt unter den Vorgabedaten der Verbändevereinbarung sowie am unteren Ende der bisherigen Veröffentlichungen", so der Ruhrgas-Chef.

Wie Späth weiter ausführte, seien damit die "Anforderungen der Verbändevereinbarung bei der Entgeltgestaltung nach dem Prinzip der Einfachheit, Übersichtlichkeit und Benutzerfreundlichkeit umgesetzt" worden. Die internationale Wettbewerbsfähigkeit sei durch das Prinzip "ganz einfach und transparent" gewährleistet.

Das Erdgas bleibe auch gegenüber den Substitutionsenergien Öl, Kohle und Strom wettbewerbsfähig. Späth verteidigt die Ölpreisbindungsklauseln in den langfristigen Bezugs- und Absatzverträgen. Sie waren durch die Verteuerung des Mineralöls, die nun auch die Gaskunden erreicht, zuletzt heftiger Kritik ausgesetzt. Der Ruhrgas-Chef, der im frühen Stadium seiner Karriere diesen Preisfindungsmechanismus mit entwickelt hat, ist davon überzeugt, dass Erdgas ohne Ölbindung auf keinen Fall billiger komme.

Bei Deutschlands dominierenden Lieferanten Russland, Norwegen und Niederlande befänden sich Öl und Gas in einer Hand. Diese Produzenten würden den anlegbaren Preis nehmen und Marktlagengewinne voll ausreizen. Die Grundidee der Ölbindung des Gases sei es, in langfristige Verträge kurzfristige Elemente einzubringen. Gleichzeitig würde eine kalkulierbare Perspektive für die kapitalintensiven Vorlaufinvestitionen in Exploration und Pipelinesysteme geschaffen. Angesichts der Aufkommensstruktur des internationalen Gasmarktes seien kurzfristige Verträge und Spotmengen nicht zu verantworten. Späth ist davon überzeugt, dass auch auf liberalisierten Märkten längerfristig maximal nur zehn Prozent über den Spotmarkt abgewickelt würden. Von den drei Hauptlieferanten könne keiner den Gesamtbedarf decken. Um Gas aus der Golfregion oder Afrika zu beziehen, müssten sich die Erlöse verdoppeln bis verdreifachen. "Das System der Gasversorgung hat immer geatmet und muss weiter atmen können," betonte Späth.

ews, jsn

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